Essen. Die Corona-Krise hat viele junge Essener hart getroffen. Hunderte fanden keine Lehrstelle. Und auch für dieses Jahr sind die Prognosen nicht gut.
Die Corona-Krise hat die Zukunftspläne hunderter junger Menschen in Essen ausgebremst. Am Ende des Ausbildungsjahres stehen immer noch 406 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz da. Das sind 90 mehr als vor einem Jahr, als Corona noch keine Rolle spielte. Das teilte die Arbeitsagentur am Freitag mit.
Um möglichst vielen Jugendlichen noch eine Chance zu geben, hatten Arbeitsagentur und Wirtschaftskammern vereinbart, dass das Ausbildungsjahr dieses Jahr erst am 31. Dezember 2020 beendet ist. Normalerweise wird schon Ende September Bilanz gezogen. Doch diese wäre in Essen verheerend ausgefallen. Denn zu diesem Zeitpunkt suchten noch fast 900 Jugendliche einen Ausbildungsplatz.
IHK Essen registriert fast 13 Prozent weniger Ausbildungsverträge
In den letzten drei Monaten des Jahres hat sich also noch etwas getan, konnten noch Jugendliche vermittelt werden. Doch viele Unternehmen schoben in dieser Zeit ihre laufenden Ausbildungsofferten dann doch ins nächste Ausbildungsjahr.
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Die Zahlen der Wirtschaftskammern zeigen den Einbruch bei den Ausbildungen deutlich. Die Industrie- und Handelskammer Essen zählte 1896 eingetragene Ausbildungsverträge von Oktober 2019 bis zum Jahresende 2020. Das ist ein Rückgang um fast 13 Prozent. Das Essener Handwerk meldet 735 Verträge und steht mit einem Minus von 5 Prozent etwas besser da.
Die Arbeitsagentur macht für den Rückgang mehrere Gründe aus. Zum einen zögerten Unternehmen wegen der Krise länger, ob sie überhaupt ausbilden. So mancher Betrieb hat die Ausbildung ganz ausgesetzt. Daran änderten auch Ausbildungsprämien nichts. Zum anderen war es für die Jugendlichen schwer, sich in der Corona-Zeit beruflich zu orientieren. Es fanden keine Ausbildungsmessen und Ähnliches statt.
Kaum Beratung: Experten erwarten schwieriges Ausbildungsjahr
Momentan steht schon der nächste Jahrgang von Schülern vor der Frage, wie es mit den Bewerbungen in diesem Jahr klappt. „Wir erleben durch den aktuellen Lockdown erneut einen Dämpfer“, sagte Stephanie Herrmann, Geschäftsführerin operativ in der Arbeitsagentur. Da die Schulen geschlossen sind, können momentan auch keine Berufsberatungen stattfinden. Jugendliche können zwar per Telefon und Video mit Berufsberatern Kontakt aufnehmen. Dies könne den persönlichen Kontakt vor Ort aber nur teilweise ersetzen.
„Der aktuelle Lockdown wird uns daher richtig ins Kontor schlagen. Das dicke Ende kommt noch“, sagte der Leiter des städtischen Jobcenters, Dietmar Gutschmidt.