Essen. Die erste Ev. Kirchengemeinde sagt in Essen Präsenzgottesdienste zu Weihnachten ab – unter anderem aus Solidarität mit Krankenhausmitarbeitern.

Die erste evangelische Kirchengemeinde in Essen hat Präsenz-Weihnachtsgottesdienste abgesagt. Wie die Gemeinde Haarzopf-Fulerum am Dienstag auf ihrer Homepage mitteilte, sollen bis einschließlich 10. Januar keine Gottesdienste in der Kirche an der Raadter Straße stattfinden.

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Das Presbyterium habe die Entscheidung mit „ganz, ganz großer Mehrheit“ gefällt, so Pfarrerin Elisabeth Müller. „Es finden natürlich alle schade, aber das Presbyterium möchte Präsenzgottesdienste in der jetzigen Zeit nicht verantworten.“

Präsenzgottesdienste in anderen Gemeinden

Mit der Entscheidung steht die Gemeinde Haarzopf in Essen bisher alleine da, in anderen Gemeinden soll es Präsenz-Gottesdienste geben. Der Pressesprecher des Ev. Kirchenkreises, Stefan Koppelmann, sagt auf Anfrage: „Wir halten beide Entscheidungen für verantwortbar.“

Jedes Presbyterium trage selbst die Verantwortung. Am Mittwochmorgen spricht Superintendentin Marion Greve mit Essener Pfarrerinnen und Pfarrern in einer Videokonferenz über die Corona-Situation in der Weihnachtszeit. „Ich glaube nicht, dass alle Essener Gemeinden zu der einen Lösung kommen werden“, sagt Stefan Koppelmann.

Keine Präsenzgottesdienste in Haarzopf: Solidarität mit anderen

Vier Punkte führt Pfarrerin Elisabeth Müller auf der Webseite als Begründung des Presbyterium auf:

  • Man sehe es als Fürsorgepflicht an, Ansammlungen zu vermeiden und Menschen so vor Infektionen zu schützen.
  • Aus Solidarität mit Geschäften, Einrichtungen, Restaurants und Theater wolle man verzichten – „auch wenn es nicht direkt verboten wird, dass Gottesdienste stattfinden“.
  • Es gehe nicht darum, die rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen.
  • Die Entscheidung bis zum 10. Januar auf Präsenzgottesdienste zu verzichten, soll außerdem als Solidarität mit den Krankenhäusern verstanden werden, deren Mitarbeiter „völlig überlastet und am Limit sind“.

Der ursprüngliche Plan der Gemeinde für die Weihnachtszeit sah anders aus. Im Oktober sagte Pfarrerin Elisabeth Müller unserer Redaktion, dass die Christvesper am 24. Dezember zwar im Internet zu sehen sein werde, man aber 80 Gläubigen auch den Gottesdienst in der Kirche möglich machen wolle.

Wie das genaue Weihnachtsprogramm mit Angeboten im Internet und per Telefon aussehen wird, möchte die Gemeinde in den kommenden Tagen bekanntgeben. Was klar ist: Um 15 Uhr werde es auf der Homepage der Gemeinde einen Familiengottesdienst zu sehen geben. Um 15.30 Uhr sollen nacheinander zwei Telefongottesdienste stattfinden, bevor um 18 Uhr dann die Christvesper im Internet gezeigt wird. Auch die Christmette soll online vor 22 Uhr verfügbar sein.

Nach Tumulten an Kirchentür in 2017: Eintrittskarten für Weihnachtsgottesdienste

Vor zwei Jahren hatte die Gemeinde aus Haarzopf mit einer damals besonderen Weihnachtsgottesdienst-Planung über die Stadtgrenzen hinaus für Aufsehen gesorgt.

Nach Tumulten an der Kirchentür im Jahr 2017 wurden ein Jahr später erstmalig kostenlose Eintrittskarten für Gottesdienste und Krippenspiele an Heiligabend ausgegeben. Nur mit diesen war 2018 und im vergangenen Jahr der Eintritt möglich – ein bis dahin einmaliger Vorgang.

Haarzopfer Gottesdienst im Internet

Der Gottesdienst wird als Video vorproduziert und an Heiligabend auf www.kirche-haarzopf.de zur Verfügung gestellt. Die Aufnahmen sollen in der kommenden Woche (Montag und Dienstag) gemacht werden. Die musikalischen Beiträge seien bereits abgedreht, so Pfarrerin Elisabeth Müller.

Die Gemeinde hat 3000 Liedzettel zusammen mit dem Gemeindebrief verteilt. So können die Menschen zuhause die Liedtexte mitsingen.

Jüngere Mitglieder der Gemeinde haben außerdem 830 Weihnachtstüten für ältere Menschen zusammengestellt.