Essen. Die Gruga als Freiluft-Bühne und der Kennedyplatz als Riesendisco: Wie Essens Kulturleben trotz Corona in diesem Sommer wieder erwachen soll.
Auf den eher stillen Corona-Sommer 2020 soll in Essen der vielstimmige Kultursommer 2021 folgen – mit Musik, Theater, Tanz und Kabarett an vier Open-Air-Spielstätten im gesamten Stadtgebiet. Das Essener Kulturamt und die Essen Marketing Gesellschaft (EMG) haben dafür ein entsprechendes Konzept entwickelt, wie es die Politik bereits im März in Auftrag gegeben hatte. Am 12. Mai soll es vom Rat der Stadt abgesegnet werden. Um das mehrwöchige Projekt zur Unterstützung der Essener Kulturszene zu finanzieren, setzt man vor allem auf Fördermittel aus dem „Kultursommer“-Topf der Kulturstiftung des Bundes. Der Antrag in Höhe von 500.000 Euro ist gestellt. Ende Mai hofft man auf einen positiven Bescheid und weitere Sponsoren.
Weil die Inzidenzzahlen sinken, die Hoffnung auf mehr Freiheiten steigt und die Zeit drängt, wenn die Corona-Schutzverordnung ab Juli tatsächlich wieder Außenauftritte mit mehr Publikum erlaubt, sollen die Planung nun aber schon zügig anlaufen. Den Kennedyplatz, die Dubois-Arena in Borbeck, die Zeche Carl in Altenessen und den Grugapark wollen das Essener Kulturamt mit Unterstützung der Essener Marketing Gesellschaft (EMG) veranstaltungstechnisch ertüchtigen. Freie Theater, Musikgruppen, Clubs und andere Veranstalter sollen die Spielstätten dann zu deutlich reduzierten Kosten nutzen können, um eigene Veranstaltungen wieder wirtschaftlich möglich zu machen.
Die ganze Breite der Essener Kulturszene ist angesprochen
Vier Open-Air-Spielorte sind ausgeguckt, doch angesprochen werden soll die ganze Breite der Essener Kulturszene – vom Stratmanns-Theater bis zum GOP-Varieté, vom Folkwang Kammerorchester bis zum Kindertheater. Zu welchen genauen Konditionen, das will EMG-Chef Richard Röhrhoff mit den Bewerbern möglichst individuell klären. Ein Unternehmen wie das GOP könne nun mal anders rechnen als eine kleine freie Bühne oder ein einzelner Musiker. „Ziel des Projekts ist es, dass die Kosten für die Infrastruktur abgefangen werden“, erklärt Kulturdezernent Muchtar Al-Ghusain. Auch über Fragen von gemeinsamem Marketing und Organisation dürfte aber wohl noch zu reden sein, um das Projekt zum Erfolg zu führen.
Vor allem durch die Bündelung der Auftritte soll sich das Konzept am Ende jedenfalls für viele rechnen, weil die technische Infrastruktur vorgehalten und nicht ständig neu aufgebaut werden muss. Im Grugapark sind dafür maximal zwei Spielstätten vorgesehen: Der Musikpavillon, der vor allem als Theater-Standort und Konzertbühne dienen und bis zu 500 Gästen coronakonform Platz bieten könnte. Ebenfalls angedacht ist eine extra eingerichtete Konzertfläche auf der Tummelwiese mit Raum für bis zu 1000 Gäste. „Die Stadt Essen stellt für die anfallenden Kosten für Technik und Personal bis zu 200.000 Euro zur Verfügung. EMG und Kulturamt unterstützen bei der Zusammenstellung des Programms und vertraglichen Verhandlungen mit Künstlern“, heißt es in der Mitteilung der EMG. Allerdings müsse es auch genügend Anfragen für kommerzielle Veranstaltungen geben, um die Fläche auf der Tummelwiese tatsächlich einzurichten.
EMG-Chef Röhrhoff: „Alle warten darauf dass wieder was passiert“
Bei einer Umfrage, die die EMG im Vorfeld unter den Kulturtreibenden gestartet hatte, seien unter den mehr als 120 Rückmeldungen rund ein Viertel konkrete Interessenten gewesen, darunter etwa auch Agenturen mit einem größerer Künstler-Portfolio, berichtet Richard Röhrhoff. Der EMG-Chef ist sich jedenfalls sicher: „Alle warten darauf, dass wieder was passiert.“
In der Borbecker Dubois-Arena sind die Vorbereitungen deshalb längst angelaufen. Kulturmanagerin Jelena Ivanovic hat bereits Anfang April ihre Pläne für die Bespielung der ehemaligen Boxarena vorgestellt. Ab Juli soll es dort unter dem Motto „Mach ma Sommer“ einen Monat lang regelmäßig Programm vom Tanz bis zum Kindertheater für rund 300 Zuschauer geben. Weitere Projekte sind geplant.
In der Altenesser Zeche Carl will man im September starten – mit einem Programm, das von Lesungen mit Kult-Autor Frank Goosen bis zum Auftritt der legendären „257ers“ reichen könnte. Rund 450 Plätze wären je nach Lage der Corona-Schutzverordnung möglich.
Auf dem Kennedyplatz soll unter Lichterketten getanzt werden
Nicht zuletzt, so heißt es seitens der EMG, könnte der Kennedyplatz „als zentraler Veranstaltungsort im Herzen der Stadt in diesem Sommer seiner Rolle wieder gerecht werden“. Dort will man vor allem auch das jüngere Publikum ansprechen. In Kooperation mit dem Rockförderverein Essen e. V. will man der vom Lockdown ebenfalls schwer betroffenen lokalen Clubszene eine Bühne bieten. Unter Girlanden, Lichterketten und Lampions, die zurzeit aufgehängt werden, könnte dann endlich wieder getanzt werden – zum Beispiel bei Kopfhörer-Discos. Es wäre ein leiser, aber hoffnungsvoller Neustart des Esseners Kulturlebens.