Düsseldorf. Von der Bildungs- und Betreuungsgarantie der Landesregierung ist nichts übrig geblieben. NRW hat den Mund zu voll genommen. Ein Kommentar.

Keine landesweite Schließung von Schulen und Kitas. Komme da, was wolle. Immer wieder hatte NRW-Familienminister Stamp von der FDP diese „Bildungs- und Betreuungsgarantie“ gegeben. Ministerpräsident Laschet rechnete die Schul- und Kita-Schließungen sogar neben den Besuchsverboten in Altenheimen zu den schlimmsten Fehlern des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr. Und Schulministerin Gebauer (FDP) verteidigte über Monate den unbedingten „Präsenzunterricht“ trotz bedrohlich steigender Infektionszahlen gegen jeden Hilferuf aus Kommunen und Lehrerschaft.

Tobias Blasius kommentiert den Kurs der NRW-Landesregierung durch die Corona-Pandemie.
Tobias Blasius kommentiert den Kurs der NRW-Landesregierung durch die Corona-Pandemie.

Am Mittwoch blieb der schwarz-gelben Landesregierung nichts mehr anderes übrig als der geordnete Rückzug. Die vorsichtige Linie der Kanzlerin hat sich nun auch in NRW durchgesetzt. Ab Montag wird an keiner Schule mehr Präsenzunterricht erteilt. 2,5 Millionen Kinder sollen zuhause lernen. Irgendwie und irgendwo.

Kita-Betreuung nutzen? Nur mit schlechtem Gewissen

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Kitas bleiben zwar formal geöffnet, doch die Eltern können ihre Kleinen nur noch mit schlechtem Gewissen hinschicken. Millionen Familien müssen nun mit Homeoffice, verständnisvollen Chefs und Kinderkrankentagen sehen, wie sie irgendwie durch den Januar kommen. Auch im Februar dürfte man nicht mehr allzu viel auf die „Bildungs- und Betreuungsgarantie“ geben können.

Angesichts der Corona-Infektionszahlen und der Ungewissheit über die britische Virus-Mutation gab es wohl in der Sache gar keine andere Wahl mehr als diese drastische Schul- und Kita-Schließung. Zur Wahrheit gehört ebenso, dass in dieser Pandemie wenige Entwicklungen sicher vorherzusagen sind und man der Politik einen Autokorrektur-Modus verzeihen sollte.

NRW hat sich zu lange an eine Hoffnung geklammert

Unverständlich bleibt gleichwohl, warum die Landesregierung Alternativen zum Präsenzunterricht nicht früher und professioneller geprüft hat. In Kommunen und Schulen gab es viele gute Ideen für Hybrid-, Wechsel- und Digitalmodelle. Alles wäre besser gewesen als das, was jetzt ab Montag droht. Man hat sich zu lange an eine Hoffnung auf schulische Normalität geklammert, die es seit März nicht mehr gibt.

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