Essen. Baldeneysteig und Kettwiger Panoramasteig wurden große Erfolge. Erstmals beschreibt ein Buch diese Wanderwege, mit denen Essen längst auch wirbt.
Am Anfang stand eine Idee, über die in dieser Zeitung erstmals geschrieben wurde: Wenn alle Welt Wandersteige konzipiert und touristisch vermarktet, warum dann eigentlich nicht auch Essen?
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Ein genauer Blick auf die bestehende Wanderwege-Struktur der Landschaften nördlich und südlich der Ruhr erschloss das bislang ungehobene Potenzial, das „Grüne Hauptstadt“-Büro nahm sich der Idee mit großem Elan an und setzte sie in Rekordzeit um. Der Baldeneysteig war geboren, wegen des großen Erfolgs folgte drei Jahre später der Kettwiger Panoramasteig. Nun gibt es erstmals ein Buch, das beide Wege vorstellt.
An einigen Stellen anspruchsvoll und sicherlich kein Weg für Flipflops
Wanderbücher beschreiben den Weg an sich, in der Regel aber auch die Sehenswürdigkeiten am Rande, und auch dieses Buch hält es so. Von der Villa Hügel bis zur Hespertalbahn, von den Altstädten in Werden und Kettwig bis zur Geschichte der Essener Wälder erfährt man vieles, was der ortskundige Essener oftmals schon kennen mag, was aber vor allem für Auswärtige interessant, und neu sein dürfte.
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Das Wort „Steig“ hat sich eingebürgert und suggeriert eine Wildnis, die es in den Randgebieten großer Städte in der Fläche nicht gibt, auch nicht geben kann. Zumindest der Baldeneysteig aber ist an einigen Stellen durchaus anspruchsvoll und sicherlich kein Flipflop-Weg, und wer einen der Steige am Stück komplett erlaufen will, dem flößt schon die schiere Länge Respekt ein. 25,6 Kilometer misst der eine, 35 Kilometer der andere, beide haben Berührungspunkte und lassen sich kombinieren, sodass auch mehrtägige Touren mit Übernachtungen möglich sind. Genausogut lassen sich die Routen aber auch in handliche Kurz-Etappen aufteilen, im Buch gibt es dazu Anregungen.
Das Ruhrtal ist gerade in Essen besonders schön und vielfältig
Abschnittsweise können die Essener Steige ohne weiteres mit den Wanderrouten in den touristisch geprägten Mittelgebirgen mithalten. Der Grund liegt auf der Hand: Auch ohne lokalpatriotische Brille betrachtet, ist das Ruhrtal gerade in Essen ungewöhnlich schön und vielfältig, kann mit steilen Abschnitten aufwarten und ebenso mit größeren Ebenen. Es gibt Wälder, Felder, einige schmale Pfade, immer wieder Seeblicke und an den richtigen Stellen Brücken, sodass sich die Landschaften an beiden Flussufern gut verbinden lassen.
Es war eine Freude zu sehen, mit welcher Begeisterung gerade auch die Essener selbst den Baldeneysteig und dann den Kettwiger Panoramasteig für sich entdeckten. Fast war es ein Muss für jeden, der Freude am Wandern hat, diese Wege mindestens einmal unter die Füße genommen zu haben. Völlig zu Recht. Die exzellenten Fotos von Jochen Tack im Buch zeigen warum.
Das Buch will werben für die urbanen Steige in Essen, verschweigt aber ehrlicherweise nicht ein paar Schattenseiten, die es auch gibt. Der Kettwiger Weg ist leider arg asphaltlastig, was Wanderer-Füße und -Gelenke nicht mögen. Und schließlich ist Vandalismus ein großes Problem, immer wieder wurden Wanderschilder abmontiert und aufgesprühte Zeichen sogar von den Bäumen geschnitten.
Nebenbei ein exzellentes Marketing-Instrument – hoffentlich wird es erhalten
Hervorzuheben sind die im Buch abgedruckten Detailkarten, die grafisch so gut gestaltet sind, dass sie eine Wanderkarte ersetzen können. Gut ausgeschildert sind die Wege ohnehin, bekanntermaßen das A und O erfolgreicher Wandersteige. Mittlerweile hat die Stadt Essen erkannt, dass hier für wenige zehntausend Euro nebenbei und frei Haus ein exzellentes Marketing-Instrument erstanden ist, denn noch immer gibt es viele in Deutschland, die in dieser Region niemals zwei solche Wanderrouten erwarten würden. Man darf im Gegenzug hoffen, dass sie von der Stadt einigermaßen gepflegt und erhalten werden.
Ralph Kindel und Jochen Tack: Urbane Steige in Essen. Der Baldeneysteig und der Kettwiger Panoramasteig, Klartext-Verlag, 144 Seiten, zahlreiche Fotos, Euro 16,95.