Essen. Den Haushalt schmeißen und Geschwisterkinder betreuen: Als Mütterpflegerin hilft Katharina Manderla Frauen während des Wochenbetts.

Ihren Sohn Malte hat Jana Schumann vor acht Monaten zuhause zur Welt gebracht. In der Woche nach der Geburt konnte die Dreifach-Mama sich und ihrer Familie Ruhe gönnen – dank Katharina Manderla. Die Mütterpflegerin unterstützt Frauen nach der Geburt, damit sie im Wochenbett die nötige Erholung bekommen.

Antrag auf Haushaltshilfe

Wichtigste Aufgabe einer Mütterpflegerin ist es, die Mutter im Wochenbett zu entlasten, damit sie sich erholen in ihre neue Rolle einfinden kann. Die Dauer der Unterstützung richtet sich nach dem Bedarf und hängt von der Bewilligung durch die Krankenkasse als Kostenträger ab.Die Leistung wird bei den Krankenkassen als Haushaltshilfe beantragt. Ein medizinischer Grund ist für den Antrag nicht zwingend notwendig. Auch wenn keine zweite Person im Haushalt lebt, die dort Aufgaben übernehmen kann, kann er bewilligt werden.Betroffene Mütter erhalten die notwendigen Formulare bei ihrer jeweiligen Krankenkasse und sollten eine Stellungnahme bei Hausarzt oder Gynäkologe einholen.

„Ich werde nie vergessen, dass du für mich gekocht hast“, sagt Jana Schumann beim Gespräch in der Elternschule Essen, die Katharina Manderla gegründet hat. Und die Mütterpflegerin hat nicht nur gekocht, sie hat auch aufgeräumt, geputzt, sich mit den älteren Geschwistern beschäftigt, das Bett neu bezogen. „Es war eine wahnsinnige emotionale Unterstützung, weil ich wusste, sie kommt für mich, schenkt mir als frisch gebackene Dreifach-Mama ihre Aufmerksamkeit“, sagt Jana Schumann.

Krankenkassen bewilligen bestimmte Stundenzahl

Die 44-Jährige hat sich bewusst für die Mütterpflege entschieden, weil sie nach ihrer ersten Hausgeburt die Erfahrung gemacht hatte, viel zu schnell wieder in den Alltag hineingesogen zu werden und sich nicht ausreichend zu schonen. „Ich wollte sicher sein, dass wir als Familie Unterstützung haben in dieser Zeit, in der wir uns alle umstellen müssen“, sagt sie. Zumal ihr Mann in einer beruflichen Position sei, in der er nicht von einem Tag auf den anderen alles stehen und liegen lassen könne. „Und ich war sehr froh, dass ich das vorher organisiert hatte, weil ich nach der Schwangerschaft im Lockdown mit Kinderbetreuung rund um die Uhr und der Geburt einfach erschöpft war.“

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Die Mütterpflege kann mit entsprechender Verordnung von Gynäkologen oder Hausarzt bei der Krankenkasse beantragt werden, die bewilligt dann im Idealfall ein bestimmtes Stundenkontingent. „Als Mütterpflegerin komme ich zum Einsatz, wenn eine Frau im Wochenbett Hilfe braucht“, erklärt Katharina Manderla. „Ich übernehme alles, was die Frau nicht selbst erledigen kann.“ Dazu gehören Aufgaben im Haushalt, Einkäufe, Botengänge, Beschäftigung älterer Geschwisterkinder oder die Begleitung zum Arzt oder während des ersten Spaziergangs. Nur keine medizinischen Aufgaben, dafür sind die Hausbesuche der Hebamme da.

„Es wäre schön, wenn Eltern die erste Zeit als Familie in guter Erinnerung behalten“, sagt Manderla. Diese Zeit sei sehr sensibel und einmalig, es wäre schade, wenn sie später in erster Linie mit Überforderung und Schmerzen verbunden sei. Daher entlaste sie die Frauen sehr gerne, auch wenn es einigen schwer falle, die Hilfen dann auch wirklich anzunehmen. Manderla hat selbst vier Kinder im Alter zwischen 5 und 18 Jahren. „Nach der ersten Geburt hätte ich selbst gerne eine Mütterpflegerin gehabt“, sagt sie. Damals hatte sie schwere Geburtsverletzungen davongetragen und musste sich umso mehr schonen.

Besondere Situation in der Corona-Pandemie

Die Frauen, die sie heute betreut, haben teilweise Frühchen zur Welt gebracht, sind alleinerziehend, leiden unter einer Wochenbettdepression oder sind wie Jana Schumann Mehrfach-Mutter, die Unterstützung wünschen. „In den Tagen direkt nach der Geburt braucht es für den Antrag auch keine medizinische Indikation“, erklärt Manderla. Eine längere Betreuung über mehrere Wochen oder gar Monate hingegen kommt nur aus medizinischen Gründen in Frage, etwa bei einer Depression der Mutter.

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In der ersten Woche nach der Entbindung fehlt in vielen Familien auch die Unterstützung, die früher in Großfamilien gesichert war. „Aktuell kommt hinzu, dass Großeltern in der Pandemie ja möglichst keine Unterstützung leisten sollen“, sagt Manderla. Sie selbst konnte bislang alle Anfragen bedienen, glaubt aber auch, dass mehr Frauen das Angebot nutzen würden, wenn sie denn davon wüssten.

Jana Schumann hat erst in ihrer dritten Schwangerschaft davon gehört und gibt ihre Erfahrung nun gerne weiter. „Es war die beste Entscheidung, ich würde es jeder Frau raten“, sagt sie. „Katharina hat eine unglaublich ruhige Art und ich werde für diese Hilfe immer dankbar sein.“