Essen. Bei einer Inzidenz unter 100 dürften Fitness-Center und Essener Kletterhalle theoretisch ab 22. März öffnen. Betreiber haben aber viele Fragen.

Sport, der kontaktfrei und drinnen stattfindet, darf laut Corona-Stufenplan des Bundes ab Montag, 22. März, wieder stattfinden. Drei Bedingungen gibt es: Das Land NRW müsste bis dahin eine neue Corona-Schutzverordnung herausgeben, die Inzidenz muss unter 100 sein und es müssen negative Schnelltests vorliegen. Bahn frei für Essens Fitness-Studios, Gesundheitszentren und die Easyclimb-Kletterhalle in Stoppenberg? Die meisten Betreiber winken ab.

Wer zahlt die Corona-Tests?

„Wir wissen gar nicht, wie das funktionieren soll“, erklärt Guido Krautkrämer, Geschäftsführer von Easyclimb. „Wie viele Kletterer dürfen rein? Müssen die Mitarbeiter auch getestet sein? Wer zahlt das? Wer führt die Tests durch?“ Diese Fragen seien bisher ungeklärt. Er müsse einen gewissen Umsatz generieren, damit der Betrieb sich rentiere. Das wäre nicht der Fall, wenn er die Halle beispielsweise nur für eine Familie öffnen würde. Krautkrämer: „Da stellt sich die Frage, ob es Sinn ergibt, unter den Bedingungen zu öffnen.“ Jammern will der 46-jährige Kletterer aber nicht. Jeder Unternehmer habe mal gelernt, dass es Risiken gebe und die seien eben jetzt eingetreten.

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Er ist überzeugt, dass Geschäftsmodelle, die außerhalb der Pandemie funktionieren, jetzt nicht vor dem Aus stehen. Vermieter und Banken, die jetzt auf ihr Geld warteten, müssten Verständnis dafür haben und sehen, dass Corona die Unternehmer in eine ungewöhnliche Situation gebracht habe. „Würde ich jetzt mit der Kletterhalle insolvent gehen, würde jemand anderes sie nach der Krise wieder eröffnen, weil das Konzept ja funktioniert“, erklärt Krautkrämer, der deutschlandweit sechs Kletterhallen betreibt. Er weiß, dass diese Argumentation für einige arrogant klingen mag.

Außengelände der Mülheimer Kletterhalle ist geöffnet

Nicht jeder hatte die Chance, vor der Corona-Krise entsprechend vorzusorgen. Christian Behrendt etwa betreibt sein kleines Studio „Perform Fitness“ in Haarzopf erst seit Mitte 2019, startete also ein dreiviertel Jahr vor dem ersten Lockdown. Langsam wird es eng für ihn: „Die Ausgleichszahlungszahlungen vom Bund decken leider meine privaten Kosten nicht mit ab.“ Das Haarzopfer Studio bietet überwiegend Individualtraining an: ein Trainer arbeitet mit einem Sportler zusammen. Theoretisch also coronakonform, in der Praxis aber - noch - verboten. „Unsere Kunden sehnen sich nach dem Training und wollen endlich wieder zu uns ins Studio“, weiß Azubi Felix Winkler.

Fit X will flexibel agieren

Die Fitness-Studio-Kette Fit X betreibt in Essen drei Studios: Im Nordviertel am Stoppenberger Straße 61, in Bergerhausen an der Ruhrallee 165 und am Limbecker Platz. Sprecherin Maike Blankenstein erklärt: „Wir beobachten die Situation ganz genau und sind vorbereitet, sehr flexibel zu agieren. Wir bereiten uns operativ auf eine Öffnung ab Montag vor und werden öffnen, sobald das möglich ist.“

Als Folge der anhaltenden Inaktivität der Menschen aufgrund des Shutdowns könnten diverse Erkrankungen entstehen und damit für persönliches Leid aber auch Gesundheitskosten in Milliardenhöhe sorgen, das gelte es laut Blankenstein zu verhindern – entsprechend wichtig sei die aktuelle Entwicklung.

Wie geht es also weiter? Guido Krautkrämer erklärt, er sei bereit, könne den Betrieb innerhalb von 48 Stunden hochfahren: „Wir können aber auch noch warten.“ Als Trostpflaster für die Kletter-Szene hat er an seiner Halle in Mülheim den Außenbereich coronakonform geöffnet. Maximal fünf Personen aus zwei Hausständen können dort einen eigenen Bereich buchen. Krautkrämer: „Das ist nicht kostendeckend, aber wir feiern das, weil wir Kletterer sind und klettern wollen.“

Gesundheitszentrum will Kurse nach draußen verlagern

Das Friedrichsbad wird nicht von der Stadt betrieben, sondern ist an den Essener Sportbund verpachtet.
Das Friedrichsbad wird nicht von der Stadt betrieben, sondern ist an den Essener Sportbund verpachtet. © WAZ | STEFAN AREND

Auch die Essener Gesundheitszentren bleiben zunächst noch geschlossen. Thorsten Flügel, Leiter des Sportbundes: „Den finanziellen und organisatorischen Aufwand tun wir uns nicht an.“ Arndt Zengerle, Leiter des Altenessener Sport- und Gesundheitszentrums, winkt bei der Öffnungsperspektive für den 22. März ebenfalls direkt ab: „Meine Mitarbeiter sind bis Ende März in Kurzarbeit, vorher öffnet der Fitness-Bereich auf keinen Fall.“ Er stehe derzeit in Kontakt mit dem Gesundheitsamt, so dass seine Mitarbeiter zeitnah geimpft werden könnten. Sobald das Wetter frühlingshafter wird, sollen einige Kurse - wie auch schon im Lockdown im vergangenen Jahr - nach draußen verlegt werden. Spinning-Kurse, Thai-Chi und Nordic-Walking kämen da in Frage. Auch das Online-Angebot soll beibehalten werden.