Essen-Rüttenscheid. Das Wohnbauprojekt an der Henri-Dunant-Straße in Essen-Rüttenscheid war von Anfang an umstritten. Nun sind Anwohner sehr genervt.

Corona verändert den Alltag von Grund auf. Viele Menschen sind jetzt den ganzen Tag zuhause, offensichtlich auch Bürger im Rüttenscheider Henri-Dunant-Viertel. Denn so erklären sich die Arbeiter auf der Großbaustelle, dass sie häufiger den lauten Ruf „Ruhe“ zu hören bekommen oder auch die Frage: „Dürft ihr das eigentlich noch?“ Die Geräuschkulisse zerrt an den Nerven der Nachbarn. Der Argwohn mag sicherlich auch damit zusammenhängen, dass zahlreiche Bürger dem Bauvorhaben von Beginn an mit großer Skepsis begegnet und von ihrer kritischen Haltung auch nicht abgewichen sind.

Investor des Bauprojektes in Essen-Rüttenscheid hält an Arbeiten fest

Sowohl der Düsseldorfer Investor Gentes als auch das Unternehmen Vivawest, das die Wohnungen übernimmt, halten aber an der Fortsetzung der Arbeiten fest. Es spreche auch nichts dagegen, denn die verschiedenen Gewerke dürften doch weiter tätig sein, sagt Michael Kraus, Geschäftsführer des Düsseldorfer Unternehmens Gentes. Die Baufirmen würden sich an die Hygienevorschriften halten. Um für den entsprechenden Gesundheitsschutz zu sorgen, „haben wir bei den sanitären Einrichtungen aufgestockt“. Es seien unter anderem zusätzliche Dixi-Klos angeschafft worden. Zudem würden die Toiletten auch noch häufiger gereinigt. Die Beschäftigten habe man auf notwendige Verhaltensweisen hingewiesen. Unter anderem dürften die Mitarbeiter nicht mehr gemeinsam frühstücken. Baustellenleiter und Vorarbeiter kontrollieren nach Worten von Kraus, ob die Regeln auch eingehalten werden. Da sich der gesamte Komplex noch im Rohbau befinde und die Bauarbeiter ohnehin im größeren Abstand voneinander im Einsatz seien, bereite es auch keine Probleme, die vorgeschriebenen Distanzen zu wahren.

Bedenken der Bürgerinitiative Henri2020

Anhörungstermin vor Gericht abgesagt

Insgesamt entstehen in dem Rüttenscheider Viertel 306 neue Wohneinheiten, davon 91 Eigentumswohnungen.

Die Fertigstellung soll bis zum Sommer des kommenden Jahres erfolgen.

Zum derzeitigen Bestand von Vivawest in Essen gehören rund 9200 Wohnungen.

Vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster hat die Initiative Henri2020 ein Normelkontrollverfahren angestrengt, weil sie das gesamte Bauplanverfahren inhaltlich wie auch formal in Frage stellt.

Für den 4. April war eine Anhörung vorgesehen, berichtet Holger Ackermann, Sprecher der Initiative. Das Gericht habe den Termin wegen Corona aber abgesagt und die Anhörung auf unbekannte Zeit verschoben.

Dass gerade in diesen Tagen und Wochen Kritik aus der Nachbarschaft aufbrandet, ist für Holger Ackermann, Sprecher der Initiative Henri2020, mehr als verständlich. Die Anwohner, so betont er, müssen seit Monaten die Belastungen aushalten, die sich durch die Großbaustelle ergeben. Die Lage sei noch dadurch verschärft, dass die Stadtwerke ebenfalls ein Projekt durchziehen, um die Wasserleitungen in dem Wohnviertel zu erneuern. Durch Corona bedingt seien die Menschen nun gezwungen, den ganzen Tag über den Lärm als auch den Verkehr zu ertragen. Dabei hätten sie Hoffnung gehabt, dass sich Lärm, Staub und Verkehr verringern würden, wenn die Baufirmen kürzer treten müssten. Doch das sei nicht der Fall. Auch Ackermann fragt, ob die Arbeiten denn noch erlaubt seien.

Stadtsprecherin Silke Lenz erklärte, dass Firmen die Arbeiten fortzusetzen dürfen, wenn sie sich den „Arbeitsschutz“ an die geltenden Richtlinien anpassen würden. „Auch hier gelten beispielsweise Abstands- und Hygieneregeln“. Wer aber kontrolliert, ob sich die Unternehmen auch an die Vorgaben halten, wirft Holger Ackermann als Frage auf. Das Ordnungsamt der Stadt sei unterwegs, erklärt Lenz, und prüfe, ob Unternehmen die Vorgaben einhalten.

Bezirksregierung fordert Einhaltung der Hygieneregeln

Sollten Beschwerden über mangelnden Arbeitsschutz eingehen, werde die Bezirksregierung als zuständige Aufsicht diesen Meldungen nachgehen, erklärte eine Sprecherin der Düsseldorfer Behörde. Sie betont ferner, dass auch in Zeiten der Corona-Krise Baustellen grundsätzlich unter Einhaltung der bekannten Hygieneempfehlungen des NRW-Gesundheitsministeriums als auch des Robert-Koch-Instituts weiterbetrieben werden dürfen. Dazu gebe es auch ein eigenes Infoblatt. Unter anderem wird darauf hingewiesen, dass Mitarbeiter so wenig Kontakt wie möglich untereinander haben, ausreichend Handwaschmöglichkeiten bestehen und Pausenräume täglich gereinigt werden sollten.