Essen-Altenessen. Die historische Tribüne auf dem Sportplatz des BV Altenessen wird abgerissen. An gleicher Stelle soll ein überdachter Neubau entstehen.
Die Tribüne am Sportplatz Kaiserpark ist seit eineinhalb Jahren gesperrt. Die Stadt hatte Schäden an der Dachkonstruktion entdeckt. Die Standsicherheit des rund 60 Jahre alten Bauwerks war nicht mehr gegeben, auch wegen zahlreicher Roststellen und Verformungen der Stahlbleche. Eine Sanierung hätte 189.000 bis 318.000 Euro gekostet, der Abriss war eigentlich beschlossene Sache.
Sportausschuss beschloss Abriss und Neubau in seiner Sitzung am Dienstag
Es folgte ein Kraftakt von Sportlern, Politikern und Engagierten des benachbarten Leibniz-Gymnasiums - mit Erfolg. Am Dienstag beschloss der Sportausschuss, dass die Tribüne zwar abgerissen werden muss, an gleicher Stelle jedoch eine neue errichtet wird.
Beim Termin auf dem Sportplatz an der Stankeitstraße klappert der Bauzaun rund um die Tribüne im Wind, die graue Farbe unter dem Dach verabschiedet sich langsam aber sicher, auch die moosbewachsenen Stufen und Blätterhaufen zeugen davon, dass hier lange keine Siege gefeiert wurden.
Kosten teilen sich Sport- und Bäderbetriebe und Immobilienwirtschaft
Die jetzige Lösung feierten jedoch alle Beteiligten durchaus als Sieg, der nur möglich gewesen sei, weil alle an einem Strang gezogen hätten. "Das ist eine sehr gute Nachricht für den Stadtteil Altenessen", betonte SPD-Ratsherr Martin Schlauch und erklärte, wie es jetzt weitergeht.
Der Abbruch der bestehenden Tribüne inklusive Entsorgung wird vom Sport- und Bäderbetrieb der Stadt finanziert. Kostenpunkt: 75.000 Euro. Der Neubau schlägt mit rund 100.000 Euro zu Buche und wird von der städtischen Immobilienwirtschaft getragen. Die Stehtribüne wird 15 Meter lang und fünf Meter breit sein - deutlich kleiner als jetzt. Auf drei Stufen aus holzbeplanktem Beton sollen dort rund 70 Leute Platz finden.
Tribüne wird vom BV Altenessen und Leibniz-Gymnasium genutzt
Ralf Becker, Abteilungsleiter der Sport- und Bäderbetriebe hofft, dass das Projekt nach den Sommerferien abgeschlossen sein wird und die neue Tribüne dann von Vereinssportlern und Schülern genutzt werden kann. Martin Tenhaven, Schulleiter des angrenzenden Leibniz-Gymnasiums: "Es ist für uns wichtig, eine ordentliche Anlage zu haben, so kann der Sportunterricht unter deutlich besseren Bedingungen stattfinden." Die Schule hatte die Tribüne auch bei diversen Festen und Bundesjugendspielen genutzt - damals, als noch keiner das Wort Corona kannte.
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Tenhaven weiß, dass während der Schulschließung einige Kinder in Bewegungsarmut verfallen und dass es auch Aufgabe der Schule sein wird, dem entgegenzuwirken. Bei einem plötzlichen Regenguss oder einer Theoriephase im Sportunterricht sei die Tribüne enorm hilfreich.
Tribüne hat mit dem Verein mitgelitten
Ein bisschen Wehmut klang bei einigen aber auch mit. So schwelgte Klaus Hagen, stellvertretender Bezirksbürgermeister, in Erinnerung an seine eigene sportliche Laufbahn, als der BV Altenessen 06 noch in höheren Ligen spielte und von 1000 Zuschauern bejubelt wurde. "Die Tribüne war immer eine Landmarke, doch sie hat mit dem Verein mitgelitten."
Frank Striewe, BVA-Jugendleiter, werde das freischwebende Bauwerk zwar vermissen, ist aber absolut zufrieden mit der neuen Lösung und freut sich, wenn der Ball am Kaiserpark wieder rollt. Die Tribüne ist nicht nur wichtig für die Heimspiele, sie diente in der Vergangenheit auch als Treff- und Versammlungsort der Sportler.
Dass dieses Projekt in in Altenessen und eben nicht in einem südlichen Essener Stadtteil umgesetzt wird, ist ein gutes Zeichen, da waren sich alle einig, Klinik-Schließungen, Debatte um Aufenthaltsqualität und Sicherheit sowie die Silvester-Randale hatten den Stadtteil zuletzt ordentlich durchgeschüttelt. Bezirksbürgermeister Hans-Wilhelm Zwiehoff: "Die neue Tribüne wertet die Anlage auf und gibt Altenessen das Gefühl, dass wir nicht die Vergessenen sind."
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Der BV Altenessen 06 blickt auf eine ebenso lange wie wechselvolle Geschichte zurück. Seine größten sportlichen Erfolge feierte der BVA Mitte der 1920er Jahre. 1925/26 wurde die Mannschaft westdeutscher Vizemeister. Derzeit spielt die erste Mannschaft in der Kreisliga.
Anerkennung für sein gesellschaftspolitisches Engagement erhielt der Verein, als er 2010 den DFB-Integrationspreis bekam.