Essen. Das Aldi-Stammhaus auf der Huestraße ist geschlossen, am Donnerstag öffnet die neue Filiale in Essen-Schonnebeck. Auch sie heißt „Aldi Nummer 1“.
Nur wenige Schritte vom kürzlich geschlossenen „Ur-Aldi“ in der Huestraße entfernt eröffnet der Discount-Riese an diesem Donnerstag (10. Dezember) den neuen Aldi-Markt in Essen-Schonnebeck: Im doppelt so großen Neubau an der Saatbruchstraße erwartet die Kundschaft nicht nur das vertraute Verkaufspersonal, auch die geschichtsträchtige Bezeichnung im Aldi-Imperium bleibt erhalten: „Verkaufsstelle 1“, abgekürzt VST 1 oder auch „Aldi Filiale Nummer 1“.
Wenn die „neue älteste“ Filiale um Punkt 7 Uhr ihre Pforten öffnet, wird das Team um die beiden Marktleiter Norbert Scholz und Roman Reich die Kunden passend zum Anlass eigens in historischer Arbeitskleidung begrüßen: im schneeweißen Kittel, der an den Kragen und Taschen in Aldi-blau abgesetzt ist. „Den gleichen habe ich getragen, als ich vor 31 Jahren bei Aldi angefangen habe“, sagt Scholz, der 2018 übrigens in die Fußstapfen seines Vaters Günter trat. Der Senior leitete den Stamm-Aldi von 1972 bis 1994 und war als „Onkel Aldi“ im Stadtteil bestens bekannt.
„Einfach, schnell und angenehm Einkaufen – hohe Qualität zum niedrigst möglichen Preis“
Das Management von heute legt größten Wert darauf, neben den historischen Wurzeln auf die modernen Verkaufsstrategien hinzuweisen. Reinhard Giese, Geschäftsführer der Aldi Nord Regionalgesellschaft Herten, verspricht der Kundschaft einen „einfachen, schnellen und angenehmen Einkauf“. Prinzipien, mit denen schon die Konzerngründer und Discount-Pioniere Theo und Karl Albrecht den Lebensmittel-Handel im Nachkriegs-Deutschland aufmischten. Auch heute biete das moderne Sortiment „hohe Qualität zum niedrigst möglichen Preis“.
Zur Aldi-DNA zählten in dem neuen Schonnebecker Markt weiterhin „Einfachheit, Klarheit und Kundenorientierung“. „Wir glauben fest an das Discount-Prinzip und den Mut zum Minimalismus“, sagt Konzernsprecherin Serra Schlesinger. Und betont, dass nichts dem Zufall überlassen sei. Auch das, was so einfach aussehe, habe System. „Wo muss das Paniermehl stehen?“ Über solche Fragen brüten die Experten vom „Data Analysis Competence Center“ – Fachleute, die Kundenbefragungen und - verhalten sorgfältig auswerten und den Markt danach komponieren. Bis Mitte nächsten Jahres sollen alle Aldi-Nord-Filialen nach dem Ladenlayout der neuen „Verkaufsstelle 1“ umstrukturiert werden.
1700 Artikel im Sortiment – davon 300 Bio-Erzeugnisse und 90 Prozent Eigenmarken
Die Flexibilität sei größer geworden. Ausprobieren – verwerfen – neu machen: Das sei heute die Regel. Ein Beispiel: Regalreihen, die zeitweilig quer standen, sind nun wieder in Längsrichtung positioniert. Rote Aktionsrosetten dirigieren die Kunden zügig zu aktuellen Sonderangeboten und selbst die Laufwege für die Mitarbeiter sind exakt berechnet. Nicht nur die Mitarbeiter profitierten von kürzeren Wegen. „Wir können gleichzeitig Kosten sparen“, so die Manager. 1700 Artikel hält die „VST 1“ in Schonnebeck vor, 90 Prozent davon sind Aldi-Eigenmarken, 300 Artikel tragen inzwischen das Etikett „Bio“.
Charmant für Aldi-Nostalgiker: An den gläsernen Eingangstüren prangt ein neues Traditions-Etikett – die stilisierte Fassade des Ur-Aldi mit dem Hinweis „seit 1913 in Essen-Schonnebeck“. Und drinnen im Markt folgt der historisch interessierte Kunde einem bebilderten Zeitstrahl.
Große Schwarz-Weiß-Fotos illustrieren den enormen Wandel des Stammhauses mitten in der Bergbau-Siedlung, in der der Grundstein zu einem weltumspannenden Konzern gelegt wurde. Ein echter Hingucker sind die auf Sechziger Jahre getrimmten Werbeplakate, die drei Kultmarken des Hauses hervorheben: den Markus-Kaffee, die Nussbeisser-Schokolade und das Waschmittel Tandil.
Aldi in Schonnebeck
Der alte Aldi-Markt in der Huestraße hatte 509 Quadratmeter, der neue hat 1267 qm. Neu ist der größere Backwarenbereich. Es gibt zwei Leergut-Automaten in Eingangsnähe und 79 kostenlose Pkw-Stellplätze. Alle Mitarbeiter Huestraße werden weiter beschäftigt. Die neue Filiale hat 15 Mitarbeiter.
Das Stammhaus bleibt im Besitz von Aldi und soll nach kurzem Leerstand neu genutzt werden. Aldi steht für „Albrecht Diskont“.
Der Bau des neuen Aldi Nummer 1 hat neun Monate gedauert. In den Baukörper integriert ist das Awo-Jugendzentrum (zwei Etagen). Aldi ist Bauherr und Vermieter.
Siegfried Brandenburg, Vorsitzender des Werbeblocks Schonnebeck: „Der neue Aldi ist ein Magnet für Schonnebeck und das Ergebnis von zehn Jahren Teamarbeit.“
Früher stand auf dem Gelände die alte Schillerschule, in der Karl und Theodor Albrecht einst die Schulbank drückten. Ihr Lehrer Johann Groß-Albenhausen ist 2019 mit 96 Jahren gestorben.
OB Thomas Kufen besuchte den neuen Markt am Tag vor der Eröffnung und sagte: „Neben dem künftigen Aldi-Campus in Kray ist auch die neue „Verkaufsstelle 1“ ein sichtbares Zeichen der Verbundenheit von Aldi Nord mit seiner Heimat Essen“. Aldi-Inhaber Theodor Albrecht jun., so heißt es, habe sich natürlich auch ein Bild vom nagelneuen „Aldi Nummer 1“ gemacht. „Er hat sich über das Ergebnis sehr gefreut“, sagt Regional-Geschäftsführer Giese.