Essen-Rüttenscheid. In Essen-Rüttenscheid entsteht eine der größten Neubausiedlungen der Stadt. Eine Initiative nennt kritische Punkte.

Nach und nach füllt sich das Neubaugebiet Parc Dunant in Rüttenscheid. Während Neugezogene wie Dirk Neumann (diese Zeitung berichtete) die Vorteile des Quartiers hervorheben, meldet sich die Initiative Henri2020 zu Wort, um die Neuankömmlinge willkommen zu heißen, die Kritik an dem Bauvorhaben behält sie allerdings bei.

Mit Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht gescheitert

Die Initiative kämpfte jahrelang vor allem gegen die Ausmaße das Bauprojekts. Höhepunkt juristischer Auseinandersetzungen war eine Normenkontrollverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht. Henri2020 meinte, der Stadt Fehler im Genehmigungsverfahren nachweisen zu können, scheiterte aber letztlich vor den Richtern in Münster.

Insgesamt 306 neue Wohnungen

Bislang bestand der Siedlungsbereich aus Häusern an der Henri-Dunant-Straße und am Völklinger Hang. Der Parc Dunant liegt an der neu geschaffenen Anna-Heinemann-Straße. Henri-Dunant hat das Rote Kreuz gegründet. Anna Heinemann lebte in Essen und war eine jüdische Schriftstellerin, die sich kurz nach der Reichspogromnacht 1938 gemeinsam mit ihrem Mann, dem Kunstsammler Salomon Heinemann, das Leben nahm.

Im Parc Dunant werden insgesamt 306 Wohnungen geschaffen, zu über zwei Drittel handelt es sich um Mietwohnungen. Mit der Vermarktung hat das Unternehmen Vivawest, das die größte Anzahl besitzt, vor einiger Zeit begonnen.

Darüber hinaus gehören noch 90 Eigentumswohnungen zum Bestand, die längst verkauft sind und derzeit nach und nach bezogen werden.

Die bestehende Nachbarschaft hofft nun nach Ackermanns Worten auf ein gutes Einvernehmen mit den Neuankömmlingen und „freut sich über frischen Wind“. Die Aussagen von Neuzugezogenen, dass sie den urbanen Charakter schätzen, lässt der Sprecher allerdings nicht unkommentiert. Die Position als solche zieht er nicht in Zweifel, bittet an dieser Stelle aber um Verständnis für den Unmut der Menschen, die nun schon seit Jahren dort leben. Ihnen habe man keine Chance gelassen, sich bewusst für den „urbanen Charakter zu entscheiden, der wurde ihnen nämlich aufgezwungen“. Der Sprecher erinnert auch daran, dass „über drei unglaublich zehrende Jahre“ vergangen seien, in denen die Siedlung gebaut worden sei, verbunden mit Lärm, Dreck, Verkehrschaos und Baumfällungen. Es bleibe vor allem der Frust und der Ärger über die verpassten Chancen auf dieser Fläche und „die Auswüchse einer investorenorientierten Stadtplanungspolitik“.

Initiative vermisst weitere Parkplätze und sorgt sich um die Verkehrsanbindung

Erhebliche Probleme stehen der Siedlung aus Sicht von Ackermann noch bevor. Die Verkehrsanbindung werde lange Staus und Belastung für die Bevölkerung mit sich bringen. Für den gesamten Autoverkehr gebe es nur eine einzige Straße, die Henri-Dunant-Straße. Ob Neubaugebiet, das seit Jahren bestehende Viertel, das DRK-Seniorenheim oder auch das Sportzentrum des VGSU (Verein für Gesundheitssport und Sporttherapie) seien alle nur über diese eine Straße erreichbar. Um einen Verkehrsinfarkt zu verhindern und zumindest an einer Stelle Entlastung zu schaffen, solle, so Ackermann, doch eine Linksabbiegespur an der Kreuzung zur Wittenbergstraße geschaffen werden. Zudem solle der Rechtsabbiegerpfeil erhalten bleiben und nicht entfernt werden. Eine Linksabbiegespur soll allerdings nach jetzigem Stand von Seiten der Stadt nicht vorgesehen sein.

Eng werden könnte es zudem nach Worten von Ackermann bei den Parkplätzen. Der Investor für den Parc Dunant schaffe zwar neue Stellplätze, aber mit 316 liege die Zahl nur knapp über der Summe der neuen Wohnungen. „In heutiger Zeit haben doch die meisten Haushalte nicht nur einen, sondern meist zwei oder mehr“. Dieser Entwicklung trage man nicht Rechnung, wobei der Sprecher in erster Linie die Politik in der Pflicht sieht. Sie habe es aber versäumt, mehr Parkplätze einzufordern. Wie beim Thema Verkehr gibt Ackermann auch hier zu bedenken, dass der Parkdruck durch Einrichtungen wie dem Senioren- als auch dem Sportzentrum noch verschärft werde. Entsprechende Forderungen seien seinerzeit vom Planungsausschuss abgeschmettert worden.