Essen. Stratmanns Theater will Zuschauern mehr Sicherheit mit flexibler Bestuhlung bieten. In der neuen Saison tritt der Doktor zum letzten Mal auf.
Drei Mal musste der Doktor nun Anlauf nehmen, um würdig in Rente gehen zu können. Kein Wunder, dass er witzelt: „Ein Virus ist die Antwort auf 25 Jahre Kabarett.“ Davon lässt er sich jetzt nicht mehr in die Flucht schlagen. Am 11. September beginnt eine Reihe von zwölf Vorstellungen, mit denen er sein Bühnenjubiläum und seinen Abschied zelebriert: „Dat Schönste zum 25.“ heißt sie.
Ludger Stratmann steht noch einmal im Mittelpunkt der neuen Saison in Stratmanns Theater. Und die wollte gut vorbereitet sein. „Bis zur Öffnung war es eine arbeitsreiche Zeit, aber wir haben nichts verdient. Auch wenn wir spielen, können wir nicht kostendeckend arbeiten und müssen auf Reserven zurückgreifen“, so Sohn Philipp, der das Theater vor vier Jahren übernommen hat und derzeit auf sein Gehalt verzichtet. „Mir ist es wichtig zu zeigen, dass es uns noch gibt. Geschlossen bleiben, wäre günstiger.“
Künstler müssen bereit sein, für weniger Geld zu spielen
Tickets von bereits verkauften Vorstellungen mussten zurückgenommen, Gutscheine verschickt, Termine und Konditionen mit Künstlern neu vereinbart werden. „Die Verträge basieren auf bestimmten Voraussetzungen, die wir momentan nicht erfüllen können. Sie müssen bereit sein, vor weniger Publikum und für weniger Geld zu spielen“, berichtet Stratmann, der Jüngere. „Zum Glück sind wir mit vielen Künstlern persönlich verbunden und sie bleiben uns treu.“
Damit das verunsicherte Publikum dem Theater auch in Corona-Zeiten treu bleibt, hat der Chef in mehr Sicherheit und damit in eine vertrauensbildende Maßnahme investiert. Neben Desinfektionsstationen wurde für 15.000 Euro eine flexible Bestuhlung angeschafft, die je nach Bedarf jeden Tag neu aufgestellt wird. So sieht der Zuschauerraum immer gut besetzt aus, obwohl von 293 auf 155 Plätze reduziert wurde und Tische als Abstandshalter dienen. Doktor Stratmann kommt das entgegen: „Mir ist das zu viel Platz mit den Lücken. Da ist es schwierig zu spielen. Aber mit 72 ist alles schwierig“, meint er lachend.
Seine Kollegen werden es ihm danken. Kai Magnus Sting, Hennes Bender, Carmela de Feo, Frank Goosen, Fritz Eckenga, Suchtpotenzial, Ass Dur, basta, Florian Schröder oder Alte Mädchen rücken in dieser Saison an. Die Eigenproduktionen stehen ebenfalls wieder auf dem Programm, darunter „Spice Boys“, „Pyjama Party“, „Das Wars“, „Welcome Elvis“. Alles unter Vorbehalt, versteht sich. Nur die neue Komödie „Pump dich sexy“ ist auf 2021 verschoben, damit den Gästen Nachholtermine für ausgefallene Vorstellungen während der Theaterschließung angeboten werden konnten.
Selbst Doktor Stratmann muss sich dem Vorbehalt beugen. Doch bis zum Abwinken will er das Beste vom Besten zeigen, angereichert mit Tanz und Gesangseinlagen. Sechs Gassenhauer hat Sänger, Schauspieler und Hausautor Nadeem Ahmed eigens dafür umgedichtet. Ludger Stratmann gefällt „Bauch, Beine, Po“ auf Howard Carpendales „Ti amo“ am besten. „Wer, wenn nicht ich, darf über Evolution sprechen“, fragt er kess und meint die Veränderung der Körper im Alter. Allenfalls Eckart von Hirschhausen.
Auch sehr sinnig tönt es zur Melodie von Wolfgang Petrys „Wir sind das Ruhrgebiet“: „Stratmanns Europahaus, da geht das Licht noch lang nicht aus“. Philipp Stratmann tut alles, damit das in Zukunft so bleibt: „Das Schlimmste wäre, wenn wir spielen dürfen und es kommt keiner.“