Essen-Rüttenscheid. Die Gaststätte „Käthe & Kalle“ hat gerade erst eröffnet. Die Schließung hat die Betreiber kalt erwischt. Sie suchen nach Lösungen.
Eigentlich wollten David Tappeser und Daniel Milicevic ihr Lokal „Käthe & Kalle“ schon im Frühjahr eröffnen. Doch dann kam Corona. Nun sind sie vor 14 Tagen gestartet und müssen ab Montag wieder schließen – wieder wegen Corona. Ihren Optimismus lassen sie sich aber nicht nehmen. Als Gastronomen mit Leib und Seele, wie sie es sind, „denken wir praktisch und lösungsorientiert“.
Gastronomen in Essen-Rüttenscheid wollen Bring- und Abholservice anbieten
Wie zahlreiche andere Restaurants und Gaststätten in Rüttenscheid wollen sie auch einen Bring- und Abholservice anbieten. Derzeit feilen sie an einer zeitnahen Umsetzung. Zu den Spezialitäten des Hauses gehören unter anderem Gerichte rund um das Brot. Momentan prüfe man allerdings, ob für das Mitarbeiterteam von Käthe & Kalle Kurzarbeit anberaumt werde. Zudem fragen sich die Wirte, inwieweit sie mit ihrem Betrieb Anspruch auf die Ausgleichszahlungen haben, die der Bund für die Gastronomie angekündigt hat, und holen dazu die notwendigen Informationen ein.
Dass es bei den neuen Corona-Verordnungen die Gastronomie treffen werde, damit hatten Tappeser und Milicevic nicht gerechnet, wenngleich in den vergangenen Tagen die massiv steigenden Zahlen von Infizierten sie durchaus aufhorchen ließen. Wie die gesamte Branche, hoffen auch die beiden Essener, dass die Schließung nicht länger als die bislang geplanten vier Wochen dauert.
Betreiber der jungen Tapas-Bar beobachtete bedenkliche Entwicklung
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Überrascht von der Entscheidung aus Berlin zeigt sich auch Juan Sanchez. Seine Tapas-Bar an der Rüttenscheider Straße ist ebenfalls noch sehr jung, im Mai erst hat er sie eröffnet. Nachdem es die ganze Zeit über sehr gut gelaufen sei, fand er die Entwicklung in den vergangenen Tagen dann doch schon bedenklich
Eine ganze Reihe von Reservierungen wurden kurzfristig abgesagt, berichtet Sanchez. Andere Gruppen seien längst nicht in der zunächst geplanten Zahl erschienen. Zur Begründung habe er entweder zu hören bekommen, dass es Corona-Fälle im engsten Umfeld gebe oder schlichtweg die Sorge bestehe, sich selbst infizieren zu können.
Gastronom verweist auf Robert-Koch-Institut
Christian Krause vom Lokal „Früher oder später“ an der Wittekindstraße verweist auf Untersuchungen des Robert-Koch-Instituts. Danach hätten Restaurants und Kneipen nur einen geringen Anteil an dem Ausbruchgeschehen.
Die gesamte Branche drängt seit Beginn der Pandemie darauf, dass sie finanzielle Hilfen erhält. Nun heißt es, dass kleine Firmen bis zu 75 Prozent des Umsatzes erstattet bekommen, den sie im Vorjahresmonat, also im November 2019, erwirtschaftet haben.
Für die Zeit der Schließung wolle er aber keinen „to-go-Service“ anbieten. Für eine Tapas-Bar biete sich das nicht wirklich an, hier handele es sich eher um eine Art Philosophie. Ganz anders verhalte es sich mit seinem Burgerladen „200 Gramm“ in Holsterhausen. Da habe sich der Hol- und Bringdienst beim Frühjahrs-Lockdown bewährt, wenngleich der Umsatz in den Monaten nicht mit dem zu übrigen Zeiten vergleichbar gewesen sei.
Besitzer von Restaurant Arabesque gibt sich zuversichtlich
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Kassim El-Hadi spricht von einem „Schock“, als er die Nachricht von der Schließung hörte. Er hat vor wenigen Wochen im früheren La Turka an der Rüttenscheider Straße ein zweites Arabesque eröffnet. Unter dem gleichen Namen betreibt er bereits seit vielen Jahren ein arabisch-libanesisches Restaurant an der Rellinghauser Straße. Die Entscheidung für das weitere Standbein bereue er keineswegs, er sei auch äußerst zuversichtlich, dass man auch die bevorstehende Herausforderung meistern werde.
El-Hadi weiß, wovon er spricht. Im Frühjahr sank der Umsatz auf rund ein Fünftel. Nachdem er zunächst komplett geschlossen hatte, „gab es dann doch erste Rückfragen, ob wir nicht doch Menüs zubereiten und zum Abholen bereithalten können“. Dieses Mal wolle man nicht abwarten, sondern werbe bereits seit Bekanntgabe der Schließung für den Service des eigenen Restaurants.
Kurzarbeit und Entlassungen in Gastro-Betrieb
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Die Entscheidung aus Berlin ist für Ilona Hiegemann, Inhaberin des Lokals Wirthaus Rü, „nicht nachvollziehbar“. Sie habe in Hygieneschutz investiert, Plexiglasscheiben angeschafft und für ausreichend Desinfektionsmittel gesorgt. Damit stehe sie aber längst nicht allein. Viele Kolleginnen und Kollegen hätten auch alle Anstrengungen unternommen, um die Auflagen zu erfüllen. Zudem gebe es offensichtlich auch Untersuchungen, nach denen Gaststätten bei den Übertragungswegen des Virus eine eher nachrangige Rolle spielen würden. Für ihre Mitarbeiter hofft Ilona Hiegemann, dass auf Kurzarbeit verzichtet werden kann.
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Die gilt bereits für die meisten der noch verbliebenen acht Beschäftigten der Rüttenscheider Hausbrauerei, berichtet Geschäftsführer Afshin Sadaghiani. Zwölf Mitarbeiter habe er entlassen müssen. Da es sich am Ende herausgestellt habe, dass angekündigte finanzielle Hilfen des Bundes für seinen Betrieb nicht in Betracht gekommen seien, „bin ich bei den jetzt angekündigten Ausgleichszahlungen noch recht skeptisch“.