Essen. Die Behörden hatten eine Beerdigung auf dem Friedhof am Hallo mit starken Kräften im Blick. Kinder einer Verstorbenen sind der Polizei bekannt.

Eine Bestattung mit Clan-Hintergrund hat am Mittwochmorgen in Essen-Stoppenberg für einen Großeinsatz von Polizei und städtischen Ordnungskräften gesorgt. Bei der Trauerfeier am Friedhof am Hallo – der auch ein großes islamisches Grabfeld beherbergt – wurde nach Informationen der Behörden eine Frau beigesetzt, deren Kinder teils im Fokus der Besonderen Aufbauorganisation Aktionsplan Clan (BAO) der Essener Polizei stehen. Dies bestätigte eine Sprecherin der Behörde auf Nachfrage dieser Zeitung.

Wie viele Trauergäste zu der islamischen Bestattung um 10 Uhr genau anreisen würden, konnten die Beobachter bis zum Mittwochmorgen noch nicht genau einschätzen, in Sozialen Netzwerken kursierte im Vorfeld ein Aufruf. Die Kräfte waren zusätzlich noch am Morgen aufgestockt worden, weil es sich bei der Verstorbenen um die Mutter eines Rocker-Präsidenten handeln sollte. Das konnten am Ende aber weder die Polizei noch die Stadt bestätigen. Das kommunale Ordnungsamt hatte die Landesbehörde um vorsorgliche Unterstützung gebeten, nicht zuletzt ging es um die Kontrolle und Einhaltung der Corona-Regeln.

Hundertschaft auf dem Parkplatz beobachtet die Situation

Wer um kurz vor zehn Uhr auf der Hallostraße unterwegs war, dem dürften die zahlreichen Mannschaftswagen aufgefallen sein, die teilweise mit Blaulicht in Richtung Friedhof unterwegs waren. Die Kräfte der Hundertschaft verteilten sich auf dem dortigen Parkplatz, die meisten von ihnen positionierten sich vor dem Zaun mit Tor, durch das man auf das Friedhofsgelände gelangt.

Auf dem Parkplatz kamen schließlich laut Stadt 60 Personen zusammen. Rund 15 Frauen der Trauernden standen am Rand des Parkplatzes, die Männer standen zentraler. Ein Imam sprach mit den Anwesenden ein Gebet – unter den wachsamen Augen der Polizei. Abstände wurden während der Zeremonie eingehalten.

Auf dem Friedhofs-Parkplatz sprachen die Trauernden ein Gebet.
Auf dem Friedhofs-Parkplatz sprachen die Trauernden ein Gebet. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Auf die Einhaltung der Corona-Regeln hatte zuvor das Ordnungsamt in einer Ansprache hingewiesen. In Bezug darauf sagte Stadtsprecherin Silke Lenz aber: „Das war kein freundlicher Empfang für uns.“ Trotz der vorherigen Aufklärung habe es vor Ort Diskussionen um eine „großzügigere Personenzahl“ gegeben.

25 Personen durften zur tatsächlichen Beisetzung auf dem Friedhof

Das Ordnungsamt war im Einsatz, weil sich abgezeichnet hatte, dass einzelne Familienmitglieder aus dem Clanmilieu stammen. „Wenn sich so etwas im Vorfeld zeigt, nehmen wir Kontakt auf“, so Lenz. Von den Angehörigen habe man dann eine Liste mit 25 Personen erhalten – so viele Teilnehmer sind laut Allgemeinverfügung der Stadt Essen derzeit erlaubt.

Diese 25 durften nach dem Gebet dann auch am Mittwochvormittag direkt auf das Friedhofsgelände und somit zur Beisetzung auf dem islamischen Gräberfeld, die anderen Angehörigen mussten draußen bleiben. Die einzelnen Namen wurden vom Ordnungsamt vorgelesen, die genannten Personen durften das Tor dann passieren. Bei den Kontrollen selbst blieb es ruhig. Mit Blick auf die Trauergäste auf dem Parkplatz sagte ein Polizeibeamter: „Bei solchen Einsätzen muss man immer Fingerspitzengefühl haben.“

Die Hallostraße blieb für die Dauer des Einsatzes gesperrt. Zuletzt mussten Stadt und Polizei bei einer Clan-Beerdigung im Oktober eingreifen, als statt der damals erlaubten 50 Trauergäste 300 eintrafen. Stadtsprecherin Silke Lenz spricht von Einzelfällen, in denen das Ordnungsamt tätig wird, die „Mehrheit der muslimischen Beerdigungen ist unproblematisch“.