Essen-Bredeney. Trotz Bürgerprotesten entsteht am Meckenstocker Weg in Bredeney ein Neubau. Stadt will Einbahnregelung einführen. Nicht alle sind zufrieden.

Der umstrittene Neubau am Meckenstocker Weg 42 in Essen-Bredeney ist fast fertig. Im Vorfeld hatten sich Anwohner gegen das ihrer Meinung nach für den Standort zu große Gebäude gewehrt. Sie fürchteten eine Zersiedlung der Landschaft und Verkehrsprobleme in der zum Teil sehr engen Straße. Um letzterem vorzubeugen, will die Stadt eine Einbahnstraßenregelung einführen. Doch es gibt weiterhin die Befürchtung, dass Rettungswagen nicht durchkommen könnten.

Im Vorfeld hatten sich Anwohner angesichts des Bauprojekts eine neue Verkehrsregelung gewünscht. Ob eine Anliegerstraße oder eine Einbahnstraße sinnvoll sei, darüber gingen die Meinungen allerdings auseinander. Für Lothar Pues von der Bürgerinitiative Naturschutzgebiet Essen-Bredeney, der zwei Häuser am Meckenstocker Weg kurz vor der Einmündung zum Wolfsbachweg besitzt, ist die Einbahnstraßenregelung keine Lösung. Er fordert eine Sperrung der Straße hinter dem Neubau, um den Verkehr aus dem Stück Richtung Wolfsbachweg komplett herauszunehmen. Nur Einsatzfahrzeuge sollten dort fahren dürfen, findet er.

Bürger ärgert sich über Schrägparker am Straßenrand

„Wie sollen denn Einsatzkräfte zu den oberen Häusern und zu dem Neubau kommen? Die Straße ist doch viel zu eng“, gibt er zu bedenken. Pues beklagt, dass am Meckenstocker Weg Richtung B224 vielfach schräg geparkt werde, was eine Fahrbahn blockiere.

Grundstück liegt im Landschaftsschutzgebiet

Das Baugrundstück liegt laut Stadt im Landschaftsschutzgebiet. Für das Bauprojekt sei eine naturschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung erteilt worden. Es könnten nur Einzelheiten des Bauvorhabens über die Landschaftsverordnung geregelt, nicht aber das gesamte Projekt verhindert werden. Das gelte nach einem Gerichtsurteil insbesondere, wenn das Baugrundstück sich in einem zersiedelten Bereich befinde.

Es gebe in der Nähe kein Naturschutzgebiet, sondern nur geschützte Landschaftsbestandteile, zu denen ein vorgegebener Abstand eingehalten werden müsse. Das sei in der Baugenehmigung so festgehalten.

Lothar Pues hält die geplante Regelung nicht für sinnvoll, begrüßt aber, dass die Stadt zumindest auf den zu erwartenden zusätzlichen Verkehr durch den Neubau hinweise. „Gut, dass nach Jahren der Auseinandersetzung mit der Stadt Essen dies einmal schriftlich festgehalten wird.“

Der Neubau am Meckenstocker Weg 42 wird 14 Mietwohnungen und 21 Tiefgaragenplätze umfassen, die von der Geno-Bank und der Firma Living Space als Bauträger realisiert werden. Für das Bauprojekt wurde Mitte Dezember 2019 Richtfest gefeiert. Auf dem Grundstück hatte vorher eine kleinere Villa gestanden, die abgerissen wurde.

Auseinandersetzungen mit der Stadt landeten schon vor Gericht

Ob es sich bei dem besagten Abschnitt des Meckenstocker Wegs überhaupt um eine Straße handelt, beschäftigte schon die Justiz. „Der ursprünglich am Meckenstocker Weg 42 vorbeiführende Weg war beziehungsweise ist nicht als öffentliche Straße im Sinne des Straßen- und Wegegesetzes des Landes Nordrhein-Westfalen ausgewiesen. Diese Tatsache wurde jetzt nochmalig durch das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen bestätigt“, verwies Lothar Pues Anfang des Jahres auf einen Gerichtsbeschluss vom 13. Dezember 2019. Das Gericht habe festgestellt, dass „die Beschaffenheit des Weges nicht als Straße klassifiziert sei“.

Der Meckenstocker Weg ist kurz vor der Einmündung in den Wolfsbachweg tatsächlich so schmal, so dass Begegnungsverkehr nicht möglich ist. Ein Gehweg fehlt ganz. Ungeachtet dessen hatte die Stadt damals erklärt, dass Rettungskräfte und Entsorgungsbetriebe in der Lage seien, die Anliegergrundstücke über die vorhandene Straße zu erreichen. Über die Breite gingen die Meinung schon damals auseinander: Während die Stadt von drei Metern spricht, sind es laut Lothar Pues nur 2,30 Meter.

Bezirksvertretung hat sich für die Einbahnstraßenregelung ausgesprochen

Die Bezirksvertretung IX hatte dann Ende Mai den Plänen der Verwaltung, eine Einbahnstraßenregelung in Teilen des Meckenstocker Wegs einzuführen, einstimmig zugestimmt. Die Regelung betrifft den Bereich zwischen Hausnummer 33 und dem Wolfsbachweg. Sie soll nach Aufhebung der durch die Baustelle bedingten Straßensperrung zeitnah umgesetzt werden.

Noch ist der Teilbereich des Meckenstocker Wegs wegen der Arbeiten am Neubau gesperrt.
Noch ist der Teilbereich des Meckenstocker Wegs wegen der Arbeiten am Neubau gesperrt. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Wegen der geringen Fahrbahnbreite in diesem Bereich gibt es laut Verwaltung bereits seit 1990 ein Verbot für Fahrzeuge über sechs Meter Länge. Ziel der Maßnahme sei gewesen, Schäden an Fahrzeugen, an Einfriedungen der Grundstücke und am abschüssigen Gelände zu verhindern. „Obwohl die beengten Straßenverhältnisse seit jeher keinen Begegnungsverkehr zulassen, ist hier bislang keine Einbahnstraßenregelung vorhanden“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung.

Auch interessant

Laut Verwaltung werde das Wohngebiet Meckenstocker Weg derzeit in der Regel von der Bredeneyer Straße (B224) angefahren und auch wieder verlassen. „Von daher wird der relevante Engpass heute fast ausschließlich von den wenigen Anwohnern von Haus Nummer 41 und 46 befahren. Insofern stellte sich hier bisher nicht zwingend die Frage der Einführung einer Einbahnstraßenregelung“, heißt es seitens der Verwaltung.

Auch interessant

Der Ausbau der Straße ist nicht geplant

Diese stellt aber fest, dass der große neue Gebäudekomplex zu zusätzlichem Verkehr im engen südlichen Bereich des Meckenstocker Wegs führen werde. Da ein Ausbau der Straße nicht geplant sei, müsse eine Einbahnstraßenregelung erfolgen, die die Straßenverkehrsbehörde im Austausch mit Polizei und Feuerwehr sowie dem Straßenbaulastträger ausweisen werde.

Lothar Pues ist das alles nicht genug. Um die seiner Ansicht nach „katastrophalen Zustände“ zu verbessern, appelliert er an die Anwohner, Rücksicht zu nehmen und nur da zu parken, wo es erlaubt sei, um Gefährdungssituationen zu vermeiden. Außerdem solle der Vermieter der neuen Wohnungen auf die schwierige Parksituation hinweisen. Er schlägt der Stadt zudem vor, für die Durchfahrt der Rettungsfahrzeuge zu prüfen, ob nicht ein Stück von seinem Grundstück als Rettungsweg genutzt werden könne.

Den Newsletter aus Essen bekommen Sie hier