Essen. Illegale Strecken für Mountainbiker, Trampelpfade und Trampoline finden sich abseits der Wege im Schellenberger Wald. Verbote sollen helfen.
Strecken für Mountainbiker, Schaukeln und Trampoline für Kinder oder Trampelpfade für Spaziergänger: Wer im Schellenberger Wald abseits der Wege schaut, entdeckt manches, das dort nicht hingehört. Der Unmut mancher Bürger über diese Missstände ist nun so groß gewesen, dass sie sich an die Politik gewandt haben. „Es wird Zeit, dass das unterbunden wird“, sagt auch Henner Höcker, Vorsitzender der Heisinger Bürgerschaft.
„Der Wald hat es schon schwer genug. Da muss man nicht noch mit dem Rad durchballern“, findet Henner Höcker und meint Trockenheit, Borkenkäfer, das Feuer im September und auch die Hanglage über dem Baldeneysee. Es werde Zeit, das unerlaubte Radfahren abseits der Wege strikt zu unterbinden, denn das zerstöre den empfindlichen Boden, sagt er und sieht den Schutz des Waldes als gesamtstädtische Aufgabe: „Es ist ein Juwel für rund 600.000 Essener.“
Zustände im Essener Wald haben Politiker erschüttert
„Mehrfach sind wir von Bürgern angerufen worden, die die zerstörerischen Aktivitäten von Waldbesuchern im Schellenberger Wald mitteilten“, sagt Christian Sieg (SPD). Die Heisinger Sozialdemokraten haben sich die Situation vor Ort bereits angeschaut, vor allem die vielen angelegten Trampelpfade: „Was wir gesehen haben, hat uns schwer erschüttert.“ Offenbar hielten sich zahlreiche Waldbesucher mitnichten an die Vorgaben auf den Warnschildern („Achtung Bergbaugebiet, Wege nicht verlassen“).
Neben Dutzenden von Trampelpfaden, haben die Politiker viele neue Sprungschanzen gefunden, selbst mitten im Gebiet, wo etwa Rehe lebten. Fotografiert haben sie selbst gebaute Hütten, einen kleinen Schaukelgarten, Wege, die mit kleinen aus dem Boden gerissenen Bäumen abgesperrt gewesen sind. Nach dieser Tour fordert die SPD die Stadt zum Handeln auf.
Stadt soll Schilder anbringen und Maßnahmen androhen
„Die Verwaltung wird gebeten, entsprechende Ge- und Verbotsschilder, mit Androhung von Maßnahmen bei Zuwiderhandlung, an allen Hauptwegen anzubringen, alle illegalen Bauten, Sprungschanzen, Trampelpfade zu entfernen und vermehrt Schulbegehungen von Wäldern anzuregen“, so lautete es in einem Antrag, der jetzt der Bezirksvertretung Ruhrhalbinsel vorlag. Nun soll es für weitere Politiker zunächst einen Ortstermin geben.
Schon jetzt weist Ursula Wöll-Stepez (SPD) darauf hin, dass es sich beim Schellenberger Wald stellenweise um ein Bergbauschadengebiet handelt, da könne der Boden unterlöchert sein und Gefahren für spielende Kinder bergen. Dort Trampoline aufzustellen, müsse zudem ohnehin nicht sein.
Für Fabian Schrumpf (CDU) geht in dieser Diskussion manches durcheinander. Der Landtagsabgeordnete ist beratendes Ratsmitglied in der Bezirksvertretung Ruhrhalbinsel und Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Wald. „Wir müssen zwischen Mountainbike-Strecken und Kinderbauten unterscheiden“, sagt der Heisinger, der selbst vierfacher Familienvater ist. Es sei doch wünschenswert, wenn Kinder die Natur entdeckten.
Problem mit vielen Dirtbikern im Wald hat sich im Lockdown verschärft
Sprungschanzen für Erwachsene hätten durchaus eine andere Qualität als Baumbuden, die Kinder im Lockdown draußen bauen. Aber auch für die Biker gebe es nun einmal wenig Alternativen, daher müssten legale Angebote geschaffen werden. Ob man aber die Fahrer etwa auf eine Halde locken kann, wenn die Strecken oberhalb des Sees samt der Aussicht schöner sind, das findet er fraglich. Es sei eine Debatte, die seit Jahren geführt werde, im Lockdown habe das Problem sich jedoch verschärft.
Nun wollen die Politiker sich im Wald erst einmal davon überzeugen, was hinnehmbar ist und was Gefahr bedeutet. Wann der Termin mit Blick auf die Pandemie möglich sein wird, ist noch offen.