Essen. Schlaglöcher und Risse im Asphalt: Der grimmige Frost hat dem Essener Straßennetz massiv zugesetzt. Jetzt muss überall zügig geflickt werden.

Nach den riskanten Rutschpartien wegen Schnee und Glatteis stehen Autofahrer in Essen vor der nächsten Herausforderung: Nun gilt es, den gefährlichen Schlaglöchern auszuweichen, die Väterchen Frost massenhaft hinterlassen hat. „Winterschäden sind aktuell ein massives Problem“, bestätigt Roland Nolte, Sprecher der Autobahn GmbH-Niederlassung Rheinland. „Dieselben Teams, die zehn Tage lang geräumt und gestreut haben, sind jetzt pausenlos unterwegs, um Schlaglöcher zu reparieren.“ Autobahnen wie die A40, über die reichlich Schwerlastverkehr rollt, seien besonders betroffen.

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Schlagloch B224 Gladbecker Straße: Erst wenn die Schneedecke wegschmilzt, werden die Schäden sichtbar, die der Frost angerichtet hat.
Schlagloch B224 Gladbecker Straße: Erst wenn die Schneedecke wegschmilzt, werden die Schäden sichtbar, die der Frost angerichtet hat. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Je mehr Schnee und Eis wegschmelzen, desto sichtbarer wird das Ausmaß der Winterschäden im Essener Straßennetz. Die Stadt Essen kümmert sich um das kommunale Straßennetz, das sich aus 339 Kilometern Hauptverkehrsstraßen und 1213 Nebenstraßen zusammensetzt. „Die Mitarbeiter unseres Regiedienstes sind ab 6 Uhr im Einsatz, sie arbeiten unter Hochdruck“, sagt Stadtsprecherin Jasmin Trilling. Das genaue Ausmaß der Frostschäden des Winters 2021, der nach vielen schneelosen Jahren eine ungewöhnlich dicke Schnee- und Eisdecke über Essen legte, werde wohl erst in den nächsten Tagen feststehen.

Straßenbegeher der Stadt melden an Wintertagen 250 Schlaglöcher und mehr

Im Durchschnitt melden die Straßenbegeher des Regiedienstes 150 bis 200 Schlaglöcher am Tag, zum Teil mit Fotos. In diesen ernüchternden Après-Frost-Tagen dürften ihre Meldezahlen rasant in die Höhe schnellen.

Der beim Amt für Straßen und Verkehr angesiedelte Regiedienst sorge zunächst dafür, die Löcher so schnell wie möglich mit so genanntem Kaltasphalt zu füllen – zuerst die großen, dann die kleineren. Genauso verfährt der Landesbetrieb Straßen NRW, der für die Bundes- und Landstraßen in Essen zuständig ist. „Größere Schäden, die die Verkehrssicherheit gefährden, werden zügig repariert“, sagt eine Sprecherin.

Für ein Schlagloch 40 x 60 Zentimeter benötigen die Fachleute von Straßen NRW eine Viertelstunde

Ein Team des städtischen Regiebetriebs schaufelt kalten Reparaturasphalt in ein Schlagloch auf der viel befahrenen Ruhrallee.
Ein Team des städtischen Regiebetriebs schaufelt kalten Reparaturasphalt in ein Schlagloch auf der viel befahrenen Ruhrallee. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Wann ein Schlagloch gefährlich ist, sei ziemlich genau definiert. „Bei 2,5 Zentimeter Tiefe und mehr geht’s los.“ Verschärfend komme hinzu, wenn die Ränder bröckelig seien, beim Überfahren Asphalt in die Luft wirbelten und tückischen Steinschlag auslösten. Ebenfalls problematisch: Die Fahrbahndecke senkt sich und das in den Spuren gesammelte Wasser führe zu Aquaplaning. Auch bei Straßen NRW gehöre kalter Reparaturasphalt zur Standardausstattung. Für ein 40 x 60 Zentimeter großes Loch brauche der Trupp eine Viertelstunde.

Der mit Schaufeln aufgetragene Asphalt sei zunächst immer etwas höher als die übrige Fahrbahndecke. Dann werde mit dem Handstampfer nachverdichtet, die restliche Glättung übernehmen die darüberfahrenden Autos. Ob Bundesstraße, Gemeindestraße oder Autobahn: Auf die jetzt dringend notwendigen Flickarbeiten folgen in der wärmeren Jahreszeit gründliche Erneuerungen der Fahrbahndecken.

Der Sprecher der Autobahn GmbH berichtet, dass momentan an besonders betroffenen Autobahnabschnitten bis zu „300 Meter am Stück“ reparaturbedürftig seien. „Das sieht dann aus, als sei dort 20 Jahre nichts gemacht worden.“

Veraltetes Essener Straßennetz: 36 Millionen Euro in drei Jahren für die Sanierung

Ein Straßenbauarbeiter verteilt auf der Fahrbahn Asphalt und verdichtet nach. Dann geht’s schnell zum nächsten Schlagloch.
Ein Straßenbauarbeiter verteilt auf der Fahrbahn Asphalt und verdichtet nach. Dann geht’s schnell zum nächsten Schlagloch. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Auch die Stadt Essen macht kein Hehl daraus, dass ihr Straßennetz arg in die Jahre gekommen sei. Die letzte Bestandsaufnahme aus dem Jahr 2012 sei zu dem Ergebnis gekommen, dass 86 Prozent der Essener Hauptverkehrsstraßen 30 Jahre und älter seien. Um das Straßennetz in Schuss zu halten, hat die Stadt für den Zeitraum 2019 bis 2021 Ausgaben von rund 36 Millionen Euro für die Erneuerung der Fahrbahnen eingeplant, so Stadtsprecherin Jasmin Trilling. Allein 20,45 Millionen Euro sollen in die Sanierung der Nebenstraßen fließen.

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