Essen-Heidhausen/Fischlaken. Die Jona-Gemeinde und St. Kamillus in Heidhausen haben ihre Zusammenarbeit in einer Vereinbarung festgeschrieben – eine Premiere im Stadtgebiet.
Die Jona-Kirche erlebte einen historischen Moment. Im Zuge eines ökumenischen Gottesdienstes mit Pfarrer Klaus Baltes und Propst Jürgen Schmidt unterzeichneten Jona-Gemeinde und Gemeinde St. Kamillus eine Vereinbarung. Nach rund 50 Jahren ökumenischer Verbundenheit wird die Zusammenarbeit in eine schriftliche Form gegossen – einmalig bislang in Essen.
Die Gegensätze, die noch im Glauben bestünden, sollten nicht ignoriert werden, ihnen werde aber immer weniger Bedeutung beigemessen. Propst Schmidt fand bewegende Worte: „An ihrem klassischen Reformationsfest öffnet eine evangelische Gemeinde die Tür ihrer Kirche und unterzeichnet mit ihrer katholischen Nachbargemeinde eine Partnerschaftsvereinbarung. Das darf uns durchaus unter die Haut gehen.“
Arbeitskreis bereitete seit 2019 die Vereinbarung vor
Für ihn steht fest: „Die Unterzeichnung ist die Frucht eines langen Engagements zahlreicher Frauen und Männer in beiden Gemeinden. Heute gilt es denen zu danken, die den Mut hatten, diesen Schritt zu wagen, vielleicht auch gegen Skepsis und Bedenken in ihren jeweiligen Gemeinden.“
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Der Anfang 2019 gegründete und paritätisch besetzte ökumenische Arbeitskreis verfasste eine spezifisch auf Fischlaken und Heidhausen zugeschnittene Selbstverpflichtung. Aufgrund der Corona-Pandemie geschah dies weitgehend am Telefon und in Videokonferenzen. Die Vereinbarung basiert auf einer Empfehlung aus dem Reformationsgedenken im Jahr 2017, die vom Bistum Essen und den evangelischen Kirchen im Rheinland und von Westfalen unter dem Leitwort „Ökumenisch Kirche sein“ gegeben wurde.
„Aufstehn, aufeinander zugehn, das ist unser Ökumene-Song“
Volker Meißner als Referent für Ökumene im Bistum Essen stand beratend zur Seite. Die Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Essen, Marion Greve, würdigte die Unterzeichnung mit einem persönlichen Grußwort. Für das Jona-Presbyterium betonte Pfarrerin Carolina Baltes, die Unterzeichnung sei ein wichtiger Meilenstein: „Das wird unseren Stadtteil bereichern, und so können wir hier fruchtbar und glaubwürdig zusammen gemeinsam Jesus Christus nachfolgen. So nah sind wir einander, so gut harmonieren wir, seit nahezu fünf Jahrzehnten. Bei uns allen ist die Sehnsucht nach mehr Nähe da. Nicht erst seit Corona.“
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Das Pandemie-Krisenmanagement habe dermaßen viele Ressourcen gebunden, so viel Kreativität, Energie und Zeit gekostet, dass Ökumene leider viel zu kurz gekommen sei: „Aber wir haben einen langen Atem, wir verlieren das Ziel nicht aus den Augen. Aufstehn, aufeinander zugehn, das ist unser Ökumene-Song.“
Vereinbarung wird digital zugänglich gemacht, aber auch gedruckt
Karin Wierscheim als Gemeinderatsvorsitzende von St. Kamillus wies darauf hin, dass im bischöflichen Votum zur Pfarreientwicklung der Ausbau ökumenischer Kontakte sogar ausdrücklich empfohlen werde. Die Vereinbarung gebe den Bestrebungen einen verbindlichen Charakter: „Das war kein Zeitvertreib, sondern wir meinen es ernst. Wir glauben, dass es längst an der Zeit ist, dass die christlichen Kirchen mehr zusammenarbeiten und sich verbinden. Wir werden die Unterschiedlichkeiten wertschätzen, sie beachten und nichts übers Knie brechen.“
Der Covid-19-Virus beeinträchtige das Gemeindeleben: Eine Reihe ökumenischer Gottesdienste und die erstmals ökumenischen Kinderbibeltage mussten abgeblasen werden. Man bedaure sehr, dass die Gemeindemitglieder nicht in der Weise beteiligt werden konnten, wie es geplant war. Aber alle sollen wissen, was in der Vereinbarung steht und sich damit auseinandersetzen können. Also wird sie digital zugänglich gemacht, aber auch gedruckt und in den Kirchen ausgelegt. Die vertagten Gemeindeforen würden nachgeholt. Es werde aber gewartet, bis sich wieder alle Generationen am Dialog beteiligen könnten.
Geplant ist ein regelmäßiger Austausch zu verschiedenen Themen
In der Rahmenvereinbarung für die Ökumenische Partnerschaft geht es um deren konkrete Ausgestaltung: Im Bemühen um ein vertieftes gegenseitiges Verstehen will man Vorurteile beseitigen und füreinander da sein. Die Zusammenarbeit soll intensiviert werden mit regelmäßigen Begegnungen, gegenseitigen Einladungen zu Veranstaltungen und gemeinsamen Aktivitäten.
Überall dort soll gemeinsam gehandelt werden, wo nicht konfessionelle Gründe dem entgegenstehen. Gemeinsam soll das Evangelium durch Wort und Tat verkündigt werden. Geplant ist ein regelmäßiger Austausch über Initiativen zur Evangelisierung und Erfahrungen in Katechese, Verkündigung und Seelsorge. Gemeinsame Gottesdienste sollen die Einheit der Kirche Jesu Christi zu fördern. Die Gemeinden wollen sich künftig auch gegenseitig helfen in ihrem karitativen und diakonischen Dienst.
Gemeinsame Strukturen schaffen – personell und räumlich
Konfessionsverbindende Ehen sollen unterstützt werden, besonders auch deren Kinder. Dies schließe eine sensible und gemeinsame Sorge bei Trauungen und Taufen sowie in Trauerfällen und bei kirchlichen Bestattungen ein, heißt es.
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Die Partnerschaft soll stetig weiterentwickelt werden. Aufgelistet sind hier regelmäßig stattfindende Gemeindeforen und Gemeindefeste, Treffen haupt-, neben- und ehrenamtlicher Mitarbeiter sowie Zusammenkünfte der verantwortlichen Gemeindegremien.
Die Partnerschaft soll nämlich zu einer Ökumenischen Gemeinde führen mit gemeinsamen Strukturen, personellen und räumlichen Ressourcen. Darin sehen die Unterzeichner die natürliche Zielsetzung aller aufgezeigten Aktivitäten und Entwicklungsschritte: „Wir wollen auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens gemeinsam handeln und den im Glauben noch bestehenden Gegensätzen immer weniger Bedeutung beimessen. Daher wollen wir immer aufrichtig und wahrhaftig miteinander umgehen.“
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