Essen. Die Essener Wanderwege sind stark genutzt, mittlerweile kommt es öfter zu Streit. Eine Initiative will das ändern und Missverständnisse beheben.
Wanderer und Radfahrer gemeinsam auf schmalen Waldwegen - überall, wo in Mittelgebirgen Freizeitdruck herrscht, sind solche Begegnungen immer wieder konfliktträchtig. Auch Essen macht da keine Ausnahme, wobei besonders der Baldeneysteig und der Kettwiger Panoramasteig so stark genutzt werden, dass schon mal Gedrängel und Streit entstehen.
Essens „Wanderpapst“ Ralph Kindel und der Essener Mountainbike-Guide Ralf Schanze haben deshalb eine Initiative gegründet, die unter dem Dach der Essen Marketing GmbH für gegenseitiges Verständnis wirbt. Und ein Logo gibt es auch schon: „Unterwegs mit Respekt“.
Sinn der Sache ist es, zunächst ein Missverständnis zu beheben, denn viele Wanderer glauben, Radfahrer hätten zumal auf schmalen Wegen nichts zu suchen. Ein Irrtum. Nach dem Forstgesetz im Land NRW ist das Radfahrern im Wald fast überall erlaubt, das gilt ausnahmslose auch auf den Wegen der beiden Essener Premium-Routen. „Die Wege gehören uns allen, auch Radfahrer haben ein Recht auf Benutzung“, stellt Schanze klar, dem aber bewusst ist, dass die Radfahrer damit nicht aus dem Schneider sind.
Mountain-Biker wirbt für Rücksichtnahme und Höflichkeit
Immer wieder passiere es, dass Mountainbiker sehr schnell fahren, dadurch für Schreckmomente und Empörung sorgten. „Wenn ich als Radfahrer einer Gruppe Wanderer oder Fußgänger begegne, muss ich langsam fahren oder auch einmal kurz warten“, appelliert er. Ein freundlicher Gruß entspanne die möglicherweise enge Begegnung zusätzlich. Generell müsse man als Radfahrer Rücksicht nehmen: „Der Wanderer ist der schwächere Verkehrsteilnehmer.“ Ralph Kindel sieht keinen Grund, weshalb die Koexistenz nicht möglich sein soll: „Egal ob Radfahrer oder Wanderer, wir alle wollen doch die Natur genießen.“ Also gelte es miteinander auszukommen.
Mit Blick auf die nun startende Outdoor-Saison will die Essen Marketing GmbH (EMG) das Thema Rücksicht stärker in ihrer Kommunikationsstrategie betonen. Auf den neuen Karten ist das Logo bereits verzeichnet, mittelfristig sind auch einzelne Schilder möglich, die an neuralgischen Punkten die Rechtslage verdeutlichen und für ein faires Miteinander werben. „Die Wandersteige sind für uns ein wichtiges Instrument der Tourismus- und Imagewerbung“ sagt Florian Hecker, Leiter Stadtwerbung bei der EMG. „Und wir wollen, dass jeder seinen Tag begeistert beendet.“
Unbefestigten Wegen sieht man die Übernutzung mittlerweile deutlich an
Ein anderes Thema sind die illegal entstanden Mountainbike-Abfahrten, die vor allem an den steilen Flanken des Heisinger Ruhrufers massive Erosionen und Schäden an der Vegetation verursachen. „Ich lehne dieses Vorgehen ganz klar ab“, sagt Ralf Schanze, der als Guide beim Veranstalter „Mountainbike-Ruhrgebiet“ aktiv ist. Seine Überzeugung nach ließe sich allerdings vieles vermeiden, wenn es mehr legale Trails gebe. Hier sieht Schanze auch die Stadt Essen in der Pflicht, Angebote zu machen.
Nicht zuletzt dank der Werbewirkung der beiden Steige gelten Essen und das Ruhrgebiet mittlerweile auch überregional als gute Bike-Regionen, was wiederum positiv auf das Image der Stadt einzahle. Auch hier allerdings hat die Beliebtheit Schattenseiten: Gerade auf unbefestigten Wanderwegen sieht man deutlich die zunehmende Übernutzung und die schädlichen Folgen der Bremsvorgänge durch die Mountainbike-Reifen. Schanze macht indes klar, dass hier auch die Masse an Wandererstiefeln eine Rolle spielen dürfte.
Das alte Lied: Der Tourismus droht ab einer gewissen Frequenz zu zerstören, was der einzelne Tourist eigentlich genießen will. Das gilt mittlerweile selbst in Essen.