Essen-Altenessen. Die Stadt hat Dachschäden an der alten Tribüne auf dem Sportplatz am Kaiserpark entdeckt und diese gesperrt. Nun droht der Abriss.
Die Fußballer des BV Altenessen 06 bangen um ihre Tribüne auf dem Sportplatz Kaiserpark. Bei einer turnusmäßigen Überprüfung stellte die Stadt Schäden an der Dachkonstruktion fest und sperrte den Bereich. Nun soll geprüft werden, ob ein Erhalt wirtschaftlich ist.
Die Nachricht von der Tribünensperrung erreichte den BVA-Vorsitzenden Bodo Hanenberg unvermittelt: „Kaum war die E-Mail der Sport- und Bäderbetriebe eingetroffen, da war die Tribüne auch schon dicht.“ Ein Statiker hatte „gravierende Mängel an der Tragkonstruktion des Tribünendaches festgestellt, die die Standsicherheit des Bauwerks in Frage stellen“, heißt es im Bericht zur Bauwerksprüfung. Darin wird auf die Korrosion zahlreicher Bauteile und auf Verformungen von Stahlblechen am Dach hingewiesen, die außerhalb der Toleranzwerte lägen. Auch gebe es Löcher im Dach. Das Fazit: „Die Verkehrssicherheit der Tribüne ist nicht mehr gegeben.“
Sportler befürchten, dass die Tribüne ersatzlos abgerissen werden könnte
Im Alarmstimmung versetzt die Sportler jedoch vor allem die im Bericht geäußerte Prognose: „Aufgrund des Schadensausmaßes und -lokalisierung erscheint eine Instandsetzung schadhafter Bauteile sowohl konstruktiv als auch wirtschaftlich nicht realisierbar.“ Seitdem befürchten die Fußballer einen ersatzlosen Abriss der Tribüne.
Nicht nur für den BVA, sondern auch für die Kicker des Bader SV, der die Sportanlage am Kaiserpark regelmäßig mit zwei Seniorenteams bespielt, wäre der Abriss ein Schlag ins Kontor. Denn für beide Klubs gilt: „Die Tribüne ist nicht nur wichtig für unsere Heimspiele“, sagt Hanenberg. „Die Tribüne ist auch kommunikativer Schwerpunkt und wird von den Sportlern gerne als Treff- und Versammlungsort genutzt.“
Wegfall der Tribüne auf dem Sportplatz hätte Folgen für das Leibniz-Gymnasium
Martin Tenhaven, Schulleiter des benachbarten Leibniz-Gymnasiums, sieht das ähnlich. „Unsere Schule nutzt dem Sportplatz Kaiserpark tagtäglich. Für den Schulsport, aber auch für große Sportveranstaltungen, wie beispielsweise die Bundesjugendspiele oder Finalrunden von Schul-Fußballturnieren.“ Generell träfen sich die Schüler auch während der Pausenzeiten auf der Tribüne. „Ein Abriss würde für uns in jedem Fall eine Umstellung unserer Arbeit zu Folge haben.“
Tenhaven betont die „Sonderstellung“, die der Sportplatz Kaiserpark habe: „Die intensive Nutzung durch Schule und Vereine ist etwas Besonderes.“ Nicht umsonst habe die Krupp-Stiftung den Kunstrasenplatz zu großen Teilen finanziert. „Auch der Tribüne kommt da eine gewisse Wichtigkeit zu. Wenn es eine Möglichkeit gibt, die Tribüne, selbst im eingeschränkten Maße, zu erhalten, würden wir dies begrüßen.“
Vorwurf an die Stadt Essen: „Zuletzt wurde eher Kosmetik statt Instandsetzung betrieben
Jüngste Informationen der Sport- und Bäderbetriebe geben den Befürchtungen der Sportler neue Nahrung: „Ein ersatzloser Abriss der Tribüne wäre wohl die kostengünstigste Variante“, erfuhr BVA-Jugendleiter Frank Striewe. Er kritisiert offen, dass die aktuelle Lage hausgemacht sei: „Ich bin seit 1975 im Verein. Seitdem wurden an der Tribüne und am Dach, wenn überhaupt, nur Flickarbeiten vorgenommen.“ Den letzten Anstrich vor fünf Jahren habe der Verein selbst gemacht. „Und angesichts der jüngsten Untersuchungsergebnisse hat die Stadt in den zurückliegenden Jahren wohl eher Kosmetik betrieben, als die Tribüne wirklich instand zu setzen.“
Bezirksbürgermeister Hans-Wilhelm Zwiehoff (BV V) will daher helfen: „Ich werde mich gemeinsam mit SPD-Ratsherr Martin Schlauch mit dem Sportausschuss in Verbindung setzen. Wir wollen darüber reden, ob es eine Chance gibt, die alte Tribüne so herzurichten, dass Sportler und Schüler diese möglichst schnell nutzen können. Mit der aktuellen Sperrung kann hier niemand leben.“
Gutachten über die Kosten einer möglichen Tribünensanierung liegt noch nicht vor
Martin Schlauch dazu: „Das Problem ist, dass das Gutachten über die Baukosten einer Tribünensanierung noch nicht vorliegen. Da fehlt uns die Bewertungsgrundlage.“ Eine schnelle Lösung müsse auf jeden Fall her.“ Ungeachtet dessen sollte man schon jetzt bedenken, dass bei die mittelfristig geplanten Zusammenlegung des Leibniz-Gymnasiums und ihre Dependance Mallinckrodtstraße auch die Sportanlage an der Stankeitstraße neu beplant würde. „Dann sollte eine neue Tribüne auch eine Rolle spielen.“
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BVA-Chef Bodo Hanenberg macht noch einmal klar: „Wir wollen hier nicht auf Teufel komm’ raus marode Tribünen erhalten, denn die Sicherheit geht immer vor. Doch uns wäre es schon wichtig, wenn man das historische Bauwerk zumindest teilweise erhalten könnte.“ Dabei würde der Verein selbstverständlich mit personellem Einsatz und auch bei der Finanzierung helfen. „Diese freitragende Dachkonstruktion ist etwas Besonderes.“ Das sagt auch Jamal Fechtali, der Vorsitzende des Bader SV: „Gerade die historische Tribüne macht doch den Charakter der Sportanlage aus. Die Stadt sollte deshalb alles daran setzen, die Tribüne als Ganzes zu erhalten.“