Essen. Arbeitsagentur und Jobcenter fördern Jugendliche, die sich schwer tun, eine Ausbildung zu finden. Bei Marvin Temu (25) hat’s mit Hilfe geklappt.
Corona hat den Ausbildungsmarkt auch in Essen in diesem Jahr kräftig durcheinander gewirbelt. Umso erleichterter ist Marvin Temu, dass er in diesem Jahr doch noch seine Wunschausbildung zum Mediengestalter starten konnte. Ganz ohne Hilfe funktionierte das allerdings nicht. Der 25-Jährige gehört zu den Jugendlichen, die über das Ausbildungsprogramm NRW gefördert werden.
2019 hatte sich Marvin Temu noch vergeblich um eine Ausbildungsstelle beworben . Warum seine Bemühungen erfolglos bleiben, darüber kann er nur spekulieren. Denn entweder kamen die Bewerbungsunterlagen ohne Begründung zurück oder die Unternehmen meldeten sich gar nicht bei ihm. Marvin Temu vermutet, dass es daran lag, dass er sein Informatik-Studium abgebrochen hat. Solche Brüche im Lebenslauf sehen Arbeitgeber nicht gern, vor allem wenn der Ausbildungsmarkt eng ist und es genügend Bewerber gibt.
In Essen gab es dieses Jahr 36 Förderplätze
„Nicht jeder hat ein Einser-Zeugnis oder einen glatten Lebenslauf“, sagt Stephanie Herrmann, Geschäftsführerin operativ bei der Arbeitsagentur Essen. Mancher brauche deshalb besondere Unterstützung, um eine Chance zu bekommen.
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Für solche Fälle, bei denen es Startschwierigkeiten gibt, gibt es seit 2018 das Ausbildungsprogramm NRW. 36 Plätze bietet es in diesem Jahr in Essen an. Das heißt: Arbeitgeber, die zusätzliche Lehrstellen schaffen, bekommen 300 Euro Förderung pro Monat. Die jungen Leute im Programm erhalten eine „Rund-um-Betreuung“. Dies beginnt mit ausführlichen Kennenlern-Gesprächen, Berufsorientierungen und Praktika und setzt sich bis in die Zeit der Ausbildung fort.
Das leistet in Essen seit diesem Jahr die Weststadtakademie im Auftrag des Jobcenters und der Arbeitsagentur. Beide Behörden hatten der Einrichtung fast 190 Jugendliche in deren Obhut gegeben, damit sie diese in eine betriebliche Ausbildung vermitteln sollten.
25 Jugendliche werden bisher gefördert
Bislang ist dies in 25 Fällen gelungen, vier Teilnehmer haben die Ausbildung wieder abgebrochen. Bei einigen Jugendlichen war dagegen schon die Kontaktanbahnung gescheitert , berichtet Silvia Zoda, Bereichsleiterin bei der Weststadtakademie. „Sie haben weder auf Mails oder Anrufe reagiert.“ Das seien dann aber auch nicht die geeigneten Kandidaten für eine betriebliche Ausbildung, stellt sie klar. Andere wiederum hätten sich ohne Unterstützung eine Lehrstelle gesucht.
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Marvin Temu gehörte zu den Engagierten, die nun über das Programm gefördert werden. Am 1. September begann er eine Ausbildung bei der Innovapet GmbH in Oberhausen. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt Pflegemittel für Gartenteiche und Aquarien und bildete bislang nicht aus.
Gordon Riedemann, geschäftsführender Gesellschafter, räumt ein, dass er und sein Geschäftspartner in früheren Tätigkeiten schlechte Erfahrungen mit dem Thema Ausbildung gemacht haben. Nun aber kam die Anfrage der Weststadtakademie in diesem Jahr zur rechten Zeit, denn das Geschäft mit den Gartenteichen brummte im Corona-Sommer. „Wir konnten also gut Unterstützung gebrauchen“, sagt er.
Auch Riedemann stolperte über das abgebrochene Studium, als er Marvin Temus Bewerbungsunterlagen las. Für ihn sei das aber noch kein Grund, ihn nicht zum Gespräch einzuladen, zumal Marvin dafür auch schlüssige Gründe vorgebracht habe. Die Förderung habe bei der Einstellung keine Rolle gespielt, versichert der Unternehmer.
Interessierte Firmen können sich noch melden
Bei Innovapet soll Marvin Temu unter anderem den Bereich Produktvideos voranbringen. „Es läuft super“, sagt er nach den ersten drei Monaten. „Ich bin vor allem froh, dass das mit einer Ausbildung trotz Corona-Zeit geklappt hat.“ Einige Arbeitgeber, bei denen er sich auch beworben hatte, hätten nämlich erklärt, dass sie wegen der Corona-Krise dieses Jahr nicht ausbilden würden.
Im Ausbildungsprogramm NRW sind derzeit in Essen noch elf Plätze frei. Sie können noch bis Ende Januar besetzt werden. Ob das Programm im kommenden Jahr fortgesetzt wird, ist noch offen. „Wir erwarten vom Land dazu in den kommenden Wochen eine Aussage“, so Stephanie Herrmann.