Essen-Nordviertel. Nachbarn im Nordviertel wehren sich gegen die Pläne der Stadt Essen. Sie befürchten den Verlust von Bäumen, Grünflächen und Aufenthaltsqualität.

Mit einer Reinigungs- und Pflanzaktion hat der Verein „Buntes Nordviertel“ am Freitag, 28. Mai, dem „Tag der Nachbarn“, den Eltingplatz aufgehübscht – und gleichzeitig darauf aufmerksam gemacht, dass die von der Stadt geplante Umgestaltung nicht im Sinne der Anwohner ist. Diese haben andere Wünsche.

„Bislang hat man in der Stadtverwaltung unsere Wünsche auf Austausch ignoriert, deswegen braucht es solche Aktionen“, sagt Roland Wulftange vom Verein „Buntes Nordviertel“. Dessen Mitglieder haben am Aktionstag mit gelben Absperrbändern markiert, was im Falle einer Umgestaltung wegfallen würde: Böschungen, Bäume, Grünflächen, Beete müssten weichen – der lauschig-verwunschene Platz, der zum Entspannen einlädt, würde seinen Zauber verlieren. Darüber sind sich alle einig, die an diesem Nachmittag gekommen sind.

Am Eltingplatz spielen die Kinder des Viertels oft draußen

Darunter auch Asad, Zunairh und Malak – die drei Kinder säubern gerade mit viel Eifer die arg verwitterten Sitzbänke. „Hier hören wir viele Vögel. Und es gibt Schmetterlinge“, erzählt der fünfjährige Asad. „Man kann hier auch Blumen pflücken und sich ausruhen“, ergänzt seine siebenjährige Schwester Zunairh, „und hier sieht man auch Fledermäuse“.

Die beiden spielen viel und gerne draußen – das ist im verkehrsberuhigten Eltingviertel noch gut möglich. Am liebsten sind sie auf dem gegenüberliegenden Ostermannplatz. Der ist mit seinen Spielgeräten und dem Fußballfeld quasi das Pendant zum Eltingplatz; beide bilden ein in sich stimmiges, geschlossenes Ensemble. Auch er sollte umgestaltet werden und einer Kita weichen, „doch das ist nach vielen Bürgerprotesten Gott sei Dank endgültig vom Tisch. Die benötigte Kita wird auf einem anderen Grundstück im Nordviertel realisiert“, sagt Wulftange.

Charlotta Jakobs (CSE Perspektive Nord) verschönert den Eltingplatz, indem sie Blumen pflanzt.
Charlotta Jakobs (CSE Perspektive Nord) verschönert den Eltingplatz, indem sie Blumen pflanzt. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Denn gerade im dicht bewohnten Eltingviertel, das direkt an die Innenstadt angrenzt, sind diese grünen Plätze für Jung und Alt eine kleine Idylle. Und die würde mit der Neugestaltung zerstört, befürchtet zumindest der Verein. Grünflächen würden laut der Planung Parkplätzen weichen, es gäbe mehr versiegelte Flächen und die Aufenthaltsqualität würde leiden – davon sind die, die sich heute tatkräftig um den Eltingplatz kümmern, überzeugt.

Nachbarn kümmern sich um die Beete

„Uns allen reicht der Platz, so wie er ist. Wir haben eine gute Nachbarschaft, die sich regelmäßig um die Sauberkeit kümmert und die Beete pflegt“, sagt Ralf Weißke, Vorstand des Vereines. Und man nutze den Eltingplatz für kleine Zusammenkünfte und größere Feste. Das alles wäre mit der Neugestaltung, die statt einer ebenen Rasenfläche ein „Rasenkissen“ vorsieht, nicht mehr möglich. „Das haben wir auch so an die Verantwortlichen weitergegeben. Bisher ohne Resonanz. Im Grunde zeigt uns die Stadtverwaltung damit: Ihr seid uns völlig egal“, erregt sich Roland Wulftange.

Die Bezirksvertretung hat die Umgestaltungspläne vorerst gestoppt

Immerhin gibt es einen ersten kleinen Lichtblick: Die zuständige Bezirksvertretung I hat die Pläne vorerst gestoppt: „Uns hat man überhaupt nicht darüber informiert“, wundert sich Bezirksbürgermeister Peter Valerius. Man erwarte nun nach den Sommerferien eine Vorlage von der Stadt, über die dann entschieden werde. „Dabei geht es nicht nur um die Neugestaltung des Eltingplatzes. Es geht auch um eine zusätzliche finanzielle Belastung der Eigentümer“, so Valerius. Denn durch die geplante Umgestaltung des Platzes würden Straßenbaubeiträge fällig. „Auch das haben wir natürlich auf dem Schirm“, sagt Valerius.

Aus der Geschichte des Eltingviertels

Namensgebend für das Eltingviertel ist der Unternehmer und Sägewerkbesitzer Hermann Elting, der Ende des 19. Jahrhunderts das Quartier in unmittelbarer Nähe zur Zeche Victoria Mathias als nördliche Stadterweiterung für Arbeiter errichten ließ.

Innerhalb von rund 20 Jahren entstand eine Siedlung von Mietshäusern im Stil der Gründerzeit, von denen heute viele unter Denkmalschutz stehen. Eine große Anzahl wurde nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg nahe am Original wieder aufgebaut.

Dann geriet das Viertel lange in Vergessenheit – bis 2015 die Wohnungsgesellschaft Vonovia, die Stadt Essen und die Innovation City Management GmbH ein Konzept zur Quartiersentwicklung starteten, das mittlerweile ein städtebauliches Vorzeigeprojekt geworden ist. In diesem Zusammenhang soll nun auch der Eltingplatz umgestaltet werden.

Genauso wie eine weitere Aufwertung des Eltingviertels: Gerade wurde ein Bücherschrank aufgestellt, ein Hundekotbeutelspender ist bereits von der BV bewilligt worden, ein Trinkwasserspender soll folgen. „Und wir haben noch viel mehr vor“, verspricht Rolf Wulftange, „als nächstes Projekt werden wir einen Naschgarten am Ostermannplatz anlegen“.