Essen. Wegen des Vorwurfs, homosexuell zu sein, hat das NS-Regime den Essener Ernst Ellson ermordet. An sein Schicksal erinnert ein Stolperstein.

20 neue Stolpersteine hat der Künstler Gunter Demnig in Essen verlegt. Einer ist dem jüdischen Mitbürger Ernst Ellson gewidmet, den das NS-Regimes zunächst wegen seiner Homosexualität vefolgte.

Als Ernst Ellson in die Fänge des NS-Regimes gerät, ist er 36 Jahre alt und musste bereits wegen seiner jüdischen Herkunft den erlernten Kaufmannsberuf aufgeben. Um seine betagten Eltern zu versorgen und auch selbst über die Runden zu kommen, arbeitete er im Tiefbau. Am 22. November 1940 wurde er wegen „gleichgeschlechtlicher Unzucht“, wie es die Nationalsozialisten formulierten, von der Gestapo festgenommen.

Soldat hatte ihn denunziert

Es sollte sich herausstellen, dass ein Flieger der Luftwaffe ihn denunziert hatte. Der Soldat war im besetzten Brüssel stationiert, wurde verhaftet und beschuldigte den Essener, dass er gleichgeschlechtliche Beziehungen habe.

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Nach tagelangen Verhören durch die Staatspolizei gestand Ernst Ellson, dass es im Jahre 1937 zu solchen Kontakten mit zwei ihm namentlich nicht bekannten Männern gekommen sei. Er erklärte aber auch mehrmals, dass er den Wehrmachtsangehörigen, der ihn beschuldigte, nicht kenne. Am 14. März 1941 wird er wegen „widernatürlicher Unzucht“ in zwei Fällen zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. In der Urteilsbegründung weisen die Richter allerdings darauf hin, dass die Kriminalpolizei keine schlüssigen Beweis für weitere Vorwürfe erbringen konnte.

Gestapo verlangt härteres Vorgehen

Die Unterlagen hat Wolfgang Berude eingesehen, der sich mit dem Schicksal von Ernst Ellson befasst hat. Der Essener forscht seit den 90er Jahren im Bundesarchiv Berlin, dem Landesarchiv NRW und Stadtarchiv zur „Verfolgungs-und Emanzipationsgeschichte der gleichgeschlechtlich liebenden Bürgerinnen und Bürger in Essen“.

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Aus den Unterlagen geht hervor, dass schon vierzehn Tage nach dem Urteil die Essener Gestapo den Antrag stellte, Ernst Ellson ins KZ Dachau zu bringen. Aus „sicherheitspolitischen Gründen“ sei die Unterbringung in einem Konzentrationslager erforderlich, heißt es in dem Schreiben wörtlich.

Zudem wird auch Kritik an dem Richterspruch deutlich, denn „die gegen Ellson verhängte gerichtliche Strafe“ könne „nicht als eine genügende Sühne für seine Verfehlungen angesehen werden.“ Ellson bittet noch in einem Schreiben darum, von der so genannten Schutzhaft Abstand zu nehmen, „da ich der einzige Ernährer meiner betagten Eltern bin. Mein Vater ist 82 und meine Mutter 75 Jahre alt. Zudem ist meine Mutter kränklich.“ Andere Angehörige, die für seine Eltern aufkommen könnten, seien nicht vorhanden.

Eltern nach Treblinka deportiert

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Bereits am 18. April trifft der Befehl aus Berlin ein, dass Ellson in das KZ Buchenwald gebracht werden soll. Seine Leidensgeschichte setzt sich fort. Mit einem Sammeltransport trifft er am 22. Mai 1941 in dem in unmittelbarer Nähe zu Weimar liegendem Konzentrationslager ein. Im September 1942 wird er ins KZ Groß-Rosen deportiert. Er stirbt am 23. November in Auschwitz, wie aus einem Fernschreiben an die Gestapo Düsseldorf hervorgeht.

Ebenfalls im Jahr 1942 wurden seine Eltern deportiert, zunächst nach Theresienstadt und anschließend in das Vernichtungslager Treblinka.