Essen. Musik mit Pferdegetrappel und Kriegstanz. Die Essener Philharmoniker spielen Dvořák. Applaus gibt es sogar aus Bulgarien und Chile: „Voll schön!“
Einen so weiten Wirkungskreis mit einem so internationalen Publikum erleben die Essener Philharmoniker selten. Bis zu 1300 Musikfans, also ein virtuell gut gefüllter Alfried-Krupp-Saal, hatten sich beim Konzert-Livestream zugeschaltet, um „Mit Götz Alsmann in die Neue Welt“ zu reisen. Nicht nur aus Rüttenscheid und Berlin, sondern auch aus Bulgarien, Chile oder der kanadischen Provinz Saskatchewan.
Begeisterung und Dank schlugen im begleitenden Chat wieder hohe Wellen. „Voll schön! Très beau concert! Absolutes Highlight in diesen eisigen Zeiten!“
Indianischer Kriegstanz oder Marlboro-Reklame
Generalmusikdirektor Tomáš Netopil hatte freilich mit der Neunten von Antonín Dvořák eine der beliebtesten Sinfonien schlechthin ausgewählt und als weiteren Trumpf noch Götz Alsmann gezogen, der als versierter Moderator wieder nur so sprudelte vor Wissen und die Musik ungemein plastisch näherbrachte („Toll, was Götz alles erzählt“). Vielleicht hat ja danach mancher Zuhörer wirklich Pferdegetrappel, indianischen Kriegstanz oder Marlboro-Reklame herausgehört.
Die Essener Philharmoniker jedenfalls lieferten die Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ in einer exzellenten Wiedergabe, in der man dem Allbekannten noch Entdeckungen abgewinnen konnte. Für Netopil war die Partitur seines tschechischen Landsmanns spürbar eine Herzensangelegenheit, die er mit Liebe und dem Zauber des Besonderen ausbreitete.
„Die pure Lebensfreude!“
Dirigent und Orchester trafen sich in Klangästhetik und innerer Ausgewogenheit, sicher ausbalanciert zwischen herangezoomten Bläserdetails – anrührend schön das Englischhorn-Solo des Largo – und der großen dramaturgischen Linie mit ihren Aufschwüngen und satzübergreifenden Themen. Karin-Barbara Schlüter brachte es am Schluss auf den Punkt: „Die pure Lebensfreude!“. Stimmt.