Essen. Anders als Düsseldorf winkt Essen ab: Das Taxi zum Impfzentrum könne man leider nicht zahlen. Doch nun haben die ersten Taxivermittler eine Idee.

Eine geschlagene Stunde lang wartete die alte Dame am Montag frisch geimpft auf ihr Taxi – vergeblich. Am Ende fuhren die Johanniter sie ausnahmsweise vom Impfzentrum an der Messe nach Hause. Billiger geht’s nicht, ein bisschen billiger als üblich künftig aber schon. Denn die ohnehin gebeutelte Taxi-Branche mag sich das Fahrgeschäft mit den Über-80-Jährigen zur Corona-Impfung auf keinen Fall entgehen lassen. Bei den ersten Vermittlern gibt’s Rabatt.

Den einzuräumen, sagt Rolf Prosch, Mitgesellschafter des Droschken-Vermittlers „Taxi Süd“, war gar nicht so einfach. Als die Stadt zunächst auf den üblichen Preisen beharrte, musste er schon mit einem Urteil des I. Zivilsenats am Bundesgerichtshof aus dem Jahre 2018 winken (Aktenzeichen: I ZR 34/17) . Dort urteilten die Richter, dass die Tarifpflicht im Taxiverkehr eben nicht unzulässig umgangen wird, wenn der Betreiber einer Taxi-Bestell-App im Rahmen einer Werbeaktion „eine angemessene Vermittlungsprovision von dem die Fahrtausführenden Taxiunternehmen erhält“.

Der Schönheitsfehler: „Taxi Süd“ kutschiert eben nur im Süden der Stadt

Und so gibt es für alle, die bei „Taxi Süd“ eine Fahrt zum Impfzentrum oder von dort nach Hause ordern, fortan und befristet 25 Prozent Rabatt auf den Fahrtpreis. Nötig ist dazu nur die Vorlage des Personalausweises, denn die Regelung gilt ausschließlich für Über-80-Jährige. Was die rund 40 angeschlossenen Taxifahrer an Einbußen erleiden, gleicht ihnen später die „Taxi Süd GbR“ aus. Einziger Schönheitsfehler: „Taxi Süd“ übernimmt – wie der Name schon sagt – nur Fahrten von der Stadtmitte ab südwärts auf Essener Gebiet.

Kein verpasster Termin am zweiten Tag im Impfzentrum

Der zweite Tag im Essener Impfzentrum verlief bestens, heißt es bei der Stadt: 380 Personen wurden immunisiert, darunter einige Nachholer von Montag. Und: Alle Termine wurden eingehalten.

Zum Problem scheint sich ein anderes Thema auszuwachsen: Nicht wenige Kräfte ambulanter Pflegedienste wollen geimpft werden, aber nur mit dem BioNTech-Impfstoff oder dem von Moderna, weil das Vakzin von AstraZeneca vermeintlich weniger wirkungsvoll sei.

„Man sieht daran, wie groß die Verunsicherung ist, heißt es bei der Stadt. Doch Wunschkonzerte gibt es im Impfzentrum nicht: Wer den ihm zugewiesenen Impfstoff ablehnt, wird nicht geimpft.

Wer also in Katernberg statt Kettwig wohnt, muss sich anderweitig umschauen. Und wird womöglich bei der Internet-Vermittlungsagentur „Free Now“ fündig: Der Fahrten-Vermittler, der einst als „My Taxi“ startete, erstattet nach eigenem Bekunden Fahrten zum und vom Impfzentrum bis zu einem Wert von 15 Euro. Allerdings liegen die Hürden hier höher: Bestellen muss man die Tour per App, bezahlen mit Karte, und als Bestätigung will „Free Now“ etwas Schriftliches: eine Kopie des Einladungsschreibens, die Terminbestätigung oder den Impfpass.

Städtische Gutscheine kann sich Essen nicht leisten, sagt der OB

Zudem ist die Rabatt-Aktion bei „Free Now“ auf deutschlandweit eine Million Euro als Rabatt-Summe beschränkt. Wie man erfährt, ob der Topf schon ausgeschöpft ist, verrät „Free Now“ nicht, ein Sprecher war am Mittwoch nicht erreichbar. Fest steht nur dies: Auf einen Zuschuss seitens der Stadt wird man vergebens warten. Das hat nun wiederum Rolf Prosch vom Oberbürgermeister schriftlich bekommen.

Man habe die Frage von Taxi-Gutscheinen im Verwaltungsvorstand der Stadt erörtert, schrieb Thomas Kufen ihm, sei aber zu einer anderen Entscheidung als etwa Düsseldorf gekommen: „Es mag sein, dass sich die Landeshauptstadt die Ausgabe von Taxigutscheinen leisten kann, für die Stadt Essen ist das leider nicht möglich.“ Die Bezirksregierung verpflichte die hoch verschuldete Stadt schließlich, „erzielte Überschüsse zum Abbau von Schulden einzusetzen“. Für zusätzliche Geschenke, so der Tenor, bleibe da nichts übrig.