Essen. Immer mehr Essener Gemeinden verzichten an Weihnachten auf Präsenzgottesdienste. Auch die kath. Christmette in einer Tiefgarage ist abgesagt.

Immer mehr Essener Gemeinden entschließen sich dazu, auf Präsenzgottesdienste an Weihnachten zu verzichten – nicht nur evangelische, sondern auch katholische. So fällt unter anderem die Christmette in der Tiefgarage des Essener Generalvikariats aus, wie das Bistum Essen am Freitagnachmittag bekanntgab. Zu den Gründen heißt es auf Nachfrage seitens des Bistums Essen: „Ausschlaggeben für diese Entscheidung war die allgemeine Entwicklung des Infektionsgeschehens in den vergangenen Tagen.“

Über die ungewöhnlichen Pläne von Bernd Wolharn, Cityseelsorger am Essener Dom, hatte unsere Redaktion erst am vergangenen Dienstag berichtet. Stühle und andere Sitzmöbel, die die Gottesdienstbesucher hätten mitbringen müssen, können nun getrost zu Hause bleiben. 200 Gläubige hätten in der Tiefgarage unter Einhaltung der Corona-Regeln zusammenkommen können.

Bischof Overbeck schreibt Brief an Pfarreien im Bistum

Bischof Franz-Josef Overbeck hatte Pfarreien im Bistum aufgefordert, mit Blick auf die konkrete Situation vor Ort in den Gemeinden eigenständig über mögliche Absagen zu entscheiden. In einem Brief, der am Freitag an alle Seelsorger sowie die Kirchenvorstände und Pfarrgemeinderäte in den 42 Pfarreien zwischen Duisburg, Bochum und dem märkischen Sauerland verschickt wurde, hieß es, die Kirche sei in einem „Dilemma, das sich nicht einfach auflösen lässt“.

Bei einem örtlichen Inzidenzwert von mehr als 300 rät der Krisenstab des Bistums, „in jedem Fall alle Präsenzgottesdienste abzusagen“. Davon ist man Essen noch ein ganzes Stück entfernt – laut Stadt Essen lag die hiesige Sieben-Tages-Inzidenz am Freitag (18.12) bei 186,0 – trotzdem gebe es neben der Absage der für Heiligabend geplanten Christmette in der Tiefgarage weitere Gottesdienste, die ausfallen werden.

Essener Pfarreien, in denen die Gemeinden auf Präsenzgottesdienste verzichten, sind: St. Josef (Frintrop), St. Dionysius, St. Johann Baptist und St. Nikolaus. „Das wird sich möglicherweise aber noch verändern“, sagt Bistumssprecher Ulrich Lota auf Nachfrage. Sprich: Möglicherweise werden weitere Gemeinden folgen.

Noch am vergangenen Montag (14.12.) ging Lota davon aus, „dass alle geplanten Weihnachtsgottesdienste stattfinden können“. Nur vier Tage später heißt aus dem Bistum: „Wenn die Verantwortlichen einer Pfarrei zu der Einschätzung kommen, dass die Feier von Präsenzgottesdiensten vor Ort nicht gefahrlos möglich ist, dann ist ein Verzicht geboten.“

22 von 26 evangelischen Kirchengemeinden verzichten auf Präsenzgottesdienste

Nicht nur katholische Gemeinden werden in diesem Corona-Jahr die Weihnachtsgottesdienste anders feiern. In der evangelischen Gemeinde Haarzopf-Fulerum beschloss das dortige Presbyterium bereits am Montag, in diesem Jahr auf Gottesdienste in der Kirche an der Raadter Straße zu verzichten. Nur kurz blieb es bei dieser ersten Essener Absage.

Auf Fulerum-Haarzopf folgten 21 weitere evangelische Kirchengemeinden von insgesamt 26. „Die Nachrichten und Ereignisse haben die Menschen so erschüttert, dass die Verantwortlichen die Situation neu bewertet haben“, sagt Stefan Koppelmann, Pressesprecher des Ev. Kirchenkreises.

Stand Freitagnachmittag werden evangelische Präsenzgottesdienste an Heiligabend nur in den Kirchengemeinden Heisingen und Frohnhausen besucht werden können. Zwei weitere Gemeinden wollten zeitnah darüber entscheiden, ob sie Gottesdienste feiern. Seitens des Evangelischen Kirchenkreises Essen heißt es aber schon über Heisingen und Frohnhausen: „Auch hier werden aber bereits alternative Angebote geplant – so wird es in Frohnhausen einen Telefon-Gottesdienst und einen Krippenspiel-Stationenweg geben.“ Bis zum vierten Advent (20. Dezember) wollen sich alle evangelischen Gemeinden in Essen endgültig entschieden haben.