Essen-Heidhausen. Pater Jörg Gabriel beendet seinen Dienst in der Gemeinde. Er zieht als Provinzial der der Kamillianer nach Freiburg. Im Gespräch zieht er Bilanz.
Pater Jörg Gabriel verlässt St. Kamillus. Am 30. November wird der Pastor seinen Dienst in der Gemeinde St. Kamillus beenden und nach Freiburg ziehen. Der Schritt falle ihm unheimlich schwer: „Aber ich sehe keine andere Möglichkeit.“
Als Provinzial der Deutschen Ordensprovinz der Kamillianer fühlt er sich seinen Mitbrüdern verpflichtet: „Ich wurde von ihnen gewählt, um neue Ideen umzusetzen. Wir Kamillianer dürfen nicht abwarten, bis wir aussterben. Jetzt kann ich da noch was in Bewegung setzen. Das geht aber nur in Freiburg.“ Da könne er alles umsetzen, was er gelernt habe: „Manches hat 20 Jahre in der Schublade gelegen.“
Pfarrer ist vielen Menschen zum Freund geworden
Das klingt alles sehr spannend und durchaus ehrenvoll. Doch für viele seiner Schäfchen in Heidhausen wird sein Weggang schmerzhaft. Da wird nicht nur ein Pfarrer verabschiedet, da geht ein Freund.
Anja Graf führt ehrenamtlich die Geschäfte der Gemeinde, schon 2001 haben sie gemeinsam Familienmessen gestaltet. Die Fischlakerin fühlt wie viele in der Gemeinde: „Ich darf gar nicht an den Abschiedstag denken“, sagt sie traurig.
Als 25-Jähriger zog er zum Kamillanerorden in Heidhausen
Jörg Gabriel wurde 1969 in Bad Camberg geboren. Als 25-Jähriger zog er zum Kamillanerorden nach Heidhausen. Fünf Jahre später wurde er im Essener Dom von Bischof Luthe zum Priester geweiht, übernahm 2011 in St. Kamillus die Nachfolge von Pater Arno Geiger.
Heilige Messe zum Thema „Aufbruch“
Mit dem Weggang von Pater Gabriel endet nun auch eine fast 120-jährige Ära, in welcher die Kamillianer den Pastor für Heidhausen und später auch für Fischlaken stellten.
Am ersten Adventssonntag, 1. Dezember, wird Pater Gabriel in der Heiligen Messe verabschiedet. Diese beginnt um 10 Uhr in der Kirche Christi Himmelfahrt. Sie wird von den Chören der Gemeinde mitgestaltet und greift das Thema „Aufbruch“ auf.
Im Anschluss ist im Gemeindesaal bei einem Imbiss Gelegenheit zur Begegnung und zum „Danke sagen“.
Nach seiner „summa cum laude“-Promotion als Doktor der Theologie hätte er Professor an einer Universität werden können. Aber er blieb da und ist da erfrischend ehrlich: „Wenn ich Pläne im Hinterkopf habe, kommt es immer anders. Ich rutsche überall rein. Und es fühlt sich dann immer richtig an.“ Er hätte sich so vieles gar nicht zugetraut. Anfangs sei er recht zurückhaltend gewesen. „Was in mir steckt, konnte ich beim Theaterspielen zeigen.“
Auftritte bei den Musicals „Les Misérables“ und „Elisabeth“
Beate Thomitzek hatte ganz frech gefragt, ob der Pater sich Laientheater zutraue. Der muss heute grinsen: „Beim ersten Auftritt 2003 habe ich eine Putzfrau gespielt und hessisch gebabbelt. Es hat mich keiner erkannt.“ Seine umjubelten Auftritte an der Seite von Nicole Richtmann sind Legende. Die Kirche Christi Himmelfahrt war immer rappelvoll, wenn die Beiden Lieder aus bekannten Musicals wie „Les Misérables“ oder „Elisabeth“ sangen.
Für Gabriel ist Spiritualität im Alltagsleben wichtig: „Ich möchte den Leuten helfen, eine persönliche Glaubensbeziehung zu Gott aufzubauen.“ Nicht alles war umsetzbar: „Ich weiß schon, wo mir was nicht gelungen ist. Aber ich merke auch, wo meine Kräfte enden. Dann nehme ich mir Auszeiten.“
Auch interessant
Zusammenarbeit mit der evangelischen Gemeinde
Ganz besonders liebt er die Nordsee. Im Sommer übernimmt er als Urlaubs-Priester auf Norderney: „Wenn mir der Wind um die Ohren pfeift, dann bin ich bei mir. Ich schwimme auch gerne.“ Manchmal sei er zu vertrauensselig: „Da bin ich schon bitterböse auf die Nase gefallen. Aber ich traue anderen Leuten etwas zu.“
So auch das aktuelle Projekt der Ökumene von St. Kamillus und Jona. Der Pater vertraut den Gläubigen beider Gemeinden: „Im Bereich Ökumene sind sie so gut aufgestellt. Die brauchen mich da gar nicht.“ Mit dem Pfarrern Carolina und Klaus Baltes verbindet ihn mittlerweile Freundschaft: „Die Ideen sind gleich. Wir haben eine Sprache.“
Er behält sein Zimmer im Heidhauser Konvent
Die weite Welt reizte ihn eigentlich nicht: „Heidhausen war mein Horizont.“ Doch nun zwingt ihn sein Amt als Provinzial in die Ferne. Nach Taiwan oder Kolumbien, auf die Philippinen: „Ich hasse es, ins Flugzeug zu steigen. Da geht’s mir schlecht.“ In Tansania wurde der Kamillianer sogar auf einen Thron gesetzt. Er fand’s merkwürdig, ließ die afrikanischen Gläubigen aber gewähren. In der Fremde kann der Pater sich mit Englisch behelfen. Zusätzlich muss er besser Italienisch lernen: „Das ist nun mal die Ordenssprache.“
Seine Freundschaften möchte der Pater weiterhin pflegen. Deshalb behält er sein Zimmer im Konvent am Kamillusweg und möchte regelmäßig die liebgewonnene zweite Heimat besuchen.
Auch interessant