Essen-Borbeck. Klaus Heimann lässt die Figuren seines Krimis „Lotte mischt mit“ in Borbeck ermitteln. Der 6. Band der Romanreihe ist gespickt mit Lokalkolorit.
Klaus Heimann reist gerne – im wahren Leben und literarisch. Dennoch ist der Essener Krimiautor stets ein bodenständiger Ruhrgebietler. Kein Wunder also, dass in seinen Romanen eine Menge Lokalkolorit steckt. Seine Hauptfigur Sigi Siebert ließ er in den vergangenen Romanen unter anderem in den Essener Stadtteilen Haarzopf, Stoppenberg und Werden agieren. Im neuesten Fall „Lotte mischt mit“ ist er nun in Borbeck unterwegs.
Wir treffen den Schriftsteller deshalb an einem der Handlungsorte: dem Schlosspark. „Hier dreht Lotte ihre Hunde-Runde – und horcht dabei eine verdächtige Person aus“, sagt Klaus Heimann und grinst verschmitzt. Die Frau des pensionierten Hauptkommissars ist mit Lotte gemeint. „Sie ist in diesem Fall eigentlich die treibende Kraft bei den Ermittlungen“, erklärt der Autor. Der Fall, der seinen Anfang dieses Mal übrigens nicht in Essen nimmt, sondern im brandenburgischen Werder, ist der bislang sechste Band der Romanreihe.
Ermittler-Ehefrau Lotte ist undercover in Borbeck unterwegs
In Werder an der Havel macht Sigi Siebert mit seiner Frau Lotte Urlaub. Auf einer Fahrradtour hören die Sieberts plötzlich Schüsse. Sigi dringt in eine Villa ein und entdeckt dort zwei Frauenleichen. Ehefrau Lotte beharrt darauf, eine Urlaubsbekannte aus Essen erkannt zu haben. Sie sei die in Schwarz gekleidete Gestalt am Tatort gewesen.
Während die Potsdamer Kripo die Ermittlungen aufnimmt, drängt Lotte darauf, eigene Recherchen anzustellen. Denn immer mehr Spuren weisen nach Essen. Also ist Lotte quasi undercover unterwegs, was nicht ganz ungefährlich ist. Auf der anderen Seite wird Sigi mit seinen früheren Kollegen Erich und Möhrchen in die offiziellen Ermittlungen miteinbezogen.
Dass Lotte ihn dann auch noch in den Borbecker Schlosspark mitschleppt, behagt dem Profi-Ermittler gar nicht. „Bei dieser Gelegenheit erfährt der Leser auch noch einiges zur Geschichte des Schlosses und der Fürstäbtissinen“, erklärt Heimann, der seine Protagonisten auch in die nahe gelegene Dampfbierbrauerei schickt.
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Kriminalfall ist eingebettet in eine Rahmenhandlung
„Parallel läuft dann aber noch eine ganz andere Geschichte“, sagt Klaus Heimann und zwinkert vielsagend. „Die hat mit der alten DDR zu tun und was damals ablief mit Zwangsadoptionen.“ Natürlich sei sie mit dem Doppelmord „irgendwie verknüpft“. Aber zu viel möchte der Autor an dieser Stelle nicht verraten.
Wie bei den anderen Sigi-Siebert-Vorgängern ist der Kriminalfall aus Werder in eine aktuelle Rahmenhandlung eingebettet: Sigi erzählt seinem besten Kumpel Ecki die spannende Geschichte bei einem Kneipentreff.
Die Lust am Erzählen spannender Geschichten
Schon als Jugendlicher liebte es Klaus Heimann (Jg. 1959), anderen Kindern Märchen oder aus dem Stegreif erfundene Geschichten zu erzählen. Die Lust am Erzählen begleitete ihn ins Erwachsenenalter.
Kurzprosa, Lieder, ein Kindermusical und mehrere Romane sind entstanden. Oft verarbeitet Klaus Heimann Reiseerlebnisse in seinen Werken.
2015 erschien sein erster Kriminalroman „Taxi zum Nordkap“. Ihm folgten noch weitere Krimis, in denen Sigi Siebert ermittelt. Heimann ist Mitglied im Syndikat, der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur.
Der Band „Lotte mischt mit“ (286 Seiten) ist im Oktober im Verlag Edition Oberkassel erschienen und kostet 12 Euro (ISBN 978-3-958-132238).
„Das ist ein guter Kniff, um das Verbrechen, das ein paar Jahre zurückliegt, noch einmal aus einem anderen Blickwinkel Revue passieren zu lassen“, findet der Essener Krimiautor, der seinen Ich-Erzähler Sigi Siebert in der Jetzt-Zeit übrigens in künftige Opa-Freuden versetzt. Ansonsten habe die Hauptfigur alle bekannten Marotten (erwähnt sei hier der penible Ordnungssinn) behalten. Heimann: „Ich versuche ja, immer ein bisschen Humor mit ins Spiel zu bringen. Das Leben ist ernst genug.“
Premierenlesung fällt wegen Corona-Pandemie vorerst aus
Anklänge an die weiteren Fälle der Sigi-Siebert-Reihe tauchen in der Rahmenhandlung hier und da immer mal wieder auf. „Vielleicht ein Anreiz für den Leser, auch mal da hinein zu schauen“, wünscht sich Klaus Heimann. Der außerordentlich bedauert, dass die für den 1. November in der Dreifaltigkeitskirche in Borbeck geplante Premierenlesung von „Lotte mischt mit“ wegen der gestiegenen Corona-Infektionen doch nicht stattfinden kann. „Vielleicht klappt es zu einem späteren Zeitpunkt.“
Und in welchen Stadtteil geht es das nächste Mal? Im Jahr 2021 ist Sigi Siebert in Kettwig auf Verbrecherjagd, kündigt der Krimiautor an. Wir sind gespannt.
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