Essen-Fulerum. Viele Bürger ärgern sich über Schlaglöcher. Schadhafte Gehwege, wie in Fulerum, sorgen für zusätzliche Probleme, vor allem für Gehbehinderte.
Viele Straßen in Essen gleichen derzeit Buckelpisten. Tiefe Schlaglöcher auf den Straßen, aber auch deutliche Schäden auf den Gehwegen sind nicht nur ärgerlich, sondern bergen auch Unfallgefahren. Das hat für die Bürger oft gravierende Folgen.
Beispiel Fulerum: Auf der Fahrbahn der Humboldtstraße an der Grenze zu Mülheim hat sich zusätzlich zu den schon vorhandenen Schäden gerade ein neues, tiefes Schlagloch aufgetan. Das stelle sogar Busfahrer vor Probleme, hat Anwohner Wolfgang Reichelt (70) beobachtet.
„Besonders für Radfahrer, die das Loch im Dunkeln womöglich zu spät sehen, ist das sehr gefährlich. Die Stadt muss hier ihrer Verkehrssicherungspflicht nachkommen“, sagt SPD-Ratsherr Philipp Rosenau. Dieser Teil der Straße habe schon vor Jahren ausgebessert werden sollen, aber nichts geschehe. Je länger man die Erneuerung aufschiebe, desto schlimmer würden naturgemäß die Schäden.
Bei der Stadt wurden im Februar bis zu 350 Schlaglöcher am Tag gemeldet
Bei der Stadt ist man sich des Problems durchaus bewusst. Besonders anfällig für Schlaglöcher sind laut Stadtsprecher Patrick Opierzynski die sehr stark befahrenen Hauptstraßen. Die städtischen Straßenbegeher meldeten täglich rund 100 neue Schlaglöcher. Dazu kämen rund zehn Hinweise pro Tag aus der Bevölkerung. Insgesamt kümmere sich der Regiedienst des Amtes für Straßen und Verkehr im Jahresdurchschnitt um 150 Schlaglöcher am Tag, im Winter seien es schon mal 250. Ende Februar 2021, nach dem heftigen Frost, seien es sogar 300 bis 350 gewesen. „Grundsätzlich sind die Zahlen in den letzten Jahren in der Summe relativ stabil geblieben und in der Praxis sehr witterungsabhängig“, so Opierzynski.
Fulerumer Siedlung entstand in den 1960er Jahren
Die in den 1960er Jahren entstandene Wohnsiedlung in Fulerum umfasst die drei Sackgassen Regenbogenweg, Spieckermannstraße und Sonderwerkstraße. Dort gibt es knapp 600 Wohneinheiten, es gilt Tempo 30. Die Siedlung gehörte früher Immeo, heute Covivio.Die Bezirksvertretung wollte jetzt auch über den Wunsch von Anwohnern sprechen, die sich dort eine verkehrsberuhigte Zone (Spielstraße) und markierte Parkplätze wünschen. Dem Vernehmen nach sieht die Verwaltung dort aber derzeit keinen Handlungsbedarf. Ein verkehrsberuhigter Bereich erfordere einen kompletten Umbau der Straßen, um die Trennung von Auto- und Fußgängerverkehr aufzuheben. Markierungen würden die Zahl der Parkplätze im Vergleich zu heute weiter verringern.
Mit dem Thema Humboldtstraße hatte sich die Bezirksvertretung III für den Essener Westen aktuell beschäftigen wollen, es wurde aber pandemiebedingt von der Tagesordnung genommen. Die Verwaltung wollte dabei Stellung zu einer Bürgereingabe nehmen, in der die Erneuerung der Fahrbahndecke gefordert wurde. „Die Verwaltung wollte dort eigentlich Ende 2021/Anfang 2022 tätig werden, doch dieser Termin scheint schon wieder überholt zu sein“, so Philipp Rosenau. Er habe erfahren, dass sich vor Ende 2022 dort nichts tun werde. „Dafür soll die Fulerumer Straße am Südwestfriedhof instandgesetzt werden“, so Rosenau, der eine Anfrage zum Thema über den Rat erwägt.
Auch für Fußgänger mit Gehbehinderung ist die Belastung groß
Nicht nur für Autofahrer sind die Belastungen groß. Wolfgang Reichelt (70) wohnt seit 44 Jahren an der Spieckermannstraße in Fulerum. Er wohne dort gern, es gebe viel Grün, die Nachbarschaft sei gut, das Rhein-Ruhr-Zentrum mit seinen Einkaufsmöglichkeiten nur wenige 100 Meter entfernt. Doch der Weg dorthin ist für Wolfgang Reichelt nur schwer zu bewältigen, zumindest wenn er mit seiner Frau unterwegs ist, die seit dreieinhalb Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen ist.
„Der Gehweg an der Humboldtstraße ist extrem schadhaft, da wurde seit 40 Jahren nichts gemacht. In den Absenkungen sammelt sich zudem bei starkem Regen das Wasser, weil es keine vernünftige Drainage gibt“, so Reichelt. Er sei sogar schon mal mit Warnweste auf der Straße statt auf dem Gehweg gelaufen, um seine Frau einigermaßen komfortabel im Rollstuhl schieben zu können. „Sie ist oft richtig fertig wegen der starken Erschütterungen“, sagt Reichelt. Auch an den Einmündungen der Nebenstraßen habe er Probleme. „Da sind die Gehwege zwar abgesenkt, aber die Übergänge sind oft wegen der großen Parknot in der Siedlung zugeparkt“, beobachtet der Anwohner.
Absenkte Stellen des Gehwegs sind wegen der Parkplatznot oft zugestellt
Die früheren Krupp-Häuser, die heute der Wohnungsgesellschaft Covivio gehören, seien in den 1960er Jahren gebaut worden, als jede Familie – wenn überhaupt – nur ein Auto besessen habe. Für die Menge der Fahrzeuge heute gebe es nicht genug Stellplätze – ein Problem, auf das die Interessengemeinschaft der Mieter schon häufiger aufmerksam gemacht habe.
Durch die Siedlung habe die Wohnungsgesellschaft vor einiger Zeit einen eigentlich schönen Fußweg anlegen lassen, über den man zur Fulerumer Straße und damit zum Südwestfriedhof und zum Bus Richtung Innenstadt und Haarzopf gelange. „Aber auch am Übergang von Bürgersteig und Weg sind die Kanten so hoch, dass ich den Rollstuhl meiner Frau nicht darüber bekomme“, so Reichelt. Er hofft, dass die Stadt möglichst bald Schlaglöcher und Stolperfallen auf dem Gehweg entschärft.