Essen. Beim Essener Einzelhandel stößt die neue Corona-Verschärfung auf Kritik. Er befürchtet lange Schlangen vor den Läden und genervte Kunden.
Der„Black Friday“ hat sich zu einem wichtigen Umsatzbringer auch im Essener Einzelhandel entwickelt. Doch wie läuft es in Corona-Zeiten? Die Rabattschlacht erlebt in diesem Jahr sicher weniger Ansturm auf die Geschäfte. Dennoch ziehen die verlockenden Preisangebote immerhin mehr Kunden in die Läden als an vielen anderen Tagen zuletzt. „Wir spüren etwas mehr Frequenz, erwarten das auch noch am Samstag“, bestätigt die Centermanagerin vom Limbecker Platz, Alexandra Wagner. Die Händler dürften dieser Tage also wenigstens etwas aufatmen.
Am Freitagmittag bildeten sich beispielsweise vor dem Elektromarkt Saturn im Limbecker Platz teils lange Schlangen. Die sind natürlich nicht allein auf die Lockangebote zurückzuführen. Sondern die Händler dürfen wegen Corona nur eine bestimmte Anzahl an Kunden auf einmal in den Laden lassen.
Bald weniger Kunden in großen Läden erlaubt
Angesichts dessen wird mancher Händler froh sein, dass die angekündigten Verschärfungen in der Corona-Verordnung nicht schon zum „Black Friday“ in Kraft getreten sind. Derzeit gilt, dass sich in einem Geschäft insgesamt höchstens eine Person pro zehn Quadratmeter Verkaufsfläche aufhalten darf. Neu ist geplant: Überschreitet die Verkaufsfläche die Grenze von 800 Quadratmeter, darf für die übersteigende Fläche höchstens eine Person pro 20 Quadratmeter in den Laden gelassen werden.
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Vor dem Saturn wäre die Schlange am Freitag dann vermutlich noch länger gewesen. „Oder die Kunden wären gleich ins Internet abgewandert“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Essener Einzelhandelsverbandes, Marc Heistermann. Er befürchtet, dass die neue Regelung, die in den kommenden Tagen in Kraft treten soll, vielen Händlern schaden wird. „Welcher Kunde hat schon Lust, bei Wind und Wetter draußen anstehen zu müssen“, sagt er. Insofern zeigt auch er sich erleichtert, dass wenigstens noch der „Black Friday“ unter den alten Bedingungen über die Bühne gehen kann. „Das wäre sonst desaströs gewesen. Wir sind um jeden Tag froh“, betont er.
Rückschläge im Handel mehren sich
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Ausgerechnet im wichtigen Weihnachtsgeschäft trifft es den Handel erneut, der schon unter dem Wegfall der Weihnachtsmärkte, dem Verbot der verkaufsoffenen Sonntage und überhaupt rückläufiger Kundenfrequenzen leidet. So waren bislang im November nur etwa die Hälfte an Passanten in der Innenstadt unterwegs, als im gleichen Zeitraum vor einem Jahr.
Der Verbandschef macht daher kein Hehl daraus, dass er unglücklich ist über die angekündigte Flächenverschärfung: „Das gilt nicht nur für den Handel an sich. Ich glaube, dass es auch aus Pandemiegesichtspunkten nicht gut ist.“ Menschen vor den Läden ließen sich schließlich schwieriger kontrollieren als in den Geschäften, wo es feste Hygienekonzepte gibt.
Die Flächenverschärfung trifft die großen Geschäfte - also Kaufhäuser wie Karstadt, Möbelhäuser wie Ikea oder die Bau- und Gartenmärkte. Gerade im Weihnachtsgeschäft sind diese beliebte Einkaufsmagneten.
Lange Schlangen vor Lebensmittelmärkten
Aber allen voran wird es wohl im Lebensmitteleinzelhandel zu Schlangen vor den Märkten kommen, befürchtet Heistermann. Selbst die Discounter seien heute oft größer als 800 Quadratmeter und würden somit unter die Regelung fallen. „Bei den Kunden wird das zu enormem Verdruss führen“, ist sich Heistermann sicher. Hinzu komme, dass lange Schlangen vor den Geschäften wieder das Gefühl von Knappheit vermitteln würden und Hamsterkäufe auslösen könnten. „Gerade das aber wollen wir vermeiden.“