Essen-Werden. Die Werdenerin Barbara Schröder engagiert sich für Kunst im öffentlichen Raum. Jetzt gibt es ein neues Projekt auf dem Brehm, das neugierig macht.
Vom Skulpturenpark in Kettwig ist Barbara Schröder sehr beeindruckt. „So etwas sollte es auch in Werden geben“, findet sie. „Es würde zum Stadtteil passen, wenn wir mehr Kunstwerke in den Alltag integrieren würden.“ Gelungen ist ihr dies schon mit der Spendenaktion für das Figurenpaar „Herold & Musica“ vor der Basilia sowie dem „Aakebas“ auf der Brehminsel. Nun soll es weiter gehen.
Während die Holzskulpturen des Fischlaker Künstlers Roger Löcherbach, die im Stadtbild von Werden durch ihre Größe beeindrucken, organisch sind, kommt die neue Skulptur, die Barbara Schröder zu ihrem Förderprojekt gemacht hat, eher filigran daher – was das Material und das Äußere betrifft. Sie ist aus dünnem Edelstahlrohr, verläuft in einem Bogen und der Künstler Peter Könitz hat das abstrakte Werk „Großer Schritt“ betitelt.
Kunstwerke von Peter Könitz gibt es in Mülheim und Duisburg
Der in Wymeer in Ostfriesland beheimatete Künstler hat vor dem Wilhelm Lehmbruck Museum in Duisburg bereits vor Jahrzehnten seine Spuren hinterlassen. In Essen ist der ehemalige Folkwang-Schüler (Bildhauerei von 1958 bis 1960) in der Galerie Frank Schlag vertreten. Auf dem Dach eines Parkhauses an der Akazienallee nahe des Hauptbahnhofs sind darüber hinaus vier Könitz-Skulpturen aufgestellt – allerdings weitgehend vor der breiten Öffentlichkeit verborgen.
Das soll sich mit der Installation der Edelstahl-Figur auf der Brehminsel ändern. „Peter Könitz verdient es, mehr beachtet zu werden“, sagt Barbara Schröder, die seit 16 Jahren in Werden ansässig ist und vom Werdener Geschichts- und Kulturverein in ihrem Vorhaben, Kunst in den öffentlichen Raum zu bringen, sehr unterstützt wird.
Geschichts- und Kulturverein Werden will das Projekt nach vorne bringen
Kennengelernt hatte die Kunstliebhaberin Peter Könitz, als sie noch in Mülheim wohnte und der Künstler dort Atelierausstellungen hatte. „Damals hat er mich schon sehr beeindruckt durch die minimalistische Art seiner Plastiken“, sagt die 76-Jährige. Vor zwei Jahren habe sie dann mit ihrem Mann in Wymeer vorbeigeschaut. Der Plan reifte, die Skulptur „Großer Schritt“ nach Werden zu bringen. „Peter Könitz würde sich natürlich freuen, wenn an seiner alten Wirkungsstätte etwas von ihm stehen könnte.“
Immer wieder die Spendentrommel gerührt
Im Jahr 2016 wurden „Herold & Musica“ auf dem Platz der Werdener Feintuchwerke aufgestellt. Zuvor hatte Barbara Schröder für das Kunstwerk von Roger Löcherbach ordentlich die Werbetrommel gerührt.
Neben Flohmärkten und Spendensammlungen wurde sie über Jahre hinweg immer wieder bei Politikern und potenziellen Geldgebern vorstellig. Eine Stiftung und die Sparkasse Essen finanzierten schließlich den Löwenanteil. Auch die Bezirksvertretung IX gab einen Teil dazu.
Auf die Bezirkspolitiker hofft die Initiatorin auch dieses Mal. In einer der nächsten Sitzungen des Gremiums soll ihr neues Projekt „Großer Schritt“ von Peter Könitz zur Sprache kommen.
Gemeinsam mit dem Geschichts- und Kulturverein Werden soll das Projekt nach vorne gebracht werden. „Mir schwebt wieder eine Spendenaktion vor. Ich würde gerne in einem Ladenlokal Kunst und Kunsthandwerk anbieten, das mir zur Verfügung gestellt wird.“ Voraussetzung wäre, dass es zumindest einige Lockerungen der Pandemie-Vorschriften gebe. Stiftungen und mögliche Sponsoren wolle sie anschreiben, um die Finanzierung der Plastik sicher zu stellen.
Kontrast zum hölzernen Schiffer von Roger Löcherbach
Sie rechne mit 14.000 Euro Kosten für das Kunstwerk, den Transport von Ostfriesland ins Ruhrgebiet und dessen Aufstellung auf der Brehminsel. Dort würde das abstrakte Werk aus Stahl einen schönen Kontrast zu Roger Löcherbachs gegenständlicher Kunst in Form eines hölzernen Fluss-Schiffers darstellen, so die engagierte Kunstliebhaberin.
Nicht zu vergessen die Torbögen der deutsch-amerikanischen Künstlerin Maria Nordman, die 1984 auf dem Brehm installiert wurden. „Für die Ankommenden“ heißt die Gruppe. Hier sei Potenzial, um weitere Kunst im öffentlichen Raum zu zeigen. „Die Besucher können dann von Kunstwerk zu Kunstwerk gehen“, sagt Barbara Schröder lächelnd und kann sich schon bildlich einen richtigen Skulpturenpark vorstellen.
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Ein Platz auf einer Wiese ist bereits auserkoren
Ausgeguckt hat sich Schröder für Könitz’ Werk eine Fleckchen Wiese zwischen Fußgängerbrücke und Brehm-Plattform zur B 224-Mauer Ob es tatsächlich dieser Standort sein wird, muss allerdings noch entschieden werden. Mit Sabine Peretzke von der Essener Jury „Kunst im öffentlichen Raum“ ist Barbara Schröder bereits ein zweites Mal nach Wymeer gereist, um sich mit dem Künstler auszutauschen. Und die Bezirksvertretung IX soll natürlich auch ihr Urteil abgeben. „Ich hoffe, bald mit einem Vertreter der BV und der Jury eine Begehung auf der Brehminsel machen zu können“, erklärt Barbara Schröder.