Essen. Alles muss raus nach dem Lockdown. Auch „Tütü mit Schuss“. Was Ballettchef Ben Van Cauwenbergh in dem klassisch inspirierten Abend zu bieten hat.

Leicht war es nicht, die Tänzer in sieben Monaten Lockdown bei Laune zu halten. Doch als Segler und Teamplayer ist es Ballettintendant Ben Van Cauwenbergh gelungen, zu trainieren und zu motivieren. „Wir sind am Ende der Spielzeit. Wir haben geprobt und geprobt, ohne aufzutreten. Es ist ein Glück, wieder auf die Bühne zu können“, sagt er und präsentiert seine etwas andere Ballettgala „Tütü mit Schuss“, die ursprünglich im vergangenen November geplant war. „Jetzt zeigen wir sie fast im Sommer, auch aus Respekt vor den Tänzern, die daran gearbeitet haben.“

Tänzer Denis Untila zeigt sein komisches Talent

Ben van Cauwenbergh auf der Bühne von „Don Quichotte“. Ein Auszug der Choreografie ist auch bei der Ballettgala zu sehen.
Ben van Cauwenbergh auf der Bühne von „Don Quichotte“. Ein Auszug der Choreografie ist auch bei der Ballettgala zu sehen. © FUNKE Foto Services | Foto: Dirk Bauer

Es ist eine internationale Compagnie. Sie wartet mit eigenen Stars wie Adeline Pastor, Mariya Tyurina, Artem Sorochan, Moisés León Noriega und Denis Untila auf und mit klassischen Werken. Diese Ballettgala verfügt über die beliebten Zutaten. Sie fällt nur deutlich witziger als üblich aus. Da die Compagnie ein breites Spektrum hat, möchte Ben Van Cauwenbergh das auch zeigen. Neben der bekannten Balkonszene aus „Romeo und Julia“ reiht sich auch die Choreografie „Ein Brief an Euch“ zur Schreibmaschinenmusik von Leroy Anderson ein, die einst Jerry Lewis berühmt gemacht hat.

Der sprungkräftige und choreografisch begabte Denis Untila („Othello“) zeigt sein komisches Talent den ganzen Abend über. Beginnend als Diener aus „Dinner for One“ ziehen sich seine Einlagen wie ein roter Faden durch das Programm. „Humor hineinzubringen, ist wichtig, weil die Zuschauer das in der heutigen Zeit brauchen“, so der Ballettchef. „Und es ist ein Stück unserer Identität, mit Spaß durchs Leben zu gehen.“ Davon zeugen unter anderem das Männerballett zu Bobby McFerrins „Don’t Worry, Be Happy“ oder Daniel-François-Esprit Aubers „Pas Comique“.

Zeitgenössisch getanzte Stücke sind auch dabei

Zum Selbstverständnis gehören aber auch klassisch geprägte Choreografien, die zum Teil neu entstanden sind. Ben Van Cauwenbergh hat „Walzer“ aus Bühnenmusik zu „Maskerade“ von Aram Chatschaturjan kreiert und ein Pas de deux aus Adophe Adams „Der Korsar“, das mit Repertoirelieblingen wie dem Blumenwalzer aus Tschaikowskis „Nussknacker“ und dem Finale aus Minkus’ „Don Quichotte“ präsentiert wird.

Eine Brücke zu der folgenden Produktion „P4ssions“ schlägt „Percussion“, das in Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Tänzer, Ballettmeister und Choreografen Armen Hakobyan entstanden ist. Das zeitgenössische Stück hört auf die Trommeln von Joji Hirota & Taiko Drummers: Harvest und zeigt wie übergreifend das Essener Ballett arbeitet. Als Vorboten der zweiten Premiere in dieser Saison bringen derzeit Christiane Marchant, die David Dawsons „A Million Kisses“ einstudiert, und Urtzi Aranburu, Assistent von Ballettlegende Jiří Kylián, mit „Double You“ frischen Wind in den Probensaal. Und es scheint, als hätten die Tänzer ihre Zugabe „Always Look on the Bright Side of Life“ bereits verinnerlicht.