Essen. 2020 ist die Geburtenzahl in Essen gesunken. Nur das Elisabeth-Krankenhaus erlebte eine Steigerung - wohl auch weil das Marienhospital wegfiel.

Wie in ganz Deutschland sind auch in Essen die Geburtenzahlen im Jahr 2020 leicht zurückgegangen. Das ergibt sich, wenn man die Zahlen aus allen Geburtskliniken in der Stadt addiert: Demnach gab es dort im vergangenen Jahr 5441 Geburten, während es 2019 noch 5816 waren.

In den Essener Krankenhäusern entbinden auch einige Mütter aus den Nachbarstädten, trotzdem dürften die Zahlen die Entwicklung für Essen treffend wiedergeben. Die Stadt wird die finalen Geburtenzahlen für das vergangene Jahr erst im Laufe des Januars ermitteln, weil nach den Feiertagen jetzt noch Geburtsmeldungen für 2020 beim Standesamt eingehen.

Rund 200 Geburten weniger im Uniklinikum Essen

"Noch in den letzten Jahren stieg - entgegen dem deutschlandweiten Trend - bei uns die Geburtenzahl“, sagt Prof. Rainer Kimmig, der die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Essener Uniklinikum leitet. In diesem Jahr habe sich der Geburtenrückgang nun erstmals auch an der Uniklinik gezeigt: 1478 Geburten wurden dort verzeichnet - und damit 202 weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Kinder, die im Uniklinikum zur Welt kamen, lag bei 1536, da es auch 48 Zwillings- sowie fünf Drillingsgeburten gab.

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Am Krupp-Krankenhaus gibt es grundsätzlich keine Mehrlingsgeburten, da die Klinik kein Perinatalzentrum hat. Die Zahl der Kinder entspricht also hier der Geburtenzahl; und die ist wie am Uniklinikum gesunken: Kamen 2019 noch 972 Kinder im "Krupp" zur Welt, waren es im vergangenen Jahr lediglich 747.

Einzig das Elisabeth-Krankenhaus als Essens größte Geburtsklinik hat im Jahr 2020 einen erneuten Zuwachs erlebt: 2877 Geburten wurden hier gezählt, darunter 50 Zwillings- und drei Drillingsgeburten. Das entspricht 2933 Kindern. Im Jahr 2019 lag die Geburtenzahl bei 2559.

Dass das Elisabeth-Krankenhaus gegen den Trend so deutlich zulegen konnte mag auch daran liegen, dass das Marienhospital in Altenessen Ende August 2020 seine Geburtsklinik schloss. Bis dahin hatte es dort 339 Geburten gegeben; im Vorjahr waren es insgesamt 605. Essener Frauenärzte befürchten, dass sich die Versorgung werdender Mütter im Norden der Stadt nach der Schließung des Marienhospitals erheblich verschlechtern werde. Angesichts des Mangels an Hebammen an den anderen Geburtskliniken sei es fraglich, ob diese den Wegfall der Altenessener Klinik kompensieren könnten. Sie verweisen auch darauf, dass das Krupp-Krankenhaus wegen Personalmangels mehrfach zu vorübergehenden Kreißsaal-Schließungen gezwungen gewesen sei.

Versorgung der werdenden Mütter weiter gewährleistet

Prof. Rainer Kimmig von der Uniklinik Essen hatte den allgemeinen Fachkräftemangel in der Geburtshilfe bestätigt, Versorgungsengpässe für die Mütter in Essen aber stets bestritten. Angesichts der aktuellen Entwicklung bekräftigt er: „Die gute Nachricht ist, wir haben ausreichend Kapazitäten, um den Schwangeren eine bestmögliche Versorgung hier an der Uniklinik zu garantieren."

Auch bei Risikoschwangerschaften sei an der Uniklinik eine "optimale Betreuung" gewährleistet, sagt Kimmig. So gebe es an der Klinik derzeit fünf spezialisierte Ärzte mit dem Schwerpunkt „Spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin“. Zwei weitere würden sich in den kommenden Monaten entsprechend qualifizieren. „Risikoschwangerschaften nehmen immer mehr zu", betont Kimmig. "Um Komplikationen zu vermeiden, begleiten und überwachen wir die betroffenen Frauen noch intensiver.“

Eine besondere Herausforderung und ein Schwerpunkt der Klinik sei die Behandlung bei drohenden Frühgeburten. „Viele Kinder konnten wir durch besondere medizinische Maßnahmen in einer Schwangerschaftswoche entbinden, die ihnen erst ein Überleben möglich macht." Dank der Neonatologie (Frühgeborenen-Medizin) sei für diese Kinder auch ein gutes Langzeitüberleben möglich, obwohl sie deutlich zu früh geboren worden seien.