Essen-Werden. . „Herold“ und „Musica“ on the road: Die WAZ/NRZ begleitet die monumentalen Löcherbach-Figuren vom Atelier zum Platz der Werdener Feintuchwerke.
Zentraler geht es nicht, die Stelle ist gut gewählt: Direkt an der B224, den Krankenhäusern, dem großen Parkplatz, dem Markt, unter dem Motto: „Monumentale Wirkung braucht Platz!“ Roger Löcherbach prägt und bereichert mit seinem urwüchsigen, kräftigen Stil die Werdener Kunstszene, ist auch einem breiteren Publikum bekannt.
Auf der Grünfläche am Platz der Werdener Feintuchwerke finden zwei seiner großen Figuren nun eine neue Heimat. Sie blicken auf Basilika und Folkwang-Uni, halten vergoldete Instrumente, was den Einklang von Musik und Naturverbundenheit andeuten soll.
Statiker berechnete Betonfundament
Die stehende Skulptur heißt „Herold“, ist aus einer Fischlaker Eiche gefertigt und ragt fast vier Meter in die Höhe. Die „Musica“ sitzt und ist an die drei Meter hoch. Sie entstand aus der Dreierastgabel einer Riesen-Kirsche, die von Löcherbach umgedreht wurde. Zusammen wiegen die Figuren deutlich über eine Tonne, daher musste am Mittwoch ein Spezialtransporter aus Dinslaken angefordert werden. Der lud zunächst in einem Oberhausener Betonwerk eine Bodenplatte auf, rangierte dann durch die engen Fischlaker Straßen und holte die Objekte beim Löcherbach-Atelier ab.
Mit absoluter Präzisionsarbeit hievte der Teleskopkran die Stämme aus der Scheune auf die Ladefläche, dann ging es an ihren endgültigen Bestimmungsort. Ein Statiker hatte das Betonfundament berechnet, welches die Standfestigkeit der beiden Baumriesen garantiert. Sie sind mit Stäben verankert, als Unterfütterung wird ein poröser, wasserdurchlässiger Beton angegossen, mit Schotter umrandet.
Barbara Schröder ging den Weg durch die Instanzen
Barbara Schröder betrachtet die waghalsigen Kranarbeiten und strahlt. Sie ist die höchst hartnäckige Antreiberin des Projektes, ging den langen Weg durch die Instanzen an. Mit dem Geschichts- und Kulturverein Werden wurde ein kunstaffiner Partner gefunden, die Jury „Kunst im öffentlichen Raum“ empfahl den Künstler, seine Werke und vor allem den Standort.
Schröder stieß vor rund zehn Jahren auf das Werk des Holzkünstlers, der mit der Kettensäge ausdrucksstarke Skulpturen erschafft. Sie erinnert sich: „Schnell waren wir uns einig, haben den Künstler damit beauftragt, sich Gedanken über Skulpturen für Werden zu machen und erste Zeichnungen anzufertigen. Dies ist das Ergebnis.“
Die Ahlener „Theodor F. Leifeld“-Stiftung spendete eine größere Summe, Allbaustiftung, Sparkasse Essen und Genobank gaben etwas dazu, Barbara Schröder sammelte privat kleinere Beträge. Die Bezirksvertretung erteilte die Genehmigung, beteiligte sich mit einem Zuschuss. Bezirksvertreter wie Benjamin Brenk und Hanslothar Kranz hatten Löcherbach und seine Werke 2010 beim „SchachtZeichen“ schätzen gelernt: „An diesem gut ausgewählten Platz sind die Figuren bestens untergebracht, wieder mal ein Hingucker für Werden!“
Holz verändert sich bei Wind und Wetter
Maßnahmen gegen Vandalismus sind nicht getroffen worden, die beiden Kolosse wurden nur frisch mit einer Lasur aus chinesischem Holzöl versehen. Dadurch sind sie ein wenig nachgedunkelt. Kein Problem, Roger Löcherbach liebt den Alterungsprozess seiner Objekte: „Holz verändert sich bei Wind und Wetter. Das ist nicht unbedingt das Schlechteste, Holz ist nun mal eine endliche Sache.“ Folgekosten für etwaige spätere Reparaturen fallen nicht an, Roger Löcherbach hat sich zur kostenlosen Restauration verpflichtet.
>> Offizielle Einweihung
Der im Westerwald geborene Bildhauer Roger Löcherbach hat sein Atelier in Fischlaken. Seine Werke, immer aus einem Stamm heimischer Bäume gehauen, stehen in vielen deutschen Städten: „Für mich haben Mensch und Baum viel miteinander zu tun.“ Eine kleine Tafel weist am neuen Standort auf Künstler und Werk hin, ein QR-Code führt ins Internet.Offiziell eingeweiht werden „Musica“ und „Herold“ am Samstag, 17. Dezember, um 12 Uhr am Platz der Werdener Feintuchwerke. Nach Grußworten der Stadt wird Dr. phil. Johannes von Geymüller eine Einführung geben. Dazu gibt es auch Musik.