Essen. In einer bewegenden Zeitungsanzeige dankt eine Mutter der Uniklinik Essen: Die mache einen tollen Job und habe ihre Tochter „mit Liebe umfangen“.

Aliki hat kürzlich ihren achten Geburtstag gefeiert, fern der Heimat und ohne die geliebte Großmutter, die sie sehr vermisst. Trotzdem war es ein ganz besonderer Geburtstag: Das griechische Mädchen wird wegen einer schweren Krebserkrankung seit einem halben Jahr am Uniklinikum Essen behandelt . Darum hat sich ihre Mutter nun in einer berührenden Anzeige in WAZ und NRZ bei den Ärzten ihrer Tochter bedankt: „Ich habe Aliki zur Welt gebracht“, heißt es da. „Sie haben ihr die Chance gegeben, ihr Leben zurückzugewinnen.“

[In unserem lokalen Newsletter berichten wir jeden Abend aus Essen. Den Essen-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.]

Gut anderthalb Jahre ist es her, dass das Mädchen aus dem griechischen Drama plötzlich hohes Fieber hat und sich schwach fühlt. Es sei nichts Ernstes, beruhigt der Kinderarzt. Doch als Aliki nach einem Monat noch immer fiebrig ist, macht der Arzt einen Bluttest, und nun muss alles sehr schnell gehen: Aliki wird sofort ins Krankenhaus in der Großstadt Thessaloniki gebracht. Den Moment, als sich die Tür der onkologischen Station hinter ihnen schloss, werde sie nie vergessen, sagt Alikis Mutter Yota Tsiamoura .

„Sie haben einen tollen Job gemacht und unser Kind mit Liebe umfangen“

Die Ärzte waren damals erstaunt, dass das Mädchen überhaupt noch stehen und laufen konnte – so fortgeschritten war die Leukämie. Die Sechsjährige bekam sofort eine massive Chemotherapie, es folgten leichtere Chemos, im September 2019 ist die Behandlung abgeschlossen.

Im Mai 2020 der Schock für die Familie : Der Krebs ist zurück. Weil die Therapie hier schneller starten kann, reisen Alikis Eltern im Juni mit der Tochter nach Essen. Unterstützt werden sie von den Ärzten der Uniklinik Essen. Die machen eine Knochenmarktransplantation, die als einzige Chance der Heilung gilt. „Sie haben das Beste für unsere Tochter getan“, schreibt Yota Tsiamoura in ihrer Anzeige. Neben den Ärzten dankt sie ausdrücklich auch Pflegekräften und Therapeuten: „Sie haben einen tollen Job gemacht und unser Kind mit Liebe umfangen.“

Fünf Monate lang lag die kleine Aliki aus Griechenland in der Uniklinik Essen. Inzwischen konnte sie das Krankenhaus verlassen.
Fünf Monate lang lag die kleine Aliki aus Griechenland in der Uniklinik Essen. Inzwischen konnte sie das Krankenhaus verlassen. © Privat

Fünf Monate lang ist Aliki im Krankenhaus. Ihre Mutter und ihr Vater sind im Haus der Elterninitiative zur Unterstützung krebskranker Kinder unterkommen. Das liegt in Laufnähe zum Uniklinik und bietet vielfältige Hilfe für Familien in dieser schlimmen Ausnahmesituation .

„Du musst nicht weinen“, sagt Aliki zu ihrer Mutter

Als Aliki jüngst das Krankenhaus verlassen durfte, ist auch sie ins Elternhaus gezogen. Nach Griechenland wird sie wohl erst im Februar 2021 zurückkehren können : Noch besteht das Risiko, dass ihr Körper das neue Knochenmark abstoßen könnte. Die Behandlung läuft weiter, ihr ganz persönlicher, totaler Lockdown dauert an. Für Aliki ist Corona eine zusätzliche Gefahr, und das macht ihrer Mutter Angst. „Du musst nicht weinen“, tröstet ihre Tochter.

Betroffene Familien gründeten die Elterninitiative

Die Essener Elterninitiative zur Unterstützung krebskranker Kinder e.V. wurde 1983 von betroffenen Eltern gegründet. Die Idee war und ist, dass in der Vergangenheit betroffene Eltern denjenigen Eltern und Kindern zur Seite stehen, die akut betroffen sind.

1992 wurde ein Elternhaus errichtet , in dem Eltern von krebskranken Kindern übernachten und wohnen können, damit sie rund um die Uhr in der Nähe ihres Kindes sind, während es im Krankenhaus behandelt wird. Das Angebot nutzen Familien aus Deutschland und aus dem Ausland.

Weitere Infos auf www.krebskranke-kinder-essen.de . Die Elterninitiative ist für ihre Arbeit auf Spenden und Sponsoren angewiesen. Spendenkonto: IBAN – DE06 3605 0105 0001 9551 11, BIC SPESDE3EXXX, Sparkasse Essen

Aliki, die gern zur Schule gegangen ist, kann nur per Videochat Kontakt zu Lehrern und Mitschülern halten. Einmal hat das Mädchen sich wütend gegen ihre Eltern gewandt: „Ich brauche frische Luft und die Sonne. Das ist der einzige Weg, wie ich wieder gesund werden kann.“ Ein kleiner Ausbruch eines tapferen Mädchens, das sonst gut mit den Ärzten zusammenarbeite und meist fröhlich sei.

Das halbe Jahr der Krankheit und Quarantäne habe ja auch schöne Seiten, sagen Alikis Eltern: „Wir verbringen als Familie so viel Zeit miteinander. Dieses Geschenk macht uns der Krebs.“ In Griechenland haben die Eltern, die beide selbstständig sind, immer viel gearbeitet. Yota Tsiamoura hat in einem Gästehaus für missbrauchte Frauen und alleinerziehende Mütter gearbeitet.

Das Elternhaus ist für Aliki zu einem zweiten Zuhause geworden

Aliki lernte Geige und Klavier, ging gern schwimmen und spielte Tennis – ein Kind, das begann, die Welt zu entdecken. Nun ist ihre Welt auf die Wohnung im Elternhaus zusammengeschrumpft, die ihre Mutter und ihr Vater zu Alikis achtem Geburtstag am 8. November liebevoll geschmückt haben. Eine Party gab es natürlich nicht, dafür haben sie für die anderen Kinder im Haus Süßigkeiten in den Gemeinschaftsbereich gestellt. „Das Leben besteht aus Momenten, aus denen man das Beste machen muss“, sagt Yota Tsiamoura.

Eigentlich wollte die Familie, die die Behandlung an der Uniklinik ebenso wie den Aufenthalt im Elternhaus vollständig selbst trägt, nur wenige Wochen dort bleiben, um dann eine Ferienwohnung anzumieten. Doch dann sind sie heimisch geworden, wehren auf die Frage nach Verbesserungsvorschlägen ab: Alles sei perfekt. Wie formuliert es die Mutter in ihrer Dankes-Anzeige: „Ihr habt ein echtes Zuhause für Aliki geschaffen.“