Essen. . Erst Krebs, dann Herzinfarkt – und heute wieder gesund: Wie eine neue Operationsmethode des Uni-Klinikums das Leben einer Essenerin retteten.

  • Carmen Bock-Castillo hatte Blasenkrebs. Während der Operation erlitt sie einen Herzinfarkt
  • Dank einer neuen, schonenenden Methode konnte die 60-Jährige vollständig genesen
  • Die Spanierin hat jetzt einen Wunsch: Bald mal wieder nach Hause fahren zu können

Die Essenerin Carmen Bock-Castillo hatte großes Glück: Dank einer neuen, schonenden Methode wurde ihr Herzinfarkt in der Kardiologie des Uni-Klinikums behandelt – und so ihr Leben gerettet.

„Dieses Jahr war für mich ein schweres“, erzählt die gebürtige Spanierin, „und doch hatte ich Glück im Unglück.“ Im Sommer wurde bei der 60-jährigen Holsterhausenerin Blasenkrebs diagnostiziert. Es folgte eine große Operation im Uni-Klinikum.

Dort lag sie auch noch, als ihr Herz sich auf ungewöhnliche Art bemerkbar machte. „An einen Herzinfarkt habe ich gar nicht gedacht.“ Doch genau den diagnostizierten die schnell herbeigerufenen Kardiologen. Und zwar rechtzeitig. Wäre Carmen Bock-Castillo alleine zuhause gewesen, hätte sie den Infarkt wahrscheinlich nicht überlebt. „Schon das war wie ein Sechser im Lotto“, sagt sie.

Für eine Bypass-OP erschien das Risiko zu groß

„Eigentlich war Frau Bock-Castillo eine klassische Patientin für die Herzchirurgie“, erklärt Professor Tienush Rassaf, Leiter der Kardiologie und Angiologie. „Im Hauptblutgefäß das zum Herzen führt, lag eine Vereingung vor, die normalerweise mit einer Bypass-Operation behandelt wird.“ Doch den Herzchirurgen war das Risiko zu groß: Carmen Bock-Castillo hätte mit ihrer akuten Krebserkrankung eine mehrstündige schwere Operation wahrscheinlich nicht überlebt.

Kleine Herz-Lungen-Maschine

„Deswegen haben die Herzchirurgen uns dazu gerufen“, erzählt Oberarzt Fadi Al-Rashid. Denn die Kardiologie arbeitet mit einer völlig neuen Methode. Dabei wird der Patient über die beiden Leisten an eine kleine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen.

Die pumpt das Blut über die eine Leiste ab, reichert es mit Sauerstoff an und führt es über die andere Leiste wieder zurück. Gleichzeitig wird mittels eines Katheders, der über eine Vene am Arm eingeführt wird, die Verengung unter Röntgensicht am Herzen mittels eines Stents beseitigt. „Entscheidend ist, dass der Patient dabei keine Vollnarkose braucht und nur leicht sediert wird“, so Rassaf, „und dementsprechend kurz ist auch, im Gegensatz zur Bypass-Operation, der anschließende Klinikaufenthalt.“

Der 34-jährige Oberarzt ist einer der Spezialisten, der diese innovative Methode an der Uni-Klinik anwendet. Dabei muss man hundertprozentig präzise arbeiten, um den Stent absolut genau zu platzieren. Rund anderthalb Stunden dauert ein solcher Eingriff, der im Fachjargon „Protected PCI“ heißt. Zu dieser Methode führt die Kardiologie auch gerade eine europaweite Studie durch. „Wir gehören in Deutschland zu den führenden Zentren, haben mittlerweile 200 Patienten erfolgreich behandelt“, so Professor Rassaf.

Zuversicht fürs nächste Jahr

So wie Carmen Bock-Castillo. Noch kämpft sie mit den Folgen der Krebsoperation, doch es geht langsam, aber sicher, aufwärts. „Ich spüre jeden Tag, wie gut es meinem Herzen geht. Darüber bin ich unglaublich froh.“ Dem kommenden Jahr sieht sie wieder mit viel Vertrauen und Zuversicht entgegen. „Ich hoffe, dass ich dann wieder in meine Heimat nach Südspanien fahren kann. Das ist mein Ziel.“