Essen. Der Vertrag für den denkmalgeschützten Bau an der Büscherstraße läuft 2023 aus. Wie die Verhandlungen mit dem Vermieter ausgehen, ist offen.

Um das altehrwürdige Essener Polizeipräsidium ranken sich nicht nur jede Menge Anekdoten und Geschichte(n), sondern auch ein paar ganz aktuelle Munkeleien. Auf den Fluren und in internen Besprechungen, so ist zu hören, ploppt ein Thema neuerdings immer wieder auf: Dass die Polizei ihren repräsentativen Stammsitz an der Büscherstraße in Rüttenscheid wegen zunehmenden Platzmangels in absehbarer Zeit aufgeben und womöglich in den Büropark Bredeney gleich gegenüber ihrer neuen Großdependance in der ehemaligen Karstadt-Hauptverwaltung an der Theodor-Althoff-Straße umziehen könnte.

Befeuert werden diese Überlegungen aktuell offenbar von den Plänen Thyssenkrupps, nach dem Verkauf der Aufzugssparte Elevator mehr Unternehmensteile auf dem Campus an der Altendorfer Straße konzentrieren und angemietete Büroflächen wie im Essener Süden aufgeben zu wollen, die dann wiederum der Behörde zur Verfügung stehen könnten.

Polizei und Landesregierung vor entscheidender Frage

Dass der seit 1986 unter Denkmalschutz stehende klassizistisch-barock geprägte Bau mit preußischen Wurzeln und einen Steinwurf von Staatsanwaltschaft und Essener Gerichtsbarkeit entfernt als Sitz der Polizei nicht gänzlich unantastbar ist, wurde Beobachtern spätestens 2019 beim Richtfest für die neue Werkstatt der Polizei im Süden der Stadt klar.

Ein Vertreter des NRW-Innenministeriums überraschte da so manchen der geladenen Gäste, dass die Essener Polizei als auch die Landesregierung vor einer entscheidenden Frage stehen, wenn der bis Mai 2023 geltende Mietvertrag zwischen dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) und der Essener Behörde für die vor über 110 Jahren in Betrieb genommene Immobilie in Rüttenscheid auslaufe. Und die lautet: Will man an der Liegenschaft und damit am BLB festhalten oder mit Unterstützung eines privaten Investors eine Alternative aus dem Hut zaubern, so wie beispielsweise die Polizei Münster, die den Bau eines nagelneues Präsidium europaweit ausgeschrieben hat?

Die Gewahrsamsräume werden saniert

Was abseits aller Bürgernähe, Nostalgie und belastbarer Kosten-Nutzenrechnungen aus heutiger Sicht gegen eine Aufgabe des Präsidiums sprechen könnte, mag der Umstand sein, dass die Gewahrsamsräume an der Büscherstraße aktuell rundum saniert werden, wie der Bau- und Liegenschaftsbetrieb betont. Kein Geheimnis ist aber auch, dass die übrigen räumlichen Kapazitäten in dem durchaus repräsentativ geschnittenen Verwaltungsgebäude nicht mehr viel Luft nach oben bieten. Immer wieder müssen Auszüge und Umzüge innerhalb des Hauses für Entlastung sorgen - wie etwa die Verlagerung der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle von Rüttenscheid nach Steele.

Dazu gesellt sich das Problem einer Leitstelle, die immer mehr Aufgaben bekommt, gleichzeitig aber ebenso mehr Platz und modernere Technik benötigt, die ebenfalls untergebracht werden will.

Was die Zukunftspläne angeht, gibt man sich in Düsseldorf und in Essen gleichermaßen bedeckt. Seitens des BLB heißt es auf Anfrage: „Zur weiteren Nutzung des Polizeipräsidiums laufen Gespräche zwischen den Beteiligten.“ Und Polizeisprecher Christoph Wickhorst bestätigt: „Es gibt keine Entscheidung.“ Er sagt aber auch: „Die Polizei prüft stetig, ob es besser geeignete Liegenschaften gibt.“ Nach einem glasklaren Bekenntnis ohne Wenn und Aber zum Standort Büscherstraße klingt das eher nicht.

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