Essen-Borbeck. Kinder aus finanzschwachen Familien wurden in einer Geschenk-Aktion mit Spiel- und Lesetüten bedacht. Die Aktion läuft weiter, Spenden erwünscht

Freude und Abwechslung mit bislang 46 Spiel- und Lesetüten brachten Erika Küpper und Karl-Heinz Koch-Schleithoff Kindern und Eltern mit geringen Einkommen während des Corona-Lockdowns. Die gemeinsame Geschenk-Aktion des Borbecker Vereins „Netzwerk Kindergesundheit“ und der „Sozialpädagogischen Familienhilfe“ (SoFa) läuft weiter. Finanziert wird sie durch Spenden von Firmen und Privatleuten.

Unterstützung für einkommensschwache Familien in Essen

Karl-Heinz Koch-Schleithoff (Sozialpädagogische Familienhilfe) und Erika Küpper vom Borbecker Netzwerk Kindergesundheit e.V. stellen in der Sozialpädagogischen Familienhilfe e.V. (SoFa) am Borbecker Platz 5 den Kooperationspartner in der Jugendhilfe im Stadtbezirk Groß-Borbeck vor.
Karl-Heinz Koch-Schleithoff (Sozialpädagogische Familienhilfe) und Erika Küpper vom Borbecker Netzwerk Kindergesundheit e.V. stellen in der Sozialpädagogischen Familienhilfe e.V. (SoFa) am Borbecker Platz 5 den Kooperationspartner in der Jugendhilfe im Stadtbezirk Groß-Borbeck vor. © FUNKE Foto Services | Verena Lörsch FUNKE Foto Services

Gesellschafts- oder Kartenspiele sind nicht nur ein guter Zeitvertreib. Sie bringen Alt und Jung an einen Tisch und sorgen für gemeinsame Erlebnisse. „Mau-Mau“, „Mensch ärgere dich nicht“, „Kniffel“ oder „Schiffe versenken“: „Gerade in sozialschwachen Familien wird selten gespielt. Das ist unsere Erfahrung aus der Kinder- und Jugendhilfe“, berichtet Erika Küpper. Die 70-Jährige ist Vorsitzende des Borbecker Netzwerkes, das sich seit 2010 als Verein für die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder im Stadtteil einsetzt. „Als es zu Beginn von Corona hieß, dass Kinder möglichst zuhause bleiben sollten, waren wir alarmiert.“

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Schnell sei die Idee entstanden, ihnen bekannte, einkommensschwache Problemfamilien, aber auch andere, mit bunten Spiel- und Lesetüten die Krise zu erleichtern, fügt Sozialarbeiter Koch-Schleithoff hinzu. Küpper, die zudem Kinder- und Jugendbeauftragte im Stadtbezirk IV ist, engagiert sich seit rund 15 Jahren rund um Borbeck für den Nachwuchs und seine Bildungschancen. Die ehemalige Lehrerin und spätere Mitarbeiterin im Düsseldorfer Jugendamt hat das Fachwissen. Aber vor allem ein Herz für Kinder und Verständnis für deren Wünsche.

Die Leseförderung ist dem Netzwerk wichtig

Karl-Heinz Koch-Schleithoff stellt Spielzeug vor, das bei manchem Kind leuchtende Augen hervorruft.
Karl-Heinz Koch-Schleithoff stellt Spielzeug vor, das bei manchem Kind leuchtende Augen hervorruft. © FUNKE Foto Services | Verena Lörsch FUNKE Foto Services

Jedes Kind habe das Recht, gesund aufwachsen zu können, lautetet die Devise. Vor allem die Leseförderung ist dem Netzwerk wichtig. Das verrät der Blick in den Wandschrank im „SoFa“-Büro am Borbecker Platz 5: Reihenweise neue Kinderbücher für alle Altersstufen warten auf Leser. Bälle, Filzstifte, Frisbees, Gummitwist, Knetmasse und Weiteres sollen bald für leuchtende Kinderaugen sorgen. Sie werden bis zum Ende der Sommerferien verteilt. Erika Küpper freut sich über reichlich Zuspruch fürs Projekt. „Ein älteres Ehepaar, das von den Spiel- und Lesetüten gehört hatte, überreichte uns 100 Euro“, erzählt sie.

Und weitere Gelder flossen: Die vier Kinderärzte des Bezirks gaben 730 Euro, die Mülheimer Kulturstiftung „Selbst.Los!“ schoss 500 Euro dazu. Mit dem teils „beim Klinkenputzen an Haustüren“ gesammelten Geld hätten sie günstig eingekauft, berichtet der Sozialarbeiter. „Über die Kölner Organisation Innatura haben wir viele Sachspenden für wenig Geld erworben.“

Ein Träger der freien Jugendhilfe

Die „Sozialpädagogische Familienhilfe“ (SoFa) ist ein paritätischer Träger der freien Jugend- und Familienhilfe. Sie kooperiert mit dem Jugendamt und führt auch Beratungen und Jugendhilfemaßnahmen an Schulen durch.

Kontakt: 87 29 00, E-Mail: sofa@familienhilfe.de.

Erika Küpper vom 2010 gegründeten Borbecker Netzwerk Kindergesundheit ist unter 01 76/21 77 86 93 zu erreichen.

Auf dem Balkon mit Blick auf die Kirche St. Dionysius präsentieren die Helfer zwei prall gefüllte Papiertüten. Fertig gepackt für bedürftige Kinder. „Sonst kommen die Familien zu uns in die Beratungsstelle.“ Viele seien auf einem guten Weg gewesen, doch Corona habe wieder eine Menge zunichte gemacht, weiß „SoFa“-Sozialarbeiter Karl-Heinz Koch-Schleithoff. In der Ambulanten Erziehungshilfe betreut er hauptberuflich Kinder und Eltern in enger Kooperation mit dem Jugendamt.

Besuche waren während des Lockdowns nicht möglich

„Beim Lockdown hatten auch wir erschwerte Arbeitsbedingungen.“ Besuche in der Beratung waren nicht möglich, Hausbesuche schwierig. „In den oft sehr engen Wohnungen war der Mindestabstand nicht gegeben. So haben wir per Telefon Kontakt zu den Familien gehalten.“ Sofern möglich half man über Video-Konferenzen. „Nur in ganz dringenden Fällen mit Kindeswohlgefährdung gab es Hausbesuche mit dem Jugendamt.“

Die meisten Familien, die das sozialpädagogische Angebot des Vereins „SoFa“ nutzen, seien Deutsche ohne Migrationshintergrund. Geringverdienende Elternpaare, aber auch Alleinerziehende mit wenig Einkommen suchen Beratung bei den Fachkräften. Nicht selten seinen darunter Väter oder Mütter mit physischen oder psychischen Erkrankungen. Und leider sei auch Gewalt in den Familien ein Thema. Manchen Eltern „rutsche schon mal die Hand aus“. Kinder aus armen Familien hat Corona zusätzlich getroffen.

Ferienfreizeit im „Kreuzer“ als Ersatz für Hessen-Fahrt

Mut und Zuversicht schöpfen konnten 24 Mädchen und Jungen aus Groß-Borbeck, die in den ersten beiden Ferienwochen an einer Freizeit im evangelischen Gemeindezentrum „Kreuzer“ teilnahmen. Wegen Corona musste die geplante Hessen-Reise ausfallen. Ersatz boten Ausflüge, Bastel-Aktionen und Fantasiereisen. Der Höhepunkt war ein Boxtraining, bei dem die Kinder sich auspowern konnten. Der gute Erfolg beflügelt die Organisatoren. Sie sammeln weiter Geld- und Sachspenden für die Spiel- und Lesetüten.

Karl-Heinz Koch-Schleithoff jedenfalls hätte nichts dagegen, bis zum Jahresende mit den Gabentüten durch die Straßen zu ziehen: „Die leuchtenden Augen der Kinder sind mein Motor.“