Essen. 700 Polizeibeamte versehen ihren Dienst am neuen Standort in der Karstadt-Hauptverwaltung. Zur offiziellen Einweihung kam der Minister.
Einst steuerten Karstadt-Mitarbeiter von der Hauptverwaltung in Essen-Bredeney den stolzen Warenhaus-Konzern, jetzt verfügt das Polizeipräsidium als neuer Untermieter an der Theodor-Althoff-Straße 2-4 über eines der modernsten Polizeigebäude in Nordrhein-Westfalen. Bei der feierlichen Einweihung am Dienstag erhob NRW-Innenminister Herbert Reul den top-modernen Gebäudekomplex in den Rang einer „Musterwache“. Auch für OB Thomas Kufen setzt der neue Polizeikomplex Standards weit über Essen hinaus.
Polizeibehörden sind für jeden Immobilien-Eigentümer äußerst attraktive Mieter, das gilt besonders auch im Essener Fall. Der Mietvertrag (40 Seiten plus 1000 Seiten Anhang) mit dem in Leipzig ansässigen Finanzinvestor Publity wird 30 Jahre laufen, also bis zur Mitte dieses Jahrhunderts. Das Unternehmen habe in die Sanierung des Polizeigebäudes Bredeney 100 Millionen Euro investiert, so Publity-Manager Frank Schneider. Der Erwerb der gesamten Karstadt-Hauptverwaltung soll 70 Millionen Euro gekostet haben.
Die Publity-AG als Vermieterin steckte 100 Millionen Euro in die Gebäudesanierung
700 Polizeibeamte versehen im Erdgeschoss und in den drei Obergeschossen auf fast 27.000 Quadratmeter ihren Dienst. Es handelt sich um die Mitarbeiter der Polizeiinspektion Süd (vormals Norbertstraße gegenüber Grugahalle), der Einsatzhundertschaft, der Spezialeinheiten und der Kfz-Werkstatt. Eine Bündelung der Kräfte, von der sich die Polizeiführung viele Synergie-Effekte und mehr Effizienz verspricht. Hinzu kommt der hohe technische Standard - von den Datenleitungen bis zu den PC. Im Untergeschoss gibt’s außerdem Räume für Sport, Kinderbetreuung und die Gewerkschaft.
Polizeipräsident Frank Richter erinnerte an die massive Skepsis der Kollegen, die ihm entgegenschlug, als er vor zwei Jahren den Umzug nach Bredeney angekündigt habe. Das verspreche man schon seit 25 Jahren, hätten sie ihm entgegengehalten. Doch Richter zog das Projekt in Bredeney mit Unterstützung des Düsseldorfer Innenministeriums erfolgreich durch, und das sogar in einer Rekordzeit von nur anderthalb Jahren. Es ist das größte Projekt, das das Polizeipräsidium seit langer Zeit gestemmt hat.
Als in der alten Polizeischule bei Starkregen Wasser aus den Steckdosen lief
Richter, der 1976 seinen Polizeidienst in der „Alten Polizeischule“ begonnen hatte, schilderte die unhaltbaren Arbeitsverhältnisse, die in dem denkmalgeschützten Gebäude von 1934 herrschten. Etwa daran, dass das Wasser bei Starkregen aus den Steckdosen lief und Beamte der Bereitschaftspolizei wegen Legionellengefahr nicht mal duschen konnten. „Jetzt bin ich glücklich, weil wir die Kollegen so unterbringen können, wie sie es verdienen.“
Aufatmen können auch die Beamten der Polizeiinspektion (PI) Süd, die zuletzt in einem alten Teppichlager untergebracht waren. „Wir hatten Wachräume, die absolut veraltet waren“, sagt Inspektionsleiterin Corinna Fischer. Ein an der neuen Adresse gerade an diesen heißen ‘Tagen kostbares Privileg: Das Bredeneyer Polizeigebäude ist das einzige durchklimatisierte in ganz Essen. Eine Reminiszenz an das Warenhaus: Die Polizisten gleiten über die klassischen Karstadt-Rolltreppen durch die Etagen. Angenehm für den Bürger, der in der PI Süd eine Anzeige erstatten will: Für ihn gibt es eigene Bürgerparkplätze direkt vor dem Gebäude.