Essen-Werden. Auf der Werdener Brehminsel porträtiert Holzkünstler Roger Löcherbach einen Ruhrschiffer: Der entsteht mit der Kettensäge aus einem Baumstamm.
Roger Löcherbach schüttelt sich. Noch so gerade eben konnte er sich vor einem Hagelschauer retten. Neben dem Kinderspielplatz der Werdener Brehminsel lässt der Holzkünstler mit der Kettensäge eines seiner beliebten Kunstwerke entstehen: Ein Ruhrschiffer soll es werden, wo bis dahin noch ein Baumstamm steht.
Die neue Skulptur auf der Insel soll in direktem Bezug zum benachbarten Spielschiff stehen, welches an die großen Zeiten der Ruhrschiffer erinnert – für den Transport von Kohle und Waren aller Art wurden Aaken verwendet. Diese Plattbodenschiffe wurden vom „Baas“ genannten Kapitän geführt. Solch einen Aakes-Baas wird der Fischlaker Roger Löcherbach auf dem Brehm verewigen. Das Material Holz fasziniert ihn, die Skulptur ist seine Ausdrucksform: „Sie bleibt ein realer Gegenstand. Ein Bild dagegen ist eine Illusion. Um eine Skulptur kann man herumgehen, sie nimmt im Raum Platz weg.“
Passanten können den Künstler beim Schaffen auf der Brehminsel in Essen-Werden beobachten
Rund um den Baumstumpf steht ein Gerüst, das Ganze ist zum Schutz von Passanten eingezäunt. Löcherbach ritzt die Umrisse des Ruhrschiffers in die Rinde, nimmt dann mit der Kettensäge Stück für Stück des mächtigen Baumstumpfes weg. Ist erst einmal die rohe Form dem Baum entrissen, wird noch feiner gearbeitet.
Der Künstler fängt in seinen Porträts das Wesentliche ein, die Ausstrahlung. Es sind Werke, die ahnen lassen, wie genau er Umwelt und Mitmenschen beobachtet. Nun kann der eher zurückhaltend wirkende Künstler bei der Arbeit beobachtet werden.
Nächsten Sommer bekommt die Figur einen Schutzüberzug
Roger Löcherbach arbeitet diesmal eben nicht wie sonst in der abgeschiedenen Idylle seines Fischlaker Ateliers. Auf dem Brehm gibt es umsonst und draußen Einblicke in künstlerische Schaffensprozesse zu erleben. Und wirklich bleiben vorbeikommende Spaziergänger stehen und sprechen ihn an. Roger Löcherbach antwortet höflich. Eigentlich spricht er gar nicht so gerne über sich: „Wichtig sind doch meine Skulpturen. Hinter denen trete ich zurück. Meine Figuren sprechen für sich.“ Eine ungekünstelte Demut vor dem Kunstobjekt und dem Material. Hier ist es eine Platane, die im Innern überraschend rötlich leuchtet.
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Das Holz soll nach Fertigstellung der Figur erst einmal bewettert werden, bekommt dann im nächsten Sommer einen Schutzüberzug. Löcherbach schwört da auf eine Lasur, die unter anderem ein Fungizid enthält. Aber auch einen UV-Blocker, damit das Holz nicht so schnell grau wird. Ob er die Figur farbig gestaltet, muss er noch überdenken: „Vielleicht nur Akzente.“
Löcherbach hat bei anderen Werken auch schon mit Blattgold gearbeitet
Im Landschaftspark Duisburg habe er auch schon mit Blattgold gearbeitet. Sein Baas soll aber eine raue Oberfläche behalten: „Das kann so ein Holzriese werden. Ein ungeschlachter Typ aus einer anderen Welt.“ Der Ruhrschiffer wird letztlich einem Gondoliere ähneln, wie er so dasteht und mit einer langen Stange seine Aak voranbringt. Inspiriert dazu wurde Löcherbach bei einem Bildhauersymposion in Oberfranken, wo noch mit solchen Stangen geflößt wird.
Hinter dem spannenden Projekt steht Barbara Schröder. Sie hatte in dem zur Fällung vorgesehenen Baum Möglichkeiten erkannt und bei Grün und Gruga erreicht, dass der Stumpf stehenbleiben darf. Die Bezirksvertretung gab ihr Einverständnis, für die Finanzierung wurden Klinken geputzt. Nun unterstützen die Kulturstiftung Essen und das Projekt „Heimat-Scheck“ des Landes NRW.
Alte Brücke zur Brehminsel soll ersetzt werden
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Nach all‘ dieser Kärrnerarbeit weist Barbara Schröder stolz auf einen Vertrag, den die Stadt mit dem Künstler geschlossen hat. Da haben die Dezernenten Simone Raskob und Muchtar Al Ghusain unterschrieben, der Künstler selbst und Heinz-Josef Bresser vom Geschichts- und Kulturverein Werden, der die Patenschaft für den „Aakes-Baas“ übernimmt.
Löcherbach selbst steht etwas unter Zeitdruck. Im November soll die alte Brücke zum Brehm abgerissen werden, um Platz für eine tragfähigere zu machen. Dann wäre die Insel nur mit dem Boot zu erreichen gewesen. Mit der Eröffnung der neuen Brücke könnte dann auch der „Aakes-Baas“ eingeweiht werden.