Essen. Die Priorisierung von Astrazeneca ist aufgehoben worden. Das führt am Freitag zu vielen Anrufen von Impfwilligen in den Essener Hausarztpraxen.

Die Priorisierung für Astrazeneca ist aufgehoben worden, das haben Bund und Länder am Donnerstag beschlossen. „Nach Aufklärung durch den Arzt und eigener Risikoabwägung soll es jedem möglich sein, sich mit diesem Impfstoff impfen zu lassen“, heißt es aus dem Bundesgesundheitsministerium. Das führt in Essen am Freitag (7.5.) zu einem erhöhten Anrufaufkommen in Hausarztpraxen. „Es gibt viele Anrufe“, sagt Dr. Michael Hill, Allgemeinmediziner und Stellv. Vorsitzender der KV in Essen am Mittag. „Es rufen auch Patienten aus Praxen an, deren Ärzte nicht impfen.“

Bereits am Mittwoch (5.5.) deutete sich an, dass die Termin-Nachfrage in den Hausarztpraxen zunehmen wird. Am Abend ging ein Schreiben des NRW-Gesundheitsministeriums an die Hausärzte, in dem diese ermuntert wurden, Astrazeneca jedem anzubieten. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) teilte darin mit, dass der Impfstoff „grundsätzlich in Arztpraxen bereits jetzt allen Personen – unabhängig von Alter und Priorisierung – angeboten werden“ könne.

Essener Hausarzt über Impfungen: „Nachfrage ist gut“

Nach der Aufhebung der Astrazeneca-Priorisierung am Donnerstagabend bewertet Dr. Susanne Weber, die in einer Gemeinschaftspraxis in Essen-Haarzopf arbeitet, die Aufhebung der Priorisierung für das Vakzin am Donnerstagabend positiv: „Jeder Geimpfte zählt – egal welchen Alters und mit welchem Impfstoff. Jeder ‘Pieks’ bringt uns ein Stückchen weiter aus der Pandemie.“

Dr. Susanne Weber: „Diese fürchterliche Bürokratie, die es uns so schwer macht, muss bitte endlich einem Pragmatismus weichen.“
Dr. Susanne Weber: „Diese fürchterliche Bürokratie, die es uns so schwer macht, muss bitte endlich einem Pragmatismus weichen.“ © Privat | HO

Sie wird sogar noch deutlicher: „Diese fürchterliche Bürokratie, die es uns so schwer macht, muss bitte endlich einem Pragmatismus weichen.“

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Dieser Pragmatismus ist schon vor der Aufhebung der Priorisierung bei Astrazeneca auch in Essener Praxen zu beobachten gewesen. Denn es scheint an der ein oder anderen Stelle durchaus ein gewisses Überangebot an Astrazeneca zu geben. So erlebte es ein Mann aus Huttrop, der am Donnerstag bei seinem Hausarzt nur mal vorbeischaute, um nach der Möglichkeit eines Impftermins zu fragen. „Ja klar, jetzt gleich – wenn’s Astra sein darf“, hieß es da. Keine 20 Minuten später verließ er geimpft und guter Dinge die Praxis.

Stellv. Vorsitzender der KV in Essen: „Die Gefahren von Astrazeneca sind verschwindend gering“

Dr. Michael Hill aus Borbeck äußerte sich positiv über die Entscheidung von Bund und Ländern: „Das Hauptziel ist, dass wir die Bevölkerung durchimpfen. Deswegen ist es zu begrüßen, dass die Impfbreite zugenommen hat.“

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Hill ist es wichtig zu betonen, dass Astrazeneca ein guter Impfstoff ist. „Die Gefahren von Astrazeneca sind verschwindend gering“, sagt er. „Wenn man die Leute vernünftig erklärt, dann verstehen Sie es auch.“ Gerade die Aufklärung könne beim Hausarzt sehr gut vorgenommen werden, da das Vertrauensverhältnis besteht.

Eine erhöhte Zunahme von Terminnachfragen für Astrazeneca habe er am Tag nach dem Schreiben aus Düsseldorf noch nicht feststellen können, erst am Freitag glühten die Drähte. Ganz anders war die Situation schon einen Tag zuvor in der Gemeinschaftspraxis von Dr. Susanne Weber in Haarzopf. Deutlich mehr Jüngere hätten sich am Donnerstag gemeldet.

Generell sagt Weber über Impfungen in ihrer Praxis: „Der Andrang ist so groß wie seit Wochen. Wir kommen kaum noch hinterher.“ Über das nun für alle freigegebene Vakzin des britisch-schwedischen Pharmaunternehmens sagt sie: „Astrazeneca ist trotz der vielen Negativmeldungen nachgefragt.“ Ähnlich sieht es Hill aus Borbeck: „Es melden sich ständig Leute, die Nachfrage ist gut.“ Das gelte nicht nur für Astrazeneca, sondern auch Biontech.