Essen. Stationen werden vergrößert, die Zimmer von drei auf zwei Betten verkleinert: Das Krupp-Krankenhaus Steele wird für 7 Millionen Euro modernisiert
Das Alfried-Krupp-Krankenhaus in Essen-Steele leistet sich gerade für sieben Millionen Euro eine Renovierung, die auch ein wenig Revolution sein will. Und so fallen nun Mauern zwischen Stationen, wächst zusammen, was bis dato getrennt war.
„Wie im Hotel läuft man auf einen Tresen zu“
Wer etwa aus dem Aufzug im vierten Stock steigt, kann weiterhin nach rechts oder links zu den Patientenzimmern abbiegen – aber erstmal landet er oder sie geradewegs am zentralen Empfang. Der ersetzt die Schwesternzimmer, von denen sich früher eins am rechten, eins am linken Gang befand. Der Besucher muss also nicht lange nach Ansprechpartnern suchen, sondern findet sie automatisch. „Wie im Hotel läuft man direkt auf den Tresen zu“, meint Günther Flämig, Geschäftsführer des Krupp-Krankenhauses.
Trotz so viel Sichtbarkeit gewährt der neue Aufbau den Pflegekräften gleichzeitig die Möglichkeit, sich kurzzeitig unsichtbar zu machen: Das Dienstzimmer liegt nun verborgen hinter dem Empfangstresen, so dass eine Kaffeepause ohne Besucheranfragen möglich ist – sofern es der Arbeitsalltag zulässt.
Die Zusammenlegung von jeweils zwei Stationen ermögliche einen „effizienteren Personaleinsatz“, sagt Flämig. Für die Mitarbeiter bedeute das allerdings auch, dass sie nun etwas weitere Wege zurücklegen müssen: über so aufgeräumte wie lichte Flure, die sparsam mit floralen Motiven dekoriert sind. Die Blumenbilder sind im Park der Villa Hügel entstanden und ein dezenter Hinweis auf die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die 1,8 Millionen Euro zum sieben Millionen schweren Umbau beiträgt.
In dessen Zuge weichen nun die Dreibettzimmer: Bis Ende 2022 soll mehr als die Hälfte des Steeler Hauses mit Zwei-Bett-Zimmern ausgestattet sein. Zum neuen Standard gehört das eigene Bad für jedes Zimmer: modern, mit bodengleicher Dusche und so geräumig, dass sich auch Rollstuhlfahrer gut darin bewegen können. Dass das Licht automatisch an- und ausgeht, werden die meist gehandicapten Nutzer dankbar registrieren. Dass die Zimmer nun gekühlt werden können, dürfte die Aufenthaltsqualität im Sommer verbessern. Dazu dürfte auch die coronabedingt noch verwaiste Kaffeelounge künftig beitragen.
Mancher Modernisierungsschritt war überfällig
Zur Wahrheit gehört, dass mancher Modernisierungsschritt überfällig gewesen sein dürfte in dem in die Jahre gekommenen Gebäude. Nun will man das Haus zukunftsfest gestalten. Dazu gehören auf jeder Station Isolationszimmer, in der jeweils ein hochinfektiöser Patient liegen kann. Besucher wie Personal betreten den Raum durch eine Schleuse.
Das frühere Lutherhaus wird durch den Umbau einige der aktuell 320 Betten verlieren, aber mehr Komfort gewinnen. Auf jeder Station wird es auch etwas größere Zweibettzimmer geben, in die man bei großem Patientenaufkommen ein zusätzliches Bett platzieren kann. Platz (und Arbeit) für zusätzliche Pflegekräfte gebe es sowieso: „Wir suchen Verstärkung für die neue Station“, wirbt Pflegedirektor Dr. Dirk Ashauer.
Ein Bekenntnis zum Standort Steele
Und Stephan Buse, Chefarzt, Klinik für Urologie und urologische Onkologie, sieht in der Modernisierung auch eine gesundheitspolitische Dimension. Mit Anspielung auf die Contilia, die zwei Krankenhäuser im Essener Norden geschlossen hat, sagt er: „Andere Träger ziehen sich zurück, wir bekennen uns zu diesem Einzugsgebiet mit 100.000 potenziellen Patienten.“