Essen. . Zwei Essener berichten, wie sie seit Jahren vergebens um eine bessere Anbindung kämpfen. Die Politik will das Thema Breitbandversorgung jetzt angehen.
Schnelles Internet für jeden. Es ist ein politisches Versprechen, das Edmar Fischer oder Andre Stempel hoffen lässt – gleichzeitig aber auch misstrauisch macht. Die beiden Essener eint drei Dinge: Sie wohnen im Norden der Stadt. Ihre Internetgeschwindigkeit ist meilenweit von dem entfernt, was sich die Landespolitik bis 2018 auf die Fahnen geschrieben hat. Und sie kämpfen seit Jahren vergebens um eine schnellere Datenverbindung.
Edmar Fischer wohnt im Hossemgarten. Maximal 1 Mbit pro Sekunde schafft sein Internetanschluss. Von seinem Anbieter wird er immer wieder zur Telekom verwiesen, die aber Investitionen in seiner Straße bislang ablehne – aus wirtschaftlichen Gründen. Obwohl ein Glasfaserkabel in 80 Meter Entfernung verlaufe, klagt Fischer. Für ihn bedeutet schnelles Internet Zeit und Geld. „Als Unternehmensbetreuer kann ich es mir nicht leisten, lange zu warten, bis sich die Seiten aufbauen“, sagt er. Wenn er an Video-Konferenzen mit seinen Kunden teilnehmen will, dann muss er sich regelmäßig in ein Tagesbüro im Triple Z einmieten. Doch damit nicht genug:Edmar Fischer vermietet ganz in der Nähe auch eine Wohnung. Als letztens der Mieter auszog, hörte er von neuen Interessenten immer wieder: „Ein so langsames Internet? Nein, danke!“
Auch Andre Stempel kann ein Lied davon singen. Sein Anschluss erreicht immerhin bis zu sechs Mbit pro Sekunde. Allerdings schwankt die Leistung derart stark, dass er häufig mit seinem Handy und 3G schneller im Netz unterwegs ist als mit seinem PC. Andre Stempel ist Feuerwehrmann, seine Lieblingssendungen im Fernsehen verpasst er immer wieder. Doch Videos oder Filme aus dem Netz laden, das funktioniere selten.
Politik will Verantwortlichen
Was Stempel und Fischer allerdings gleichermaßen nervt: Sie wurden von A nach B geschickt und fanden doch niemanden, der sich ihre Probleme ernsthaft anhörte und Lösungen versprach. „Keiner fühlt sich verantwortlich. Das ist frustrierend“, meint Andre Stempel. Er erzählt, dass die Telekom ihn mit seinen Fragen sogar an die Stadt verwiesen hat. Doch auch dort sah sich niemand in der Lage, Auskunft zu geben.
Immerhin ist jetzt auch die Essener Politik auf das Thema, das Bürger wie Fischer und Stempel schon seit langem umtreibt, aufmerksam geworden. Ursprünglich zur Ratssitzung am Mittwoch wollten CDU und SPD die Verwaltung beauftragen, dass Thema Internet jetzt systematisch anzugehen. So soll der Antrag im Mai beschlossen werden. „Wir brauchen einen Überblick über den Stand der Infrastruktur, um daraus ein Handlungskonzept entwickeln zu können“, heißt es bei der CDU. Sie will in Zukunft feste Verantwortlichkeiten für das Thema.
Wie diese Zeitung berichtet hatte, hinkt Essen nämlich beim Ausbau des schnellen Internets im Vergleich zu anderen Städten wie Düsseldorf oder Köln und selbst Bochum und Bottrop hinterher. Bis 2018 hat die Landesregierung jedem einen schnellen Internetanschluss von 50 Mbit/s versprochen. Auch der Bund hat Millionen für den Breitband-Ausbau zugesagt. Doch Edmar Fischer ist skeptisch: „Am Ende sind ländliche Regionen schneller dran, als wir hier im Essener Norden. Denn der Norden hat keine Lobby.“