Essen. Erstmals hat die Stadt Essen Inzidenzzahlen für die neun Stadtbezirke veröffentlicht. Die Unterschiede sind krass und bestätigen ein Problem.

Im Norden der Stadt sind gemessen an der Gesamtbevölkerung rund dreimal mehr Menschen mit dem Coronavirus infiziert als im Essener Süden. Der Befund ist im Grundsatz nicht neu und hat jüngst auch indirekt den Rassismusstreit um Gesundheitsdezernent Peter Renzel befeuert. Die Stadt hat am Dienstag, 11. Mai nun erstmals die Inzidenzwerte für die neun Stadtbezirke separat veröffentlicht, die Zahlen unterstreichen den Nord-Süd-Unterschied noch einmal eindeutig.

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Negativer Spitzenreiter ist demnach der Stadtbezirk 5 mit Karnap, Altenessen und Vogelheim, wo die Sieben-Tag-Inzidenz 142,5 beträgt. Dicht dahinter folgt der Stadtbezirk 6 mit Katernberg, Stoppenberg und Schonnebeck mit einer von Inzidenz 141,5. Auch der Stadtbezirk 7 mit unter anderem Steele, Freisenbruch, Horst und Kray steht mit einer Inzidenz von 132,7 deutlich über dem Essener Durchschnitt, den das Robert-Koch-Institut am 11. Mai mit 100,7 errechnet hat.

Der Bezirk 2 mit Rüttenscheid steht bei der Inzidenz am besten da

Am anderen Ende, bei den am wenigsten betroffenen Stadtteilen, gibt es dann ein völlig anderes, vergleichsweise entspanntes Bild: Der Stadtbezirk 2, zu dem Rüttenscheid, Rellinghausen, Stadtwald und Bergerhausen zählen, hat eine Inzidenz von 46,0 – nach der gültigen Corona-Schutzverordnung dürften sogar Gastronomen wieder teilweise öffnen, wäre dies die Zahl für ganz Essen. Auch Kettwig, Werden, Heidhausen, Fischlaken, Schuir und Bredeney (Stadtbezirk 9) stehen mit 46,6 sehr gut da.

Das breite Mittelfeld sieht es so aus: Der Stadtbezirk 4 mit dem Großraum Borbeck hat eine Inzidenz von 113,4. Nur etwas über dem städtischen Durchschnitt mit 106,0 rangiert dann der Stadtbezirk 3, der so unterschiedliche Stadtteile wie Margarethenhöhe, Haarzopf, Fulerum, Holsterhausen, Frohnhausen und Altendorf angehören, etwas darunter dann der Stadtbezirk 1 mit der Innenstadt und den darum liegenden Vierteln, wo die Inzidenz 97,0 beträgt. Deutlich besser dann mit 63,6 der Stadtbezirk 8 im Südosten, zu dem Burgaltendorf, Kupferdreh, Überuhr, Byfang und Heisingen zählen.

In ärmeren Stadtteilen deutlich mehr Bedarf an Aufklärung

Gesundheitsdezernent Peter Renzel hatte jüngst mit Verweis auf die Namen in den Infizierten-Listen auf den Umstand hingewiesen, dass auffallend viele Migranten infiziert sind und dies unter anderem mit sozialen Problemen wie räumlicher Enge in den Wohnungen, aber auch mit kulturellen Besonderheiten und sprachlichen Defiziten begründet. Die Inzidenzen zeigen noch einmal, dass in den ärmeren Stadtteilen stärkerer Bedarf nach Aufklärung und Corona-Vorsorge zu bestehen scheint.