Essen. Ehrenamtliche aus Essen bieten Senioren einen Fahrdienst zum Impfzentrum an. Die Organisatoren äußern Kritik in Richtung Stadtverwaltung.
Täglich holen sich über 80-Jährige Essener derzeit im Impfzentrum am Messeplatz den vielversprechenden Pieks gegen das Corona-Virus ab. Für jene, die sich keine Taxifahrt leisten können und keine Begleitperson in der Stadt haben, die sie dorthin bringen, gibt es Fahrdienste. Diese werden von Ehrenamtlern betrieben.
Awo-Fahrdienst in der kommenden Woche 40 Mal im Einsatz
Besonders aus den nördlichen Stadtteilen Essens kann der Weg nach Rüttenscheid beschwerlich sein. Gerd Maschun, Seniorenbeauftragter der Bezirksvertretung V, hat sich daher für einen Fahrdienst der Awo eingesetzt, der für die kommende Woche bereits 40 Fahrten zugesagt hat. „Wir haben Termine bis in den April hinein vereinbart“, erklärt Geschäftsführer Oliver Klein und versichert gleichzeitig, dass er „frohen Mutes ist, noch mehr Fahrten organisieren zu können“. Fünf Kleinbusse sind im Einsatz, der ehrenamtliche Fahrer ist per Plexiglas von seinem Fahrgast getrennt, um kein Infektionsrisiko einzugehen.
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Würden die Senioren ins Taxi steigen, kämen schnell 25 bis 35 Euro für eine Fahrt von Karnap nach Rüttenscheid zusammen, rechnet Maschun vor. Auch wenn einige Taxi-Unternehmen jetzt Rabatte einräumen, könnten sich viele Senioren die Fahrt schlicht und einfach nicht leisten. Doch auch die Kleinbusse müssen betankt werden und die Fahrer bekommen eine Aufwandsentschädigung. Dafür hat Maschun Klinken geputzt und 830 Euro bei Initiativen, Firmen und Privatmenschen gesammelt, hinzu kam eine 1000 Euro-Spende eines Esseners direkt an die Awo.
Das Geld teilt sich der Wohlfahrtsverband mit der Evangelischen Kirchengemeinde Altenessen-Karnap, die ebenfalls Fahrten zum Impfzentrum organisiert. 30 Ehrenamtler sind im Einsatz, um den Senioren zur Corona-Impfung zu verhelfen. „Ich finde es großartig, dass sich Leute dazu bereiterklären, der Zeitaufwand ist schließlich nicht gering“, erklärt Michael Druen, bei dem die Fäden zusammenlaufen.
Organisator hätte sich Ansprechpartner bei der Stadt gewünscht
Seit die Aktion bekannt ist klingelt das Telefon des Koordinators der Nachbarschaftshilfe „Helfer-Teams für Essen“ unaufhörlich. Ehrenamtler wollen die Aktion unterstützen, Senioren wollen Termine vereinbaren und Druen wird mit Fragen und Problemen konfrontiert, mit denen er vorher gar nicht gerechnet hat. So habe jemand angefragt, ob auch bettlägerige Senioren transportiert werden (Nein, dafür soll es mobile Teams geben), die Ehrenamtler wollten wissen, wo sie ihre Fahrgäste aussteigen lassen dürfen (direkt vor dem Impfzentrum) und ob sie in der Wartezeit einen Parkschein ziehen müssen.
„Die meisten Antworten musste ich mir aus der Zeitung zusammensuchen“, klagt Michael Druen und kritisiert die Stadt: „Ich hätte mir wirklich eine konkrete Ansprechperson gewünscht, dann hätte ich mir jede Menge Mehraufwand sparen können.“ Wohltuend seien hingegen die Rückmeldungen sowohl von den Ehrenamtlern als auch von den Senioren. Die Freiwilligen bedanken sich, dass jemand die Organisation übernimmt, die Impflinge sind dankbar für die Hilfe.
Kontakt zu den Fahrdiensten
Spenden für den Fahrdienst der Ev. Kirchengemeinde, 2205-244 und 0176 58884702 und der Awo, 1897 777 kamen von den Ortsvereinen der SPD in Altenessen, Karnap und Vogelheim, vom SPD-Bundestagsabgeordneten Dirk Heidenblut, Möbelhaus Hensel, Fahrschule Hermanski, VdK Altenessen/Karnap, Sport- und Gesundheitszentrum Altenessen sowie einigen Privatpersonen.Die Nachbarschaft Kettwig wird vom Lions Club Cosmas et Damian Essen unterstützt. Termine für den Fahrdienst können vereinbart werden montags bis freitags von 9 bis 14 Uhr unter 02054 4000.Der Bürgerbus Haarzopf-Margarethenhöhe-Rüttenscheid nimmt angesichts der Corona-Impfungen seinen vollen Fahrplan wieder auf. Ehrenamtliche Fahrer seien willkommen 71 20 79.
Günter Glasmacher gehört zu jenen, die bereits eine Corona-Impfung erhalten haben. Er hat den Fahrdienst der Nachbarschaft Kettwig 4000 in Anspruch genommen und war begeistert. „Wir hatten das Glück, ganz kurzfristig zu dem ersehnten Impftermin in die Gruga gefahren zu werden. Durch die Trennung im Bus zwischen Fahrer und Fahrgast ist die Infektionssicherheit super gegeben. Wir sind sehr erleichtert und bedanken uns noch mal herzlich“, erklärt seine Frau Brigitte, die ihn ins Impfzentrum begleitet hat. Das Ehepaar war auch begeistert von der „ruhigen und professionellen Abwicklung im Zentrum“. Großes Lob gab es für das gesamte Team dort. Bereits nach einer Stunde war das Ehepaar wieder zu Hause.