Essen/Mülheim. In Mülheim gilt nun eine Ausgangssperre, die Situation an der Stadtgrenze zu Essen wirkt zum Start surreal. Was Jogger und Spaziergänger sagen.
Die Szenerie an der Essener Stadtgrenze zu Mülheim wirkt surreal. Dort gibt es nun diese imaginäre Linie, die beide Städte voneinander trennt. In ganz Mülheim gilt seit Freitagabend bis Sonntagmorgen (18.4.) zum ersten Mal eine nächtliche Ausgangssperre – von 21 Uhr abends bis 5 Uhr morgens. Ob sie darüber hinaus verlängert wird, hängt von der Entwicklung der Infektionszahlen ab.
Während der Ausgangssperre dürfen Mülheimer ihre Wohnungen nur aus triftigen Gründen verlassen. Dazu gehören: Arbeiten, Einkaufen und mit Hunden Gassi gehen sowie Arzt- und Gottesdienstbesuche. Notfälle bleiben von der neuen Beschränkung unberührt. Mülheim weist am Freitag mit 227,4 die vierthöchste Sieben-Tages-Inzidenz in NRW auf.
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Auch Autofahren ist in Mülheim nur mit Ausnahme möglich
Aber auch mit dem Auto durch die Stadt zu fahren, ist nachts nur in Ausnahmen möglich. Ein Beispiel: Wer sich auf Durchreise in eine andere Stadt befindet, darf zum Beispiel passieren. Polizei und Mülheimer Ordnungsamt wollen die Einhaltung der Ausgangssperre kontrollieren. Mit der Sofortmaßnahme reagiert die Mülheim auf die deutlich gestiegene Sieben-Tage-Inzidenz. Streifen sollen laut Mülheims Krisenstabsleiter und Stadtdirektor Frank Steinfort insbesondere in dicht bewohnten Quartieren unterwegs sein. Bei Verstößen drohen laut Stadt Mülheim Bußgelder zwischen 150 Euro und 25.000 Euro.
An der Stadtgrenze zwischen Mülheim-Winkhausen und Essen-Frohnhausen ist kurz vor dem Beginn der Ausgangssperre am Freitag wenig los. Julius Lemke läuft auf der Radtrasse in Richtung Rüttenscheid und sagt: „Ich wohne in Koblenz. Hier gibt eine Ausgangsbeschränkung?“ Suchend schaut er sich um und fragt: „Wo ist denn die Grenze?“ – und mit Blick auf die Uhr: „Und ab wann gilt die?“
Um 20.45 Uhr ist der gebürtige Essener gerade noch in der Zeit. Er werde aber auch weiterhin laufen gehen, egal zu welcher Uhrzeit. „Ich gehe alleine an der frischen Luft joggen und stehe hier nicht mit meinen fünf Kollegen und saufe“, sagt der 53-Jährige.
In zwanzig Sekunden mit dem Auto wieder auf Essener Stadtgebiet
Ähnlich sehen das auch Ronny Niemeyer und Lukas Podanowski, als sie ihre Joggingrunde um kurz vor 21 Uhr beenden. Ihr Auto haben sie auf Mülheimer Stadtgebiet geparkt. „Mein Schwiegervater meinte noch im Spaß zu uns: Dann müsst ihr aber um spätestens 21 Uhr zuhause sein“, erzählt Podanowski. „Wir sind mit dem Auto in zwanzig Sekunden wieder in Essen, also pünktlich“, scherzen die beiden. Zu der Ausgangssperre sagt Podanowski: „Das ist mir egal. Der Wald ist dunkel, Sportplätze sind dicht. Also werde ich hier weiterhin joggen gehen.“
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Oliver Schlierendorf ist am Freitagabend ebenfalls an der Stadtgrenze unterwegs. Er habe sich vor seinem Spaziergang durchaus Gedanken darüber gemacht, ob er auf dem Weg durch Mülheim laufen würde. Nachdem er eine Woche lang nur im Büro gesessen hätte, wäre er auf die Idee gekommen, am Freitag zur Abwechslung mal nach Hause zu laufen. „Aber ich wusste nicht, dass ich durch Mülheim komme. Auf der Radtrasse stehen auch keine Schilder mit Stadtgrenzen und ich bin ja kein Landvermesser“, sagt der Dellwiger.
Gerade im Ruhrgebiet, wo Städte eng zusammenliegen, könne man ja jetzt nicht anfangen, mit Landkarte und Kompass spazieren zu gehen.
- Die Ausgangssperre in Mülheim gilt zunächst bis Sonntag.
- Die Stadt Mülheim rechnet aber mit einer Verlängerung, da sie von einer weiter ansteigenden Inzidenz ausgeht.
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