Essen. 4522 Essener sind bislang gegen Corona geimpft. Warum die Stadt damit sehr zufrieden ist - und das Impfzentrum wohl nie voll ausgelastet wird.

Eine Woche nach dem ersten Piekser in den Oberarm einer 87-jährigen sind inzwischen 4521 weitere Essener gegen Corona geimpft. Am Mittwoch kommen noch einmal 186 dazu, dann hat es sich erst mal ausgeimpft zwischen Karnap und Kettwig. Anlass für lange Gesichter, einerseits, aber auch für eine ausgesprochen positive Bilanz, findet die Stadt: "Aus unserer Sicht ist das in Essen gut gelaufen."

Keinen einzigen Zwischenfall habe es schließlich gegeben und keinerlei allergische Reaktionen auf den Impfstoff - für Stadt-Sprecherin Silke Lenz Grund genug die dahinterstehende "medizinische und wissenschaftliche Meisterleistung" zu loben, auch wenn die logistische mangels Nachschub damit (noch) nicht Schritt hält.

Nach dem betulichen Start setzt man jetzt auf die erste große Impfwelle

Immerhin steht Essen mit seinen stadtweit 4522 Impflingen statistisch gesehen noch gut da, denn die daraus errechnete Impfquote von etwa 7,7 pro 1000 Einwohnern liegt deutlich über dem Schnitt von Nordrhein-Westfalen (3,0) und der Bundesrepublik insgesamt (3,2) zum gleichen Zeitpunkt.

Und nach dem eher betulichen Start soll die große Impfwelle nicht lange auf sich warten lassen: Ab 18. Januar, so versprach NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Montag, wird das Personal mit Corona-Kontakten in Krankenhäusern mit Impfstoff versorgt, gefolgt von der Bevölkerungsgruppe der Über-80-Jährigen und den Mitarbeitern ambulanter Pflegedienste.

Es bleibt bei der zurückhaltenden Impfbereitschaft der Pflegekräfte

Was die Impfbereitschaft angeht, scheint sich in Essen übrigens der erste Trend zu verfestigen: Bei den Heimbewohnern liegt die Quote weiterhin über 90, bei den Beschäftigten dagegen nur bei 50 bis 60 Prozent. Letzteres gilt dabei aber keineswegs zwingend als Alarmzeichen: "Wir haben nicht unbedingt mit einer spürbar höheren Quote gerechnet", sagt Silke Lenz, der Wert nähere sich vielmehr dem von Grippe-Schutzimpfungen an.

Organisatorisch steht die nächste Bewährungsprobe in knapp vier Wochen an: Zum 1. Februar soll das seit drei Wochen schon startbereite, aber bisher noch brachliegende Impfzentrum in Messehalle 4 seinen Betrieb aufnehmen: anfangs mit den Über-80-Jährigen, die in Kürze von der Kassenärztlichen Vereinigung angeschrieben und aufgefordert werden, bei Interesse einen Impf-Termin an der Norbertstraße zu vereinbaren.

Der Impfstoff bekommt Konkurrenz - und die lässt sich leichter handhaben

Bis zu 2400 Impflinge pro Tag können durch die zwölf eingerichteten "Impfstraßen" geschleust werden, notfalls ließe sich die Kapazität sogar noch um die Hälfte erweitern. Doch insgeheim gilt ein Betrieb unter Volllast längst als eher unwahrscheinlich.

Der Grund: Der Impfstoff von BioNTech bekommt schon bald Konkurrenz. Bereits am Mittwoch könnte das Vakzin von Moderna zugelassen werden, Ende des Monats zudem ein Mittel aus dem Hause AstraZeneca. Zwar sind auch bei diesen beiden Stoffen zwei aufeinanderfolgende Impf-Termine erforderlich, ihre Verteilung ist aber unkomplizierter, weil sie nicht so aufwendig gekühlt werden müssen wie bei BioNTech.

Pachtvertrag für die Messe-Halle erstmal nur um einen Monat verlängert

Damit könnte sich empfehlen, die Impfung womöglich dezentral über die Essener Hausärzte abzuwickeln, statt eine teure und im Zweifel auch umständliche zentrale Anlaufstelle aufrechtzuerhalten. Sicherheitshalber hat die Stadt den ursprünglich bis Ende Februar laufenden Pachtvertrag für das Impfzentrum in Messehalle 4 nur um einen weiteren Monat verlängert.

Möglich wurde dies durch die für die Messe ausgesprochen bittere Corona-bedingte Absage der Reitsport-Messe "Equitana". Die Pferde müssen warten, im Zaum gehalten wird hier erst einmal nur die Pandemie.