Essen. Mit vielen neuen Ideen reagieren Essens Händler auf den Lockdown. Weiterhin können sich Geschäfte melden und ihre Konzepte vorstellen.
Während des Lockdowns entwickeln Händler viele neue Ideen, um ihr Geschäft trotz aller Einschränkungen weiter betreiben zu können. Diese Zeitung hatte nun beispielhaft einigen Kaufleuten über die Schulter geschaut und dazu aufgerufen, dass sich weitere Läden melden können. Hier einige Reaktionen.
Artikel im Schaufenster mit QR-Code versehen
Als Gabriele Bonsiepe Mitte Dezember die Nachricht von der bevorstehenden Schließung hörte, entschied sie sich zu einem ungewöhnlichen Schritt. Die Chefin des Raumausstattungs-Geschäftes in Kray nahm erst einmal alle Artikel aus der Schaufensterauslage. Doch dabei sollte es nicht lange bleiben. Denn die Ware kehrte schon bald zurück, allerdings war sie zwischenzeitlich fotografiert worden, mit Artikelnummer, Preis und QR-Code versehen. Das Sortiment können sich Kunden nun auch im Onlineshop des Unternehmens ansehen.
Die Webseite habe man selbst erstellt, um präsent zu bleiben, erläutert die Geschäftsfrau. Bestellungen können sich Kunden nach Hause liefern lassen oder auch abholen. Dazu werden Termine vereinbart. „Wir achten natürlich darauf, dass die Übergabe kontaktlos erfolgt.“ Die weiteren Details seien auf der Internetseite beschrieben. Der Versand erfolge deutschlandweit und ab einem Betrag von 30 Euro liefere man auch innerhalb von Essen selbst aus.
Beratung auf Wunsch über Videochat
Baby- und Umstandsmode bilden das Sortiment, mit dem Sabrina Bracke seit vier Jahren ihr Geschäft Style4Kidz betreibt. In Corona-Zeiten sei gerade die Ware für Schwangere weniger gefragt, denn die Frauen würden momentan weitestgehend daheim bleiben. Anlässe, zu denen ansonsten Umstandskleidung getragen werde, seien es nun Feierlichkeiten oder auch berufliche Anlässe, entfallen. Gleichwohl hat die 37-Jährige einen Onlineshop eröffnet und sieht derzeit zu, über diesen Weg auf sich aufmerksam zu machen. Zudem bietet sie auch an, über Videochat, Frauen in Modefragen zu beraten. „Denn Anprobieren im Laden ist nun mal derzeit nicht möglich“.
Ganz zügig einen Onlineshop erstellt
Selbstgenähte Kleidung für Kinder und Erwachsene bietet Alexandra Haske-Diekstall an. Zudem gehören Nähkurse zu ihrem Programm. Dadurch habe sie zwar einen festen Stamm an Kunden, über den sie sich auch sehr freue. Gleichwohl versuche sie vor allem auch über die sozialen Netzwerke auf ihr Geschäft, das den Namen Miss Alexis trägt, hinzuweisen.
Mit der Resonanz auf den Onlineshop, den sie vor kurzem erst entwickelt habe, zeigt sich die Rüttenscheider Händlerin durchaus zufrieden. Nachdem er schon in den ersten beiden Monaten, November und Dezember, sehr gut angenommen worden sei, erfreue er sich nach wie vor recht großer Beliebtheit. Nähstoffe und Zubehör zählen zum Programm des virtuellen Angebots.
Benachbarter Webdesigner schuf für Möbelfirma virtuellen Rundgang
Als Webdesigner Peter Ronsiek vor einigen Wochen las, wie das benachbarte Möbelgeschäft Gooran den Kunden per Handy Fotos von Wunschartikel schickt, machte er der Firma ein Angebot. Er würde einen virtuellen Rundgang erstellen, bei dem sich die Kunden zu Couch, Tisch oder Schrank selbst durchklicken könnten. Überzeugungsarbeit war bei Geschäftsführer Boris Gooran nicht erforderlich. Die Bedeutung des Onlinehandels stehe ohnehin außer Frage und gerade im anhaltenden Corona-Lockdown sei die Präsenz enorm wichtig. Der Unternehmer war sofort von der Idee begeistert und Ronsiek ging auch gleich an die Arbeit. Wer jetzt auf die Seite klickt, wird von der Einladung: „Shoppen Sie auch außerhalb unserer Öffnungszeiten“ empfangen und kann sich sofort ein Bild von dem Sortiment des Möbelgeschäftes machen.
Liveshopping über die sozialen Netzwerke
Click und Collect ist für das Modegeschäft Edelguth selbstverständlich, sagt Inhaber Ralph Cremer. Wer möchte, könne also die Kleidung auf der Homepage aussuchen und bestellen. „Dann gibt es eben zwei Möglichkeiten: entweder abholen oder liefern lassen.“ Beim „Live-Shopping“ können die Nutzer von Facebook und Instagram eine Modenschau in den Räumen von Edelguth verfolgen. Während Mitarbeiter die Kleidungsstücke vorstellen, haben die User Gelegenheit, im Chat Fragen zu Größen, Farben oder Preisen stellen. „Diese werden umgehend beantwortet.“ Rund 60 Online-Besucher seien es beim vergangenen Mal durchgehend dabei gewesen. Am Ende habe das Team 15 Pakete packen können. „Geliefert haben wir innerhalb von Deutschland, aber auch in die Niederlande oder nach Österreich“.
Zum Wein gibt es Speisen und Rezepte
Wer bei Rainer Podzuck von der Weinstube Emma 2 bestellt, erhält zunächst einmal per Mail eine umfangreiche Karte an Angeboten. Haben Kunden eine erste Entscheidung getroffen, berät er sie am Telefon, welche Weinsorte es denn sein soll und vereinbart einen Preis. Zudem können die Gäste auch zwischen rund 20 Speisen auswählen. Wenn der Kunde dann den Wein abholt, erhält er auch das Menü mit dazu. Aber nicht nur das. „Es liegt auch ein Rezept dabei und es gibt Hinweise für die Zubereitung und den Verzehr.“
Das Fashion-Taxi rollt durch die Straßen
Mit dem Fashion-Taxi startete Julia Kämpchen bereits im ersten Lockdown durch und auch jetzt bringt das Team von „Traum in Tüten“ bestellte Kleidung zu Kundinnen und Kunden. Im Umkreis von 30 Kilometern liefern die Mitarbeiter des Modegeschäftes aus. Entweder sind sie bei kürzeren Strecken mit dem Rad unterwegs oder bei längeren Touren mit dem Auto. Bestellungen sind damals wie heute - ganz klassisch - über das Telefon, aber auch per WhatsApp möglich. Weiteres Standbein sind die sozialen Medien wie Instagram und Facebook.
Auf den Vertrieb von Desinfektionsmitteln umgestellt
Eigentlich machen Deko-Ware, Verpackungen und Haushaltswaren das Programm von „Format Warenwunderland“ aus. Daran hat sich im Prinzip auch jetzt nichts geändert, sagt Geschäftsführerin Gabriele Economou. Neu hinzugekommen ist ein Produkt, das sich in Coronazeiten großer Nachfrage erfreut: Handdesinfektionsmittel. Oder kurz Hadesin, so der Name des Artikels. Das Produkt hat sie gemeinsam mit ihrem Freund, von Beruf Parfumeur, entwickelt. Die Fläschchen werden in einer Recklinghauser Brennerei angefüllt, die Etiketten in einer Essener Druckerei hergestellt. Inzwischen habe sie mit Hadesin auch Märkte in Dänemark, Schweden und Norwegen erschlossen, die Herausgabe erfolge aber natürlich auch am Rüttenscheider Laden.
Homepage und Newsletter im neuen Outfit
Bei der Buchhandlung Buchkontext im Girardethaus steht ein umfassender Relaunch von Homepage und Newsletter bevor, so Inhaber Bernd Köster. Die Buchhandlung habe sich an dem Projekt „Digitaler Einzelhandel“ beteiligt, das das Land NRW im Frühjahr ausgeschrieben hatte. Der Liefer- und Abholservice erfreue sich großer Beliebtheit. Darüber hinaus biete der Onlineshop der Buchhandlung umfangreiche Möglichkeiten, selbst nach Büchern zu stöbern.
Kunde kann sich Hifi-Anlage zum Testen bringen lassen
Um auch weiterhin „wahrgenommen zu werden“, wie Eva Pawlak vom gleichnamigen Hifi-Studio sagt, „haben wir unseren Auftritt im Netz verändert“. Auf Instagram und Facebook postet die Firmenchefin jetzt Videos aus eigener Produktion. Darin wendet sie sich an die Nutzer und umreißt das Angebot des Betriebs. Zu den Services gehöre es beispielsweise, dass Kunden durchaus mehrere Hifi-Modelle mit nach Hause nehmen können, um sie daheim durchzutesten.
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