Essen. Auch Foto Frankenberg in Essen hat Corona hart getroffen. Dem Inhaber gelang es aber mit einer pfiffigen Idee, Kontakt mit den Kunden zu halten.
Nach monatelangem Lockdown war Shoppen in Essen lange nur unter strengen Corona-Regeln möglich. Seit einigen Tagen dürfen Einzelhändler ihre Kundinnen und Kunden wieder ohne Test und Termin empfangen. „Wir sind heilfroh, das ist ein ganz großer Schritt in Richtung Normalität“, sagt Martin Krause von „Foto Frankenberg“.
Der Andrang auf sein Fotofachgeschäft in der Innenstadt sei groß, freut sich Krause. Die vergangenen Monate der Pandemie brachten im deutliche Einbußen. Die Nachfrage nach Kameras sei in dieser Zeit deutlich zurückgegangen, zeitweise machte Krause rund 40 Prozent weniger Umsatz. Eine harte Zeit: „Wir mussten kämpfen.“
Corona-Pandemie stürzte Essener Einzelhändler in eine Krise
Bei dem Versuch, die Krise zu meistern, musste Krause wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen kreativ werden. Eine besondere Herausforderung für die Essener Einzelhändler war dabei lange die Frage, wie sie trotz geschlossener Geschäfte den Kontakt zu ihren Stammkunden halten und Neukunden dazu gewinnen konnten. Krause hat darauf die passende Antwort für sich gefunden: eine Facebook-Gruppe.
„Wir haben eigentlich einen guten Kontakt zu unseren Kunden, der über den reinen Verkauf hinausgeht. Unsere Kunden ziehen regelmäßig los, um zusammen zu fotografieren. Mit, aber auch ohne uns. Das war dann mit der Corona-Pandemie schlagartig zu Ende“, so Krause.
Virtuelle Foto-Gruppe für Stammkunden
Viele seiner Kunden hätten zu Beginn der Pandemie nach Alternativen gesucht. Sie baten das Team von „Foto Frankenberg“, das seit fast 15 Jahren Kameras und Equipment verkauft, Fotos im eigenen Studio schießt und Bilder entwickelt, um Empfehlungen für Foto-Clubs im Internet. „So kam uns die Idee, einfach eine eigene Gruppe auf Facebook zu erstellen“, erinnert sich Krause.
Die Gründung stellte für ihn kein Problem dar. Denn zum einen war sein Geschäft bereits vor der Pandemie in dem sozialen Netzwerk aktiv. Über 1000 Menschen folgen dem Facebook-Auftritt von „Foto Frankenberg“. „Über diesen Weg war der Zugang zu den Kunden einfach“, sagt Krause. Er habe in einem Posting auf die Gründung der Gruppe aufmerksam gemacht, und viele Menschen seien seiner Einladung gefolgt.
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Facebook-Gruppe für Essener Händler mit hohem Zeitaufwand verbunden
Zum anderen kann Krause auf eine große Stammkundschaft zurückgreifen: „Alle uns namentlich bekannten Stammkunden, die bei uns ein und aus gehen, versammeln wir in der Gruppe.“ Mittlerweile tauschen fast 270 Leute Foto-Tipps aus und präsentieren dort ihre Werke.
Für den Inhaber und sein Team bedeute die Facebook-Gruppe zwar einen hohen Zeitaufwand: „Man ist schon gut beschäftigt damit, bis spät in die Abendstunden Rede und Antwort zu stehen.“ Doch der Aufwand lohne sich – auch finanziell, obwohl weder „Foto Frankenberg“ noch andere Unternehmen dort Werbung schalten.
Stammkunden binden, Neukunden gewinnen
„Uns hat erstaunt, wie viel wir über Facebook verkauft haben und verkaufen. Aus der Gruppe kommen viele Anfragen nach Produkten aller Art“, so Krause. Ihm gelang es dank der Facebook-Gruppe außerdem, nicht nur den Kontakt zu seinen Stammkunden zu halten, sondern auch Neukunden zu gewinnen: „Das ist einer der schönsten Effekte.“ Insgesamt sei die virtuelle Gruppe laut Krause ein „sehr gutes Kunden-Bindungsinstrument“.
Um den Austausch unter den Mitgliedern zu fördern, wird nun jeden Monat ein neues Motto ausgewählt. Die Mitglieder haben vier Wochen Zeit, um Fotos zu einem bestimmten Thema einzureichen, zum Beispiel zu den Kategorien „Winter im Pott“ oder „Rot-Weiss“.
Lockerungen für den Handel
Essen ist seit dem 2. Juni bei den Corona-Lockerungen in „Stufe 2“. Läden dürfen nun einen Kunden auf 10 qm einlassen. In „Stufe 3“ war die Kundenzahl noch auf einen Kunden pro 20 qm begrenzt.
Bleibt die Inzidenz unter der 35er-Marke, könnte ab dem 7. oder 8. Juni die Sonderregel für Geschäfte mit einer Größe von über 800 qm wegfallen. Diese sieht derzeit vor, dass sich in großen Läden weiterhin nur ein Kunde pro 20 qm aufhalten darf.
Foto-Wettbewerb für Gruppenmitglieder
Aus diesem Format entwickelte sich ein Wettbewerb in Kooperation mit dem Kamera-Hersteller Leica. Der Hauptgewinn: eine rund 1000 Euro teure Kamera. 35 Mitglieder qualifizierten sich mit ihren Ideen zum Thema „Wandel“ für die Teilnahme. Oliver Hitzegrad konnte die Fachjury überzeugen. Er reichte ein Bild ein, das im Vordergrund eine vertrocknete Distel zeigt, im Hintergrund das stillgelegte Gelände Phoenix-West in Dortmund.
„Ich liebe es, die Bilder der anderen zu sehen. Man bekommt Anregungen für Orte, vor allem in Essen und der Umgebung, an die man selbst fahren könnte. Der Austausch ist sehr nett. Das gefällt mir sehr gut, um in diesen Zeiten mit den Leuten in Kontakt zu bleiben“, sagt der 47-jährige Hobby-Fotograf.
Für Inhaber Krause steht fest, dass die virtuelle Gruppe auch nach der Corona-Pandemie weiter aktiv bleiben soll. Er freue sich schon darauf, Fotos von den gemeinsamen Ausflügen zeigen und betrachten zu können.