Essen-Schonnebeck. Ulrich Papst ist drei Wochen lang kein Auto, sondern Fahrrad gefahren. Im Interview erzählt er, wo er an seine Grenzen gekommen ist.

Ulrich Pabst aus Schonnebeck hat das Auto für die Kampagne Stadtradeln drei Wochen lang stehen gelassen und ist etwas mehr als 1000 Kilometer Fahrrad gefahren, rund 47 Kilometer am Tag. Im Interview erzählt er, wo er dabei an seine Grenzen stieß, wie er die Rad-Infrastruktur in Essen bewertet und warum er kein E-Bike hat.

Warum haben Sie beim Stadtradeln mitgemacht?

Weil ich den Radverkehr und generell die Verkehrswende in Essen voranbringen möchte. Radfahren in der Stadt ist möglich, sinnvoll, gut für die Umwelt, und auch gut für die Gesundheit.

Wie sind Sie auf 1000 Kilometer gekommen?

Ich bin Alltagsradler, fahre also eigentlich alle Strecken mit dem Fahrrad und dann kommt eben so einiges zusammen. Ich arbeite zwar im Home Office, bin aber viel für die Grünen auf Sitzungen, Ortsterminen und im Rat. Einkäufe mache ich auch mit dem Fahrrad, manchmal auch Freizeittouren.

Wo kommen Sie an Ihre Grenzen?

Die Strecke kann eigentlich nicht zu lang sein. Vor einigen Jahren bin ich mal 350 Kilometer an einem Tag gefahren. Problematisch wird es, wenn ich Getränke für die ganze Familie kaufe. Da nehme ich zwar manchmal meinen Hänger, den ich auch nutze, wenn ich meine Bienenvölker umsiedeln muss, das Auto ist dann aber praktischer. Auch, wenn wir in den Familienurlaub fahren oder zum Beispiel gemeinsam essen gehen. Da setze ich mich dann mit ins Auto. Wettertechnisch kann mich eigentlich nichts aufhalten, ich fahre bei so gut wie jedem Wetter, wenn nicht gerade knietief Schnee liegt.

Stadtradeln als deutschlandweite Kampagne

Stadtradeln ist eine Kampagne des Netzwerks Klima-Bündnis. Ziel ist es, im Wettbewerbszeitraum von 21 Tagen als Gruppe oder Einzelner möglichst viele Kilometer mit dem Fahrrad zurückzulegen, um die eigenen und die C02-Emissionen der Kommune zu senken. Infos unter www.Stadtradeln.de

Der Wettbewerb ist deutschlandweit und es können Städte, Gemeinden, Landkreise und Regionen und ihre Einwohner teilnehmen.

Waren Sie froh, als sie nach den drei Wochen Aktionszeitraum wieder das Auto nutzen durften?

Trotz des guten Vorsatzes habe ich doch ein paar Sachen auf die Nach-Stadtradel-Zeit verschoben, zum Beispiel der Weg zum Recyclinghof, das war mir dann doch zu aufwändig, mit vier Säcken Grünschnitt viermal zu fahren. Gegangen wäre es aber, und positiv ist, dass im Schrebergarten dann doch etwas mehr gehäckselt wurde, so dass es gar nicht mehr weggebracht werden musste.

Hier in Schonnebeck ist es zum Teil relativ bergig. Warum sehnen Sie sich nicht nach einem E-Bike?

Weil ich es kann.

Welche Note geben Sie Essen in Bezug auf Infrastruktur?

Essen ist eine Autostadt, also würde ich mal sagen eine drei.

Was funktioniert in Essen gut aus Fahrradfahrersicht?

Essen ist im Freizeitbereich mit den Trassen gut aufgestellt und es gibt viele geöffnete Einbahnstraßen, das gefällt mir.

Wo ist noch Potenzial?

Die Trassen führen nicht dahin, wo man hin muss, die Verbindungen in die Stadt sind schlecht. Auch die Ampelschaltungen sind oft nicht gut. Während die Autofahrer eine grüne Welle haben, müssen die Fahrradfahrer an drei roten Ampeln anhalten. Verbesserungen gibt es auch noch im Bereich der Abstellmöglichkeiten. Sobald es darum geht irgendwo den Autofahrern etwas wegzunehmen, gibt es in Essen große Widerstände. Die Fahrradstraße auf der Rüttenscheider Straße ist aus meiner Sicht ein Schuss in den Ofen. Was da jetzt rausgekommen ist, ist für Radfahrer schlechter als vorher.

Könnten Sie komplett auf das Auto verzichten?

Ich vielleicht schon, meine Familie aber nicht.

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